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sie
Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
'• Handlungen, sowie von allen Postämtern und |fl
itnngserpeditioneu angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions- yi V Nt,
preis für den Band von 26 Nummern 3fl. 54kr. ^
ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/? Sgr.
Chamäleon.
Ein Weihnachts-Märchen.
Wie er so den Eindruck des Ganzen in sich faßte, that
es ihm wohl, wenn er der herzinnigen Freude gedachte, welche
von diesem Bäumchen mit dem Geflatter lustiger Vögel aus
seine Geschwister einstürmen sollte.
Aber plötzlich strich eine Wolke der Wehmuth über die
hohe, edle Stirne des jungen Mannes, und feucht wurden
seine Augen.
Es war ihm als hinge mitten unter dem schimmern-
den, flimmernden Kram des harzduftcndcn Bäumchens seine
eigene Jugend, und blinkte ihm im Scheine der Erinnerung
wie ein Geschenk des heiligen Christ entgegen.
„Wie schon war jene Zeit!" murmelte er. „Wie glück-
lich war ich! . . . Ach! damals lebte mein guter, guter
Vater noch! damals standen Mutter, und Else und Fricke
noch nicht allein auf der weiten Welt, und die Sorge um
sie preßte mir noch nicht das Herz zusammen, und ich wußte
noch nicht, wie schwer es Einem wird, im Tumulte der
ringenden Welt nicht nur sich und Anderen, die man liebt,
das Leben zu fristen! . . ."
Tief seufzte er auf und krampfhaft ballten sich seine
Hände.
Wild begannen die Gedanken in seinem Gehirne zu loben.
Wie gering, wie mühsam erkämpft waren die bisherigen
Resultate seiner rastlosen Studien und Bestrebungen!
Wie fühlte er sich zurückgesetzt, ja entehrt gegen Andere, die
ihm an Talent, Kenntniß und Triebkraft weit, weit nach-
standen, und auf verächtlichen Winkel- und Seitenwegen ihm
längst zuvorgekommcn waren, und höhnisch auf ihn blickten,
der sich vorgenommen den Weg des Verdienstes zu gehen,
der so weit, so unendlich lang ist, bis er an's Ziel
führt! . . .
Au einem stürmischen, regnerischen Dccemberabende saß
ein junger hübscher Mann in seiner kleinen Stube, und war
eben damit fertig geworden, den Christbaum für seine zwei
jüngeren, noch unmündigen Geschwister auszuschmücken.
Sinnend weilte sein Blick auf dem mit Streifen,
Schlingen, Ketten und Körbchen aus farbigem Papiere gezier-
ten Bäumchen, an das er mit Bindfaden die bunten kleinen
Sächelchen geheftet hatte, die er heimlich, wie er das ganze
Werk betrieb, schon seit einer Woche eingekauft hatte.
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Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst-
'• Handlungen, sowie von allen Postämtern und |fl
itnngserpeditioneu angenommen.
Erscheinen wöchentlich ein Mal. Subscriptions- yi V Nt,
preis für den Band von 26 Nummern 3fl. 54kr. ^
ob. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2'/? Sgr.
Chamäleon.
Ein Weihnachts-Märchen.
Wie er so den Eindruck des Ganzen in sich faßte, that
es ihm wohl, wenn er der herzinnigen Freude gedachte, welche
von diesem Bäumchen mit dem Geflatter lustiger Vögel aus
seine Geschwister einstürmen sollte.
Aber plötzlich strich eine Wolke der Wehmuth über die
hohe, edle Stirne des jungen Mannes, und feucht wurden
seine Augen.
Es war ihm als hinge mitten unter dem schimmern-
den, flimmernden Kram des harzduftcndcn Bäumchens seine
eigene Jugend, und blinkte ihm im Scheine der Erinnerung
wie ein Geschenk des heiligen Christ entgegen.
„Wie schon war jene Zeit!" murmelte er. „Wie glück-
lich war ich! . . . Ach! damals lebte mein guter, guter
Vater noch! damals standen Mutter, und Else und Fricke
noch nicht allein auf der weiten Welt, und die Sorge um
sie preßte mir noch nicht das Herz zusammen, und ich wußte
noch nicht, wie schwer es Einem wird, im Tumulte der
ringenden Welt nicht nur sich und Anderen, die man liebt,
das Leben zu fristen! . . ."
Tief seufzte er auf und krampfhaft ballten sich seine
Hände.
Wild begannen die Gedanken in seinem Gehirne zu loben.
Wie gering, wie mühsam erkämpft waren die bisherigen
Resultate seiner rastlosen Studien und Bestrebungen!
Wie fühlte er sich zurückgesetzt, ja entehrt gegen Andere, die
ihm an Talent, Kenntniß und Triebkraft weit, weit nach-
standen, und auf verächtlichen Winkel- und Seitenwegen ihm
längst zuvorgekommcn waren, und höhnisch auf ihn blickten,
der sich vorgenommen den Weg des Verdienstes zu gehen,
der so weit, so unendlich lang ist, bis er an's Ziel
führt! . . .
Au einem stürmischen, regnerischen Dccemberabende saß
ein junger hübscher Mann in seiner kleinen Stube, und war
eben damit fertig geworden, den Christbaum für seine zwei
jüngeren, noch unmündigen Geschwister auszuschmücken.
Sinnend weilte sein Blick auf dem mit Streifen,
Schlingen, Ketten und Körbchen aus farbigem Papiere gezier-
ten Bäumchen, an das er mit Bindfaden die bunten kleinen
Sächelchen geheftet hatte, die er heimlich, wie er das ganze
Werk betrieb, schon seit einer Woche eingekauft hatte.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Chamäleon"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Wehmut <Motiv>
Verbeugung <Motiv>