118 Die Täuschung.
Es steht die Bäuerin Abends in der Stube am Back-
trog, hat die Aermcl aufgcschlagcn und macht das Brod an.
Sie thut die Säuere hinein und knetet, daß cs quitscht und
quatscht, — und wie sie endlich meint, es wäre genug, streift
sie die Hände ab, rückt den Backtrog an den Ofen, der noch
hübsch warm ist, daß der Teig über Nacht ausgeht, nimmt ein
Tischtuch und deckt cs darüber, daß keine Fliegen hinein fallen.
D'rauf schaut sic noch in der Stube herum, räumt dies
auf und jenes; der Bauer ist noch nicht zu Haus, wer weiß,
wann der wieder kommt! — geht nachher in die Kammer,
betet ihr Nachtgcbet, legt das Gewand ab, putzt das Licht
aus, flackt sich in's Bett und schläft.
Während der Weil sitzt der Bauer im oberen Wirthshaus
mit ein paar Kameraden und im Disputircn trinkt er eine
Maaß nach der andern, bis ihm endlich ganz dunun im Kopse
wird und Alles sich mit ihm herumdrcht. Die andern Ka-
meraden trinken nach und nach aus und gehen nach Haus,
bis unser Bauer noch ganz allein dasitzt und alleweil sortsauft.
„Jetzt meinet ich aber schon," sagt die Nanny, die schon seit
vier Jahren Kellnerin beim obern Wirth ist, „jetzt meinet ich
schon," sagt sie, „wär's Zeit, Bauer, wenn Du heim gingst,
Du kannst ja nimmer aus den Augen 'raus schauen, vor lau-
ter Rausch." „No, no!" sagt der Bauer, „ich geh' schon, nur
Zeit lassen, er kommt schon. — Geh' schenk' noch a Mal ein
a Maaß, Nanny!" „Heut' nimmer, geh' Du nur heim zu
Deinem Weib, andere Leut' möchten auch in ihr Bett — cs wird
so elfe, bis ich all' die Krügeln noch geputzt Hab'; geh' Du
nur auch heim! Hast's gehört?" „No, no! ich geh' schon!"
und richtig steht er aus, wackelt hinum und herum, bis er
endlich die Thürc findet, und taumelt das Dors hinunter, seinem
Hof zu.
Wie er in's Haus kommt, stößt er da an und dort, rum-
pelt an den Tisch, wirft die Stühle um, zieht sich aus, so weit
cs geht, und endlich legt er sich nieder. „Heut' hat die Bäue-
rin a Mal gut aufbcttct, heut', liegt sich's a Mal schön weich,"
brummt er so vor sich hin, schlaft ein und schnarcht wie eine
Sägmühlc die ganze Nacht fort, und gerade so macht's die
Bäuerin auch. Wie es aber nur ein bischen grau wird in
der Früh, wacht die auf und schaut hinum nach dem Bauern
seinem Bett. „Ja, wo ist denn der Bauer? was wär' denn
das? gar nit heimgch'n? die ganze Nacht saufen, no wart'
nur Lump, dir will ich kommen!"
Mit einem Satz ist sic aus dem Bett, schlieft in den
Unterrock, bindet das Kopftüchel um und hat nichts Anderes
im Sinn, als einen Besen zu nehmen, zum oberen Wirth zu
laufen und dem Bauer'heim zu leuchten.
Wie sic in die Stube heraustritt, kriegt sie schier die
Maulsperre, vor lauter Schreck: — „Ja um Gottes Willen,
was wär' denn jetzt das? Ja, Bauer, was hast denn Du gc-
than?" — Liegt der Bauer gestreckter Längs in der Bäuerin
ihrem Backtrog, die Haare, das Gesicht, die Hände und die
Füße um und um Alles vcrpippt und verpappt, mitten im
Brodteig!
Es steht die Bäuerin Abends in der Stube am Back-
trog, hat die Aermcl aufgcschlagcn und macht das Brod an.
Sie thut die Säuere hinein und knetet, daß cs quitscht und
quatscht, — und wie sie endlich meint, es wäre genug, streift
sie die Hände ab, rückt den Backtrog an den Ofen, der noch
hübsch warm ist, daß der Teig über Nacht ausgeht, nimmt ein
Tischtuch und deckt cs darüber, daß keine Fliegen hinein fallen.
D'rauf schaut sic noch in der Stube herum, räumt dies
auf und jenes; der Bauer ist noch nicht zu Haus, wer weiß,
wann der wieder kommt! — geht nachher in die Kammer,
betet ihr Nachtgcbet, legt das Gewand ab, putzt das Licht
aus, flackt sich in's Bett und schläft.
Während der Weil sitzt der Bauer im oberen Wirthshaus
mit ein paar Kameraden und im Disputircn trinkt er eine
Maaß nach der andern, bis ihm endlich ganz dunun im Kopse
wird und Alles sich mit ihm herumdrcht. Die andern Ka-
meraden trinken nach und nach aus und gehen nach Haus,
bis unser Bauer noch ganz allein dasitzt und alleweil sortsauft.
„Jetzt meinet ich aber schon," sagt die Nanny, die schon seit
vier Jahren Kellnerin beim obern Wirth ist, „jetzt meinet ich
schon," sagt sie, „wär's Zeit, Bauer, wenn Du heim gingst,
Du kannst ja nimmer aus den Augen 'raus schauen, vor lau-
ter Rausch." „No, no!" sagt der Bauer, „ich geh' schon, nur
Zeit lassen, er kommt schon. — Geh' schenk' noch a Mal ein
a Maaß, Nanny!" „Heut' nimmer, geh' Du nur heim zu
Deinem Weib, andere Leut' möchten auch in ihr Bett — cs wird
so elfe, bis ich all' die Krügeln noch geputzt Hab'; geh' Du
nur auch heim! Hast's gehört?" „No, no! ich geh' schon!"
und richtig steht er aus, wackelt hinum und herum, bis er
endlich die Thürc findet, und taumelt das Dors hinunter, seinem
Hof zu.
Wie er in's Haus kommt, stößt er da an und dort, rum-
pelt an den Tisch, wirft die Stühle um, zieht sich aus, so weit
cs geht, und endlich legt er sich nieder. „Heut' hat die Bäue-
rin a Mal gut aufbcttct, heut', liegt sich's a Mal schön weich,"
brummt er so vor sich hin, schlaft ein und schnarcht wie eine
Sägmühlc die ganze Nacht fort, und gerade so macht's die
Bäuerin auch. Wie es aber nur ein bischen grau wird in
der Früh, wacht die auf und schaut hinum nach dem Bauern
seinem Bett. „Ja, wo ist denn der Bauer? was wär' denn
das? gar nit heimgch'n? die ganze Nacht saufen, no wart'
nur Lump, dir will ich kommen!"
Mit einem Satz ist sic aus dem Bett, schlieft in den
Unterrock, bindet das Kopftüchel um und hat nichts Anderes
im Sinn, als einen Besen zu nehmen, zum oberen Wirth zu
laufen und dem Bauer'heim zu leuchten.
Wie sic in die Stube heraustritt, kriegt sie schier die
Maulsperre, vor lauter Schreck: — „Ja um Gottes Willen,
was wär' denn jetzt das? Ja, Bauer, was hast denn Du gc-
than?" — Liegt der Bauer gestreckter Längs in der Bäuerin
ihrem Backtrog, die Haare, das Gesicht, die Hände und die
Füße um und um Alles vcrpippt und verpappt, mitten im
Brodteig!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Täuschung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 31.1859, Nr. 745, S. 118
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg