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Mnropictographische Studien.

Fischfänge, der Bärenjagd und der Gemslederfabrikation. In
der nördlichen nach Dalmatien zu gelegenen Vorstadt Wiens,
der sogenannten Wiedenstadt (Wieden ist französischer Abstam-
mung und ist abgeleitet aus viele, leer, weil vor Erbauung
der Vorstadt jener Platz wahrscheinlich vide, leer gestanden
hat) befindet sich an einem Eckhanse vorstehende sehr alte Zeich-
nung drei Fuß zwei Zoll hoch vom Erdboden und mit schwarzer
Farbe an der Mauer ansgeführt.

Der Alterthumsforscher erkennt ohne Schwierigkeit die
Bedeutung jener Zeichnung. Fig. I stellt den altheidnischen
Gott der Feuchtigkeit, Nazos, vor. Naz ist die altger-
manische Abkürzung und bedeutet naß. Nazos wurde bei gro-
ßer Trockenheit, lang anhaltender Dürre von der verzweifelten
Menge um Hülfe angerufen und brachte man ihm, dem Feuch-
tigkeitsgotte, dann Opfer dar, um Nazos zur Gewährung des
Regens zu bestimmen. Diese Opfer bestanden gewöhnlich ans
Sumpfvögeln. Fig. II. hat hierauf offenbar Bezug, da sie
einen Storch darznstellen scheint. Nazos oder Naz, wie die
Unterschrift besagt, wendet sich verächtlich von dem dargebrachten
Opfer und streckt die Zunge blutgierig nach einem großen Stück
Menschenfleisch, augenscheinlich einem Oberschenkel, aus, den er
in der rechten Hand hält. Hierdurch wollte der alte Maler
andentcn, daß man dem Nazos auch Menschenopfer brachte,
wenn er sich mit den ihm gebotenen Sumpsvögeln nicht zu-
frieden erklärte. Die kurzen Beine mit den langen energischen
Füßen sind das Symbol beharrlicher Weigerung des harther-
zigen Götzenbildes. Die Zahlen 18 und 40, die zu beiden
Seiten des Vogels stehen, bedeuten die Menge der dem Gotte
Nazos geopferten Störche und erkennt man daraus, daß 18
bis 40 Störche auf einmal dem Fenchtigkeitsgotte dargebracht
zu Iverden pflegten, ohne dadurch seine Wasserbewillignng er-
langen zu können, wie der gebratene Menschenschenkcl in der
rechten Hand des Nazos zeigt.

Dieses Bild gibt den deutlichsten Begriff von der aber-
gläubischen Rohheit der Urbewohner jener Länderstrecken, und
ist durch die Opfer, welche dem Nazos gebracht wurden, das
Geschlecht der Störche in Deutschland fast gänzlich ausge-
storbcn. Fig. II. zeigt auch bereits einen sehr mageren der-
artigen Vogel, womit der Maler das schon aussterbendc Ge-
schlecht der Störche bezeichnen will, und kann man sonach
vermuthen, daß jenes Bild nicht lange vor dem Ende des
Hcidenthnms, also vor etwa tausend Jahren gemalt wurde.

(Fortsetzung folgt.)

Die Salzburger Glocken.

In Salzburg klingt hoch vom Thurme
Eine seltsam-schaurige Weis';

Die Glocken sind toll geworden,

Sie kommen nicht mehr in's Geleis';
Daß Mozarts Standbild, neben,

Dem Meister so unähnlich sieht:

Macht, weil's beim Gebimmel eben
Die Miene gräulich verzieht.

Der Doktor ist Schuld. 107

,.Hni, hm! Du Anne Marie, mit dem Bnb'n geht's
allweil schlechter! Meinst nit, mir sollten den Doktor holen
lassen?"

„Ah was, zu was den Doktor! heut' Nachmittag kommt
die alt' Lies, die knrirt mit ihre Hausmittel jeden Doktor
nieder! Ja wohl, an Doktor! warum nit gar!"

„Ja, Lies, jetzt ist's schon vierzehn Tage, der Bub wird

allweil schlechter und Ihr habt versprochen, in acht Tagen sei

er frisch und g'sund! Wär's nit besser, wenn mer den Doktor
holen ließen?"

„En Doktor! Aber Weigelesbancr, wie könnt Ihr nur
so dumm schwätze! Geht mir doch mit die Doktor weiter, und
wenn Ihr kein Vertrauen mehr zu mir habt, so laßt wenig-
stens den alten Schäfer Mathies holen, der hat mit seine

Sympathicmittel schon der ganzen Welt g'holfen."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Doktor ist Schuld"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

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Entstehungsort (GND)
München

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Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Eltern <Motiv>
Behandlung
Krankenbett
Kranker <Motiv>
Alternative Medizin
Hausmittel
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 35.1861, Nr. 855, S. 167

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