Die Frau mit zweierlei Augen.
Frau v. Schmid (zur Freundin): „Sieh' nur, liebe
Marie, ist das dort nicht Arthur? Gott, wie mir das Herz
| schlägt, wenn ich ihn erblicke!"
Marie: „Aber wo geht er denn?"
Frau v. Schmid: „Dort! eben biegt er um jene Ecke!"
Marie: „Ja wahrhaftig, er ist eS! Was für ei» herr-
lich scharfes Auge Du hast!"
Frau v. Schmid: „Ja, das ist wahr, darum haben
mich meine Freundinnen schon manchmal beneidet."
Herr v. Schmid (kommt zur Thüre herein): „Aber,
liebes Weib, siehst Du mich denn nicht? Ich habe dicht unter
Deinem Fenster gestanden und Dir zugcwinkt mit Hand und
Tuch, aber Du siehst mich nicht."
Frau v. Schmid: „Mein liebes Männchen, Du weißt
aber doch, daß ich so sehr kurzsichtig bin! (Hält den Opern- j
guckcr vor die Augen.) Sichst Du, jetzt sehe ick Dich erst
genau!"
Leipziger in Dresden.
„Nee, was de Natur Alles für de Dräsucr gethan hat!
Sc haben »u das schecne Theater, die scheenen Brücken, die
scheenc Tcrassc un nu ooch noch die schecne Gegend! Aber
cne scheenc Leipziger Gose hab'n se doch »ich!"
206 Der Wirth und die Kellner.
Dieß hat dem Wirth, dem braven Mann,
Verbittert viele Stunden;
Er sann darob auch Tag und Nacht
Und rief: „Ich hab's gefunden!"
Er gibt den Kellnern strengstens auf,
Bei jedem Gang zum Fasse
Zu pfeifen einen Marsch, ein Lied,
Wie's eben jedem passe.
Er denkt, so lang' der Bursche pfeift,
Jst's mit dem Trinken alle,
Und freut sich über sein Genie
In diesem schwicr'gen Falle.
Das Ding war gut; so oft die Thür'
Geknarrt im Trcppenhause,
Erschallt voin Keller auch herauf
Ein Pfeifen ohne Pause.
Und dennoch sicht allabendlich,
Wie sonst, so in der Folge,
Benebelt wie nur je vorher,
Der Wirth die beiden Strolche.
D'rum schleicht er in de» Keller einst —
Ein Marsch ward just gepfiffen —
Und findet Zwei, statt Eines nur,
Da hat er rasch begriffen.
Der Eine zapft und pfeift dazu,
Daß rings die Fäßer schollen,
Der Andre trank derweil, und dann
Vertauschten sie die Rollen.
Frau v. Schmid (zur Freundin): „Sieh' nur, liebe
Marie, ist das dort nicht Arthur? Gott, wie mir das Herz
| schlägt, wenn ich ihn erblicke!"
Marie: „Aber wo geht er denn?"
Frau v. Schmid: „Dort! eben biegt er um jene Ecke!"
Marie: „Ja wahrhaftig, er ist eS! Was für ei» herr-
lich scharfes Auge Du hast!"
Frau v. Schmid: „Ja, das ist wahr, darum haben
mich meine Freundinnen schon manchmal beneidet."
Herr v. Schmid (kommt zur Thüre herein): „Aber,
liebes Weib, siehst Du mich denn nicht? Ich habe dicht unter
Deinem Fenster gestanden und Dir zugcwinkt mit Hand und
Tuch, aber Du siehst mich nicht."
Frau v. Schmid: „Mein liebes Männchen, Du weißt
aber doch, daß ich so sehr kurzsichtig bin! (Hält den Opern- j
guckcr vor die Augen.) Sichst Du, jetzt sehe ick Dich erst
genau!"
Leipziger in Dresden.
„Nee, was de Natur Alles für de Dräsucr gethan hat!
Sc haben »u das schecne Theater, die scheenen Brücken, die
scheenc Tcrassc un nu ooch noch die schecne Gegend! Aber
cne scheenc Leipziger Gose hab'n se doch »ich!"
206 Der Wirth und die Kellner.
Dieß hat dem Wirth, dem braven Mann,
Verbittert viele Stunden;
Er sann darob auch Tag und Nacht
Und rief: „Ich hab's gefunden!"
Er gibt den Kellnern strengstens auf,
Bei jedem Gang zum Fasse
Zu pfeifen einen Marsch, ein Lied,
Wie's eben jedem passe.
Er denkt, so lang' der Bursche pfeift,
Jst's mit dem Trinken alle,
Und freut sich über sein Genie
In diesem schwicr'gen Falle.
Das Ding war gut; so oft die Thür'
Geknarrt im Trcppenhause,
Erschallt voin Keller auch herauf
Ein Pfeifen ohne Pause.
Und dennoch sicht allabendlich,
Wie sonst, so in der Folge,
Benebelt wie nur je vorher,
Der Wirth die beiden Strolche.
D'rum schleicht er in de» Keller einst —
Ein Marsch ward just gepfiffen —
Und findet Zwei, statt Eines nur,
Da hat er rasch begriffen.
Der Eine zapft und pfeift dazu,
Daß rings die Fäßer schollen,
Der Andre trank derweil, und dann
Vertauschten sie die Rollen.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Wirth und die Kellner" "Die Frau mit zweierlei Augen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 31.1859, Nr. 756, S. 206
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg