Fliegende Blätter (31.1859 (Nr. 731-756))

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Einst und jetzt.

i.

Wenn sonst der Ritter eilt' zum Streit,
Und frisch auf's Rößlein sprang,

So trat zu ihm die zücht'gc Maid,

Sie seufzten tief und bang.

Sie reicht' ihm eine Schärpe hin,

Gewirkt aus Seid' und Gold,

Und sprach: „Bewahrt mir treuen Sinn,

Fahr't wohl und bleibt mir hold!"

Zieht jetzo aber der Soldat
Von seiner Liebsten aus,

Er oft gar schlimme Nöthen hat,

Da setzt cs bösen Strauß!

Sie weint und hält ihn was sie kann,

Sic küßt ihn für und für,

Und ruft: „Denk', schlanker, lieber Mann,
Was Du geschworen mir!"

II.

Der Ritter oftmals in der Fremd'

Viel holde Wciblcin fand,

Doch hätt' er wacker sich geschämt,

Zu küssen And'rer Hand.

War Eine gar zu schöu und läßt
Der Teufel ihm nicht Ruh',

Schlug er ein Kreuz — und drückte fest —
Sehr fest! — die Augen zu.

Kommt aber endlich der Soldat
Jetzt fort mit heiler Haut,

Er auch schon in der nächsten Stadt
Nach allen Mägdleins schaut.

Und denkt — rückt Abends in's Quartier
Er ein bei Sang und Klang:

„Den ganzen Tag war treu ich ihr!

War ich's nicht viel zu lang?"