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^0' Handlungen, sowie von allen Postämtern und pW ' i" R R ♦ preis sür den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. > >.V0.

ts ei t uu g s crv c d i l io n en angenommen._ob. 2 Rthlr. 5 Sgr.Einzelne Nunnnern kosten 9kr. od.2'/, Sgr.

Ein Weihnachtsmorgen.

(Fortsetzung.)

Das Phantom hielt mit Sorger vor einem Hanse an
und trat nach seiner gewöhnlichen Art, ohne eine Thüre 'zu
öffnen, mit seinem Begleilcr in ein Comptoir zur ebener
Erde ein.

„Weißt Du, wo Du bist?" fragte Sperber den Geizhals.

„Ob ich cs weiß!" rief Sorger. „Freilich; war es
denn nicht hier, wo ich meine Lehrjahre verlebte?"

Und beim Anblicke eines alten, dicken Herrn mit einer
blonden Perrücke, der an einem Schreibtische saß, rief Sorger:

„Ah, da ist ja mein alter Patron, der gute Lehmann!
Gott segne ihn! Lehmann wie er leibte und lebte."

Sorgcrs einstiger Prinzipal legte seine Feder hin und
sah auf die Uhr. Es war fünf Uhr. Er rieb sich die Hände,
zog sich sein langes Gilet über den Bauch herunter und
rief mit kräftiger, sonorer Stimme und in jovialem Tone:
„Hollah he! . . . Nathaniel! . . . Peter!" . . .

Das andere Ich Sorgers, nunmehr zum Jünglinge
hcrangcwachscu, trat auf den Ruf seines Herrn rasch mit
seinem Kameraden Peter ein.

„Das ist ja Peter Meier," sagte Sorger zum Geiste,
„o er ist cs, meiner Treu, er ist's!... Der gute Junge!
Er war mir sehr zugcthau; wir liebten uns damals wie
Brüder."

„Heda, meine Jungen!" rief Lehmann, „wischet Euere
Federn aus; für heute wird cs genug sein, was Ihr gcthan
habt. Macht schnell die Läden vor! Es ist heute Weihnachts-
Abend, wir wollen das Comptoir wie alle Jahre an diesem
Tage um eine Stunde früher schließen. Vorwärts, Ihr
Jungen! Wie! die Läden sind noch nicht zu?" . . .

I Der gute Lehmann rief dieß Alles in einem Athem.
Er war in der freudigsten Stimmung, schnalzte mit der Zunge,
wie man Pferde antreibt, und die beiden Lehrlinge liefen hinaus,
um den erhaltenen Befehl zu vollziehen.

„Und nun," fuhr Lehmann fort, als sie wieder herein
kamen, „nun laßt Euch Euer Weihnachten geben, denn man
soll mir nicht uachsagcn," fügte er hinzu, „daß an diesem
Abende nicht Jedem in meinem Hause eine Freude gemacht
wurde."

„Hurrah, cs lebe unser guter Herr Prinzipal," riefen
Sorger und Peter Meier; ja auch Sorger rief Hurrah, auch
er freute sich, und unser alter wirklicher Sorger schien es kaum
zu begreifen, wie er sich so ganz und gar hatte ändern können,
wie cs möglich war, daß er seit jener Zeit nie mehr wieder
Hurrah gerufen, nie mehr wieder sich gefreut hatte.

Als die Bescherung vorüber war, wurde ein frohes Mahl
eingenommen, bei dem auch die beiden Lehrlinge Thcil nehmen
durften. Erst nach eilf Uhr ging Alles heiter auseinander und
suchte seine Schlafkammern auf.

Der Geist folgte mit Sorger den beiden Jungen und
gebot dem alten Geizhälse zuzuhören, was sie sagten, als sic
sich auszogcn, um sich zur Ruhe zu begeben.

Sie überbotcn sich in Lobeserhebungen, welche dem
alten Lehmann galten.

„Ist cs nicht lächerlich," sagte der Geist, „was sie für
ein Aufhebens machen? Er hat für sie kaum ein paar Gulden
ausgcgeben; nun möchte ich wisicn, ob es der Mühe werth
ist, ihn deshalb so ungeheuer zu loben."
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