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Zach ari as Hasen:

des Bettes wegen und fast mechanisch griff er in die Tasche
nach seinem Geld. — Herr du meine Güte, das war fort
und — das machte ihn munter.

Wie der Blitz sprang er auf und visitirte bestürzt alle
Taschen — nicht die Spur davon war mehr zu finden.

„Na was suchst Du Schah?" sagte der Wirth, der
ihn kopfschüttelnd betrachtet hatte, „Deine Brieftasche?"

„Nein, die ist da," rief der Hutmachcrgesell — aber
mein Geld — zehn Thalcr 17'/2 Silbergroschcn."

„So?" lachte der Blatternarbige, „einen ganzen Abend
zechen und die Gesellschaft traktircn und den Mädels Geld
schenken und dann soll am anderen Morgen auch noch die
Baarschast vollständig beisammen sein — wäre nicht übel.
Einen solchen Geldbeutel wünschte ich mir auch."

„Ja aber," stammelte Hascnmeier, ,,hab' ich denn
Alles bezahlt."

„Soweit es reichte, ja," lautete die Antwort, „drei
Mark zehn Schilling bist Du aber noch schuldig mein Bursch,
und wenn Du die nicht zahlen kannst, werde ich indessen
Deine neuen Stiefeln als Pfand behalten."

Zacharias Hasenmeier saß, die Hände gefaltet, auf dem

Lied vom

(Der Sohn spricht):

„Vater, Eines kann ich mir
Bringen nicht iu's Reine;

Unverholcn sag' ich Dir
Darum, wie ich's meine:

Wie die Arbeit, so der Lohn,

Das ist's, was Du führtest

Stets im Munde und mich schon
Mächtig damit rührtest.

Doch erlaub' mir eine Frag':
Unser Hausherr unten,

Der liegt Dir den ganzen Tag,
In den besten Stunden,

eier's Abenteuer.

Bettrand und starrte wie verloren vor sich hin. Fortwährend
schüttelte er dazu mit dem Kopf, und so wenig er im Anfang
begriffen haben mochte, wie Alles zusammenhing, kam er
doch jetzt endlich zu der Ueberzeugung, daß er der unglück-
seligste wasserdichte Hutmachcrgesell wäre, der je einer
Pappelallee Fährten eingedrückt. Er machte allerdings einen
Versuch seinen Unwillen und sogar einen Verdacht zu äußern,
daß vielleicht nicht Alles mit rechten Dingen zugegangen
sei, aber der Wirth wurde, nur bei der geringsten Andeutung
dahin, so furchtbar grob, daß er das bald in Verzweiflung
aufgab.

Und jetzt? — der Wallfischfängcr, die „Seeschlange"
war allerdings schon an dem Morgen ausgesegelt; wäre er
aber auch noch vor Anker gelegen, Hasenmeier hatte, mit
der Erinnerung an das Ausgcstandene, alle Lust zur See-
fahrt und zu fremden Ländern verloren und dankte sogar
noch Gott, als er später in Hamburg selber Arbeit fand, um
zuerst seine Stiefeln wieder auszulösen und dann neues
Reisegeld zu verdienen. Von Schiffen wollte er aber Nichts
mehr wissen und hütete sich von da an ganz besonders keiner
Matroscnkncipe wieder zu nahe zu kommen.

Liegt er Dir zum Fenster 'raus
Mit dem halben Leibe,

Schauet Straß' und Nachbarhaus
An zum Zeitvertreibe.

Fährt und reitet, rcil't und fährt,
Das ist all' sein Schaffen,

Außer daß er Kunststück lehrt
Seinen Star und Affen.

Und der hat nun, weißt Du's schon?

's ist wahrhaftig grausend,

Zehen Tausend Gulden Lohn,

Sage zehn mal Tausend.

Vater, darum bleib' dem Sohn
Mit dem Spruch daheime:

Wie die Arbeit, so der Lohn;

Wer ist, der das reime?"

(Der Vater spricht):

„Fritz, ich gcb' nach meinem Brauch'

Kurz Dir meine Lehre:

Müßiggang ist Arbeit auch,

Und — das eine schwere."

K. L-

5*
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Lied vom Müßiggang"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Fenster <Motiv>
Aussicht
Vermieter
Vergütung
Müßiggang <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1099, S. 35

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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