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lieber Heines Loreley.

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Weibsbild, von welchem wir weiter Nichts erfahren, als
daß eS Loreley heißt, röthliches Haar hat, sich auf offenem
Berge kämmt, singt und sonstige Allotria treibt — daß dieses
Frauenzimmer, sage ich, ein reputirliches Mädchen, aus an-
i ständiger Familie ist, darf man mit Bestimmtheit annehmen,
j daß der Polizeidiener des nächsten Bürgermeister- oder des
: benachbarten Schulzenamtes die „Jungfer" sofort nach Ge-
burt, Tauf-, Impf-, Confirmationöschein, Paß, und sonstigen
! für jeden Unterthan unumgänglich nothwendigen Legitima-
tionspapieren gefragt haben, auch solche Seandalia, wie sie
Mademoiselle Loreley getrieben, nie geduldet haben würde.

Von einer solchen obrigkeitlichen Recherche ist aber in
dem Gedicht nirgends die Rede, und hierin eben erkennen
wir die Schmähsucht deö Dichters; denn noch ist cs, Gott
sei Dank, im deutschen Vaterlande unmöglich, ohne die oben
gedachten Papiere den Wohnsitz zu verlaßen, ohne sofort von
hoher Obrigkeit abgefaßt zu werden.

Die Satyre gegen hohe Obrigkeit findet übrigens ihre
Fortsetzung in der Schilderung des Betragens, welches der
faselige Bursch, der Rheinschiffer, an den Tag legt. Einem
Schlingel, der nach Frauenzimmern, wie die geschilderte Loreley
l gafft, anstatt auf das Fahrzeug zu achten, müßte sofort die ;
j Coneession entzogen werden. Da uns Herr Heine nicht
! meldet, daß dies geschehen, so werden wir in unserer gegrün-
deten Annahme nur bestärkt, daß auch hier die deutschen Be-
hörden verdächtigt werden sollen.

Die Bemerkung Heine'S, er glaube, die Wellen wür-
den am Ende Schiffer und Kahn verschlingen, ist durchaus
unbestimmt, und daher nichtssagend.

Man sieht, wir haben dieses Opuö deö Herrn Heinrich
Heine einer zwar gerechten und unbedingt treffenden, aber
immer noch nachsichtigen Kritik unterworfen; denn wir haben
eine Menge offenbarer Widersinnigkeiten unerwähnt gelassen,
beispielsweise den „goldenen Kamm", den wir als eine lioon-
tia poetica durchschlüpfen ließen; obgleich man getrost an-
nehmen darf, daß besagtes ReinigungSinstrument aus Horn
zum Preise von höchstens vier guten Groschen gewesen ist;
denn wie sollte dieses Weibsbild zu einem goldenen Kamme
gekommen sein? Anderer Dinge nicht zu gedenken.

So weit unser Trätschmeier.

Wer stände nicht beschämt vor diesem Scharfsinn, dieser
zersetzenden Kritik! Ich für mein Theil nehme keinen An-
stand , zu bekennen, daß mir diese eigentliche Tendenz der
Loreley, bis zur Durchsicht von Trätschmeiers literarischem
Nachlasse, völlig verborgen — ein böhmisches Dorf war.

Hoffentlich genügt die Veröffentlichung ditser wenigen
Zeilen des großen Mannes seine Feinde und Neider für
immer zum Schweigen zu bringen. Sollte dies wider Er-
warten nicht der Fall sein, so gestattet die Fülle des Stoffes
noch zahlreiche Publikationen. llichard Michaelis.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ueber Heines Loreley"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Oberländer, Adolf
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Schiffer
Ruderboot
Loreley <Fels, Motiv>
Rhein
Karikatur
Kentern
Singen <Motiv>
Loreley
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 48.1868, Nr. 1186, S. 111

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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