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4 Die festeste Mauer.

Ein Bild aus alter Zeit — und wie, o Gott, ist's heut!!!

Im Schloß zu Naumburg hauste der Landgraf Ludwig dort,
Der war für Recht und Ordnung ein gar getreuer Hort,
Der Eisengraf, so ward er vom Adel zubenannt,

Er strafte jeden Frevel, er liebte Volk und Land.

Doch auch das Volk nicht minder war Ludwig zugethan,
Man zollte hohe Achtung dem wackern Rittersmann,

Der in der Zeit der Willkühr das Recht geübt getreu,

Und der den Bösen strafte, nicht fragend, wer er sei.

Da kam's, daß Friedrich Rothbart, der Ludwigs Schwäher

war

Gen Naumburg kam mit einer gar auserles'nen Schaar
Von tapferen Vasallen. Welch' freundlicher Empfang,
Welch' frohe Tafelrunde bei Spiel und Becherklang.

Am Abend sprach der Kaiser: „Dein Schloß ist wahrlich

schön,

Doch unter allen Burgen, Hab' keine ich gesehn,

Die ohne Außenmauern, ganz ohne jeden Schutz,

Selbst einem schwachen Feinde nicht bieten könnte Trutz.

Ich möcht' es lieber sehen, wenn meine Schwester hier
Könnt' ohne Bangen Hausen in diesem Schloß mit Dir."
D'rauf sprach der Landgraf Ludwig: „Ich bau' noch heute

Nacht,

Und ohne Zauberkünste ist morgen es vollbracht.

Ich schaffe eine Mauer, wie's keine zweite giebt,

Ich bin in solchem Schaffen gar tüchtig eingeübt,

Du sollst von diesem Söller die schöne Mauer sehn
Sobald das Frühroth nahet, sobald die Hähne krähn."

„Ei, ei!" rief Kaiser Friedrich, „Dich hat verwirrt der Wein — j
Wir zechten auch recht wacker, doch mag es darum sein!
Nimm meine Hand zum Gruße, schlaf wohl in dieser Nacht,
Mich hat Dein Wein auch eben nicht mauerfest gemacht." —

: Am Morgen trat der Landgraf zum Kaiser in's Gemach,

Und sagte: „Theurer Schwäher! ich hielt was ich versprach,
Tritt hin zu diesem Erker, beschau' die Mauer Dir,

Und sage, ob Du sicher nun wohnen magst bei mir!"

Der Rothbart sah hinunter, da stand rings um das

Schloß

' In blanken Eisenpanzern ein mächt'ger Hecrestroß.

Hei! wie die Waffen blitzen, der Kaiser freut sich sehr:

„Das ist die schönste Mauer, bei meiner Fürstenehr'!" —

„Siehst Du mein edler Kaiser," nahm Ludwig ernst das

Wort,

„Wie schnell ich ihn geschaffen der Mauer starken Hort — !
Sag' an, was soll ich legen um's Schloß mir Stein auf

Stein?

Die Liebe meines Volkes soll meine Mauer sein!"

Philipp Haas.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die festeste Mauer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Diez, Wilhelm von
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Regent
Soldat <Motiv>
Schild <Motiv>
Mauer
Volk <Motiv>
Schwert <Motiv>
Heer <Motiv>
Schloss
Loyalität
Überraschung
Rüstung <Schutzkleidung, Motiv>
Wunscherfüllung
Versprechen
Gerechtigkeit
Karikatur
Kaiser
Treue <Motiv>
Schutz <Motiv>
Schwager
Satirische Zeitschrift
Friedrich I., Heiliges Römisches Reich, Kaiser
Thema/Bildinhalt (normiert)
Kaisertreue <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1095, S. 4

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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