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*' Handlungen, sowie von allen Postämtern und ^ prciö für den Band von 26 Nummern 3fl. 54 kr. "v
A c i t n » g s e r L e d i t i o n e n angenommen._ od.2Rthlr.5Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. od. 2'/?Sgr.
Jost Hinnek.
Bürgermeister möchte wohl Jeder gerne werden; cs zu
sein freut aber kciuen so wie er sich's in seinem Sinne vor-
gcstellt. Wer irgend zum Obcrhaupte einer guten Stadt, groß
oder klein, befördert worden, hat diese Erfahrung gemacht.
Dem Bürgermeister Schräder von Minden an der Weser
sollte es auch nicht anders ergehen, und nachdem er schon der
bitteren Erfahrungen genug gemacht, wie er sich eingebildet,
sollte das Aergste erst noch kommen. Eines schönen Tages,
es war am 9. Juli 1759, schnappte der französische Heer-
führer Broglio die Festung mir nichts dir nichts weg und
setzte sich am Wescrstrande fest. Wenige Tage nach diesem
Handstreiche bezog der Marschall Contades mit starker Heeres- !
macht ein Lager in der Ebene bei Tonhauscu, während der
Herzog von Brissac jenseits der Porta vestphalica (zu deutsch: '
westphälischc Pforte), zu Herford stand und das Land bis j
gegen Gohfeld hin besetzt hielt. Nun aber weiß alle Welt,
was cs von jeher zu bedeuten hatte, mit den Franzosen be-
haftet zu sein; sie lassen sich die Ehre ihres Besuches immer
noch eigens bezahlen, nachdem für ihre laufenden Bedürfnisse
ohnehin überflüssig gesorgt worden. Auch die Reisekosten pflegen
sie in Rechnung zu bringen, und zwar nach dem Muster jenes
Advocaten, der aus einem gewöhnlichen Februar von viermal
sieben Tagen deren fünf Dutzend hcrauszurechnen verstand. :
Und gleichwie die Schnacken bei heranziehcnden Gewittern am j
Aergsten stechen, so der Franzos in naher Erwartung blutigen
Kampfes. Der heldenmüthigc Herzog von Braunschweig und j
sein tapferer Reffe, der Erbprinz, waren rechts und links im j
Anzüge, und selbst der schlichteste Sinn konnte begreifen, daß !
die kriegerischen Welfcusühne heranrückten, um dem Franzosen *
die beherrschende Stellung am Ucbergangc der Weser streitig ■
zu machen.
Jetzt braucht wohl nicht eigens mehr gesagt werden, daß
Herr Schräder in seiner Eigenschaft als Bürgermeister nicht
besser gebettet war wie der unglückselige Cazike Montezuma in
jenem Augenblicke, als er „nicht ans Rosen zu liegen" er-
klärte. Nachdem der Feind eine schwere Brandschatzung cinge-
triebcn, mußten noch Lieferungen aller Art, abgesehen von der
täglichen Atzung, aufgebracht werden. Die Pfoten der Stabs-
officiere und höheren Kricgsbeamtcn waren fleißig zu ver- !
golden, jene der anderen zu versilbern. Was uran gab, war
den Empfängern stets zu wenig, den Gebern zuviel, und die
beiderseitigen Vorwürfe wurden am Bürgermeister ausgelassen.
Seine Pflegbcfohlencn peinigten ihn bis auf's Blut, und wer '
(
*' Handlungen, sowie von allen Postämtern und ^ prciö für den Band von 26 Nummern 3fl. 54 kr. "v
A c i t n » g s e r L e d i t i o n e n angenommen._ od.2Rthlr.5Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. od. 2'/?Sgr.
Jost Hinnek.
Bürgermeister möchte wohl Jeder gerne werden; cs zu
sein freut aber kciuen so wie er sich's in seinem Sinne vor-
gcstellt. Wer irgend zum Obcrhaupte einer guten Stadt, groß
oder klein, befördert worden, hat diese Erfahrung gemacht.
Dem Bürgermeister Schräder von Minden an der Weser
sollte es auch nicht anders ergehen, und nachdem er schon der
bitteren Erfahrungen genug gemacht, wie er sich eingebildet,
sollte das Aergste erst noch kommen. Eines schönen Tages,
es war am 9. Juli 1759, schnappte der französische Heer-
führer Broglio die Festung mir nichts dir nichts weg und
setzte sich am Wescrstrande fest. Wenige Tage nach diesem
Handstreiche bezog der Marschall Contades mit starker Heeres- !
macht ein Lager in der Ebene bei Tonhauscu, während der
Herzog von Brissac jenseits der Porta vestphalica (zu deutsch: '
westphälischc Pforte), zu Herford stand und das Land bis j
gegen Gohfeld hin besetzt hielt. Nun aber weiß alle Welt,
was cs von jeher zu bedeuten hatte, mit den Franzosen be-
haftet zu sein; sie lassen sich die Ehre ihres Besuches immer
noch eigens bezahlen, nachdem für ihre laufenden Bedürfnisse
ohnehin überflüssig gesorgt worden. Auch die Reisekosten pflegen
sie in Rechnung zu bringen, und zwar nach dem Muster jenes
Advocaten, der aus einem gewöhnlichen Februar von viermal
sieben Tagen deren fünf Dutzend hcrauszurechnen verstand. :
Und gleichwie die Schnacken bei heranziehcnden Gewittern am j
Aergsten stechen, so der Franzos in naher Erwartung blutigen
Kampfes. Der heldenmüthigc Herzog von Braunschweig und j
sein tapferer Reffe, der Erbprinz, waren rechts und links im j
Anzüge, und selbst der schlichteste Sinn konnte begreifen, daß !
die kriegerischen Welfcusühne heranrückten, um dem Franzosen *
die beherrschende Stellung am Ucbergangc der Weser streitig ■
zu machen.
Jetzt braucht wohl nicht eigens mehr gesagt werden, daß
Herr Schräder in seiner Eigenschaft als Bürgermeister nicht
besser gebettet war wie der unglückselige Cazike Montezuma in
jenem Augenblicke, als er „nicht ans Rosen zu liegen" er-
klärte. Nachdem der Feind eine schwere Brandschatzung cinge-
triebcn, mußten noch Lieferungen aller Art, abgesehen von der
täglichen Atzung, aufgebracht werden. Die Pfoten der Stabs-
officiere und höheren Kricgsbeamtcn waren fleißig zu ver- !
golden, jene der anderen zu versilbern. Was uran gab, war
den Empfängern stets zu wenig, den Gebern zuviel, und die
beiderseitigen Vorwürfe wurden am Bürgermeister ausgelassen.
Seine Pflegbcfohlencn peinigten ihn bis auf's Blut, und wer '
(
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Jost Hinnek"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 37.1862, Nr. 887, S. 1
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg