q Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- a j
L' Handlungen, sowie von allen Postämtern und =-
Zeitun gserpeditio neu angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. SubscriplionS-^..,, .
preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 fr. *•**■*>»•
ob. 2 Rtlilr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. od. 2'/, Cgr.
Eine Geschichte von der Jeder glauben kann was er mag«
Wänden eine schmale, lcdergcpolsterte, steinharte Bank hin-,
läuft, welche einen ziemlich großen, eichenen Tisch umschließt,
und die ganze Gesellschaft, von der wir reden, bestand aus
sechs Personen, die man an solchen Orten unter die Honora-
tioren zählt, nemlich der Pfarrer mit seinem Schatten dem
Schullehrer, der Förster mit seinem Feldwebel, einem alten,
grauen Forstwart, dem Bader, den man hier „Doktor" schimpfte
und dem Gemcidcvorstand, einem Bauer, der noch zu anspruch-
los ist, um sich Bürgermeister nennen zu lassen. Draußen in
der Gaststube saß nur ein einziger Gast und der war ein
solcher für den der Wirth kein eigenes Licht auf den Tisch
stellte, ein Zargenschneider, der „Löffclnatzi" genannt, ein ar-
mer Teufel. Um nun doch wenigstens den Vortheil der Unter-
haltung zu haben, hatte er sich so nahe als möglich an die
Oeffnung des Vcrschlages gesetzt, wo er jedes Wort hören
und dabei das hcrausströmeiidc Licht benützen konnte, um doch
sein Bier nicht ganz im Finstern trinken zu müssen, voraus-
gesetzt, daß cs der Wirth gestattete, der häufig seinen dicken
Wanst dazwischen schob, und so den armen Tropf rücksichts-
los in große Finsterniß versetzte.
Wie gesagt, die Gesellschaft bestand ans sechs Personen.
Der geschwätzigste von allen war der „Doktor," der sprach
über Alles und von Allem und hatte dabei so ziemlich leichtes
Spiel, denn der Pfarrer schnupfte, der Förster lachte, der
Forstwart rauchte und der Vorstand horchte und war der Ein-
zige, der Alles glaubte; nur in dem Schullehrer regte sich
manchmal die Galle über den „Sprecher" und in Folge dessen
ein Widerspruchsgeist, der aber nie zur Erbitterung führte,
sondern nur in der Regel zur Belebung der Unterhaltung
diente. Der Antipode des Bartscheerers war der Forstwart.
Wie der nie schwieg, so sprach der nie und schien das Maul
blos zum Essen, Trinken und Rauchen zu haben und nur
An einem trübseligen, regnerischen Spätherbstabende war
das sogenannte „Herrenstübl" beim Jägerwirth in T. . . ziem-
lich besetzt. Mau muß sich da keine große Vorstellung davon
machen, wenn man dieses liest. T. . . selbst ist ein kleiner
Ort im bayerischen Wald, den man auf keiner Landkarte des
Anfzeichnens werth erachtet hat, das Herrenstübl besteht ans
einem hölzernen Verschlage in der großen Zechftube, an besten
L' Handlungen, sowie von allen Postämtern und =-
Zeitun gserpeditio neu angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. SubscriplionS-^..,, .
preis für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 fr. *•**■*>»•
ob. 2 Rtlilr. 5 Sgr. Einzelne Nummern kosten 9 kr. od. 2'/, Cgr.
Eine Geschichte von der Jeder glauben kann was er mag«
Wänden eine schmale, lcdergcpolsterte, steinharte Bank hin-,
läuft, welche einen ziemlich großen, eichenen Tisch umschließt,
und die ganze Gesellschaft, von der wir reden, bestand aus
sechs Personen, die man an solchen Orten unter die Honora-
tioren zählt, nemlich der Pfarrer mit seinem Schatten dem
Schullehrer, der Förster mit seinem Feldwebel, einem alten,
grauen Forstwart, dem Bader, den man hier „Doktor" schimpfte
und dem Gemcidcvorstand, einem Bauer, der noch zu anspruch-
los ist, um sich Bürgermeister nennen zu lassen. Draußen in
der Gaststube saß nur ein einziger Gast und der war ein
solcher für den der Wirth kein eigenes Licht auf den Tisch
stellte, ein Zargenschneider, der „Löffclnatzi" genannt, ein ar-
mer Teufel. Um nun doch wenigstens den Vortheil der Unter-
haltung zu haben, hatte er sich so nahe als möglich an die
Oeffnung des Vcrschlages gesetzt, wo er jedes Wort hören
und dabei das hcrausströmeiidc Licht benützen konnte, um doch
sein Bier nicht ganz im Finstern trinken zu müssen, voraus-
gesetzt, daß cs der Wirth gestattete, der häufig seinen dicken
Wanst dazwischen schob, und so den armen Tropf rücksichts-
los in große Finsterniß versetzte.
Wie gesagt, die Gesellschaft bestand ans sechs Personen.
Der geschwätzigste von allen war der „Doktor," der sprach
über Alles und von Allem und hatte dabei so ziemlich leichtes
Spiel, denn der Pfarrer schnupfte, der Förster lachte, der
Forstwart rauchte und der Vorstand horchte und war der Ein-
zige, der Alles glaubte; nur in dem Schullehrer regte sich
manchmal die Galle über den „Sprecher" und in Folge dessen
ein Widerspruchsgeist, der aber nie zur Erbitterung führte,
sondern nur in der Regel zur Belebung der Unterhaltung
diente. Der Antipode des Bartscheerers war der Forstwart.
Wie der nie schwieg, so sprach der nie und schien das Maul
blos zum Essen, Trinken und Rauchen zu haben und nur
An einem trübseligen, regnerischen Spätherbstabende war
das sogenannte „Herrenstübl" beim Jägerwirth in T. . . ziem-
lich besetzt. Mau muß sich da keine große Vorstellung davon
machen, wenn man dieses liest. T. . . selbst ist ein kleiner
Ort im bayerischen Wald, den man auf keiner Landkarte des
Anfzeichnens werth erachtet hat, das Herrenstübl besteht ans
einem hölzernen Verschlage in der großen Zechftube, an besten
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine Geschichte von der Jeder glauben kann was er mag"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 37.1862, Nr. 894, S. 57
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg