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Wie sich die Zeiten ändern.
Der eine schwang sich empor zum Rath,
Ein anderer verkam als Schlucker,
Der dort erfreuet der Pfründe sich,
Als glaubensstarker Mucker.
Ein rothes Bändchen erinnert mich
Noch an der Liebe Banden.
Sie gab es mir, eh' sie sich vermählt
Mit dem dicken Fabrikanten.
II.
Feurig klingt die alte Weise
Manchmal mir noch in dem Ohr,
Die bei festlichen Gelagen
Oft gesungen wir im Chor:
„Flur, wo wir als Knaben spielten,
Ahnung künft'ger Thaten fühlten,
Süßer Traum der Kinderjahre
Kehr' noch einmal uns zurück!"
Heimath hast mich endlich wieder!
Lange irrte ich umher,
Dem Odysseus gleich, der sieben
Jahre kämpfte mit dem Meer.
Meine Thaten find verzeichnet
Nicht in der Geschichte Buch,
Nicht, wie jener Held der Griechen,
Folgt' ich einem Heereszug.
Meine Thaten sind gar sorgsam
Zu den Acten registrirt,
Sind viel häklige Processe,
Die ich alle respicirt.
„Flur, wo wir als Knaben spielten,
Es verdüstert sich mein Blick,
Denk' ich an der Jugend Träume
Als Assessor nun zurück."
III.
Im Gasthaus zu dem gold'nen Stern,
Im kleinen Hinterstübchen,
Haben des Städtleins vornehme Herrn
Ihr interessantes Clübchen.
Dort sitzen um den Nußbaumtisch
Die Honoratioren,
Ehrwürdig schauen Sie darein
Gleich römischen Senatoren.
Der Kreisrath sitzet obenan,
Der Apotheker daneben,
Der gesprächige Medizinalrath ist
Dem Platz am, Ofen ergeben.
Der Rentmeister, der Referendar,
Sie alle kommen stetig,
Der Herr Vikar nur des Samstags nicht,
Da memorirt er die Predigt.
In ihrem kleinen, geselligen Kreis
Sitze ich mitten darunter,
Die Pfeife dampft, des Sternwirths Wein
Macht uns allmälig munter.
Wir treiben keine Politik,
Wir trinken lieber Rothen,
Wir hören lieber zum zwanzigstenmal
Des Kreisraths Anekdoten.
Die Neuigkeiten der Residenz,
Die schaffen uns Ergötzung,
Mit stiller Andacht lesen wir
Von Avancement und Versetzung.
Doch wenn das Glöcklein elfe schlägt,
Nimmt jeder Hut und Mantel
Und schleicht nach Haus. Wir führen all'
Einen gesitteten Lebenswandel.
Wie sich die Zeiten ändern.
Der eine schwang sich empor zum Rath,
Ein anderer verkam als Schlucker,
Der dort erfreuet der Pfründe sich,
Als glaubensstarker Mucker.
Ein rothes Bändchen erinnert mich
Noch an der Liebe Banden.
Sie gab es mir, eh' sie sich vermählt
Mit dem dicken Fabrikanten.
II.
Feurig klingt die alte Weise
Manchmal mir noch in dem Ohr,
Die bei festlichen Gelagen
Oft gesungen wir im Chor:
„Flur, wo wir als Knaben spielten,
Ahnung künft'ger Thaten fühlten,
Süßer Traum der Kinderjahre
Kehr' noch einmal uns zurück!"
Heimath hast mich endlich wieder!
Lange irrte ich umher,
Dem Odysseus gleich, der sieben
Jahre kämpfte mit dem Meer.
Meine Thaten find verzeichnet
Nicht in der Geschichte Buch,
Nicht, wie jener Held der Griechen,
Folgt' ich einem Heereszug.
Meine Thaten sind gar sorgsam
Zu den Acten registrirt,
Sind viel häklige Processe,
Die ich alle respicirt.
„Flur, wo wir als Knaben spielten,
Es verdüstert sich mein Blick,
Denk' ich an der Jugend Träume
Als Assessor nun zurück."
III.
Im Gasthaus zu dem gold'nen Stern,
Im kleinen Hinterstübchen,
Haben des Städtleins vornehme Herrn
Ihr interessantes Clübchen.
Dort sitzen um den Nußbaumtisch
Die Honoratioren,
Ehrwürdig schauen Sie darein
Gleich römischen Senatoren.
Der Kreisrath sitzet obenan,
Der Apotheker daneben,
Der gesprächige Medizinalrath ist
Dem Platz am, Ofen ergeben.
Der Rentmeister, der Referendar,
Sie alle kommen stetig,
Der Herr Vikar nur des Samstags nicht,
Da memorirt er die Predigt.
In ihrem kleinen, geselligen Kreis
Sitze ich mitten darunter,
Die Pfeife dampft, des Sternwirths Wein
Macht uns allmälig munter.
Wir treiben keine Politik,
Wir trinken lieber Rothen,
Wir hören lieber zum zwanzigstenmal
Des Kreisraths Anekdoten.
Die Neuigkeiten der Residenz,
Die schaffen uns Ergötzung,
Mit stiller Andacht lesen wir
Von Avancement und Versetzung.
Doch wenn das Glöcklein elfe schlägt,
Nimmt jeder Hut und Mantel
Und schleicht nach Haus. Wir führen all'
Einen gesitteten Lebenswandel.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie sich die Zeiten ändern"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Heimweg
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 45.1866, Nr. 1109, S. 118
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg