Die Renommisten. 191
bemerkt beobachten zu können und sieht beim Näherkommen
j desselben, daß es Napoleon mit seinem Generalstab ist. Als
; der Zug die Brücke Passirt hat, beugt Pixtorius sich vor, um
den Reitern nachzusehen. Da drebt sich zufällig ein Adjutant
Der Erste liebt es dankbar,
Der Zweite von Pergament,
Der Dritte weich gepolstert,
Der Vierte ohne End';
Der Erste in den Dramen,
Der Zweite im Archiv,
Der Dritte hinter'in Rücken,
Der Vierte im Kasten tief;
Der Erste in Winternächten,
Der Zweite am Hellen Tag,
Ter Dritte nach dem Essen,
Der Vierte es immer mag;
Der Erste zum Vergnügen,
Der Zweite zum Studium,
Der Dritte für die Faulheit,
Der Vierte hat Alles d'rum.
Die Renommisten.
Irgendwo in Preußen lebten einst zwei alte Helden,
Pixtorius und Rosochatius, welche als Jünglinge bei der ■
allgemeinen Erhebung gegen die napoleonische Fremdherrschaft
gleich tausend Anderen als Freiwillige in die Armee traten, I
um den Bedränger Deutschlands aus dessen Gauen hinaus-
jagen zu helfen. Beide erzählten gern von ihren Kriegsabcn-
teuern, entwickelten dabei aber eine solche Phantasie, daß die
Zuhörer oft nicht wußten, wo die Grenze des Wahrschein-
lichen aufhörte und die des Unmöglichen anfing. Sie waren
dabei so klug, daß stets der Eine die Heldenthaten des An-
deren rühmte und man so Keinem von Beiden Selbstüber-
hebung vorwerfen konnte.
So erzählte Rosochatius von seinem Kameraden Pix-
torius folgenden schönen Zug. Vor der Schlacht bei Bautzen
wurde Pixtorius, als einer der Schlauesten, als Patrouille
zur Rekognoscirnng ausgeschickt. Er läßt seine Leute zurück,
geht ganz allein vor und bemerkt an einer Brücke angckom- !
men plötzlich vor sich eine glänzende Reiterschaar. Schnell
springt er unter die Brücke, um den Zug von dort ans un-
des Kaisers um, erblickt den Pixtorius, erkennt ihn, erblaßt
vor Schrecken und ruft entsetzt aus; „Llajsstö! Voila Pix-
torius, sauve qui peut!“ Und von Entsetzen gepackt, sprengte
die Reiterschaar wie die wilde Jagd davon. So bekannt und
gefürchtet war Pixtorius.
Andererseits wußte wieder Pixtorius von der enormen
Tapferkeit des Rosochatius Wunderbares zu berichten. So
ist viel von der Schlacht bei Leipzig und über den großen
Reiterangriff der Franzosen bei Wachau und dessen Mißlingen
geschrieben worden. Die vagsten Gerüchte waren darüber in
Umlauf und selbst unsere ersten Geschichtsschreiber irren in
der Darstellung dieser wichtigen Episode der Völkerschlacht.
Erst durch nachstehende Mittheilung des Pixtorius ist uns
hierüber Aufklärung geworden.
Rosochatius war nämlich so tapfer, so furchtbar tapfer,
daß er stets gebunden hinter der Front geführt werden mußte,
damit er nicht durch sein ungestümes Hervorbrechen jede Auf-
stellung und jeden regelrechten Angriff von Vorneherein zu
einer Unmöglichkeit mache. So befand er sich auch bei Wachau
an Händen und Füßen gebunden hinter der Front seines
Bataillons. Da brausten die gewaltigen Massen der franzö-
sischen schweren Cavallcrie heran, die Erde bebte unter den
tausenden von Hufen; wie ein feuriger Lavastrom, drohend
Alles mit sich fortzureißen, nahten die ehernen Schaaren mit
rasender Schnelligkeit. So ungestüm war der Angriff, daß
die ersten Regimenter der Verbündeten über den Haufen ge-
worfen wurden uttb- sich auf das Bataillon stürzten, bei dem
sich Rosochatius befand. Dieses selbst war im Begriff, dem
furchtbaren Stoß nachzugeben — da in der höchsten Gefahr bc-
bemerkt beobachten zu können und sieht beim Näherkommen
j desselben, daß es Napoleon mit seinem Generalstab ist. Als
; der Zug die Brücke Passirt hat, beugt Pixtorius sich vor, um
den Reitern nachzusehen. Da drebt sich zufällig ein Adjutant
Der Erste liebt es dankbar,
Der Zweite von Pergament,
Der Dritte weich gepolstert,
Der Vierte ohne End';
Der Erste in den Dramen,
Der Zweite im Archiv,
Der Dritte hinter'in Rücken,
Der Vierte im Kasten tief;
Der Erste in Winternächten,
Der Zweite am Hellen Tag,
Ter Dritte nach dem Essen,
Der Vierte es immer mag;
Der Erste zum Vergnügen,
Der Zweite zum Studium,
Der Dritte für die Faulheit,
Der Vierte hat Alles d'rum.
Die Renommisten.
Irgendwo in Preußen lebten einst zwei alte Helden,
Pixtorius und Rosochatius, welche als Jünglinge bei der ■
allgemeinen Erhebung gegen die napoleonische Fremdherrschaft
gleich tausend Anderen als Freiwillige in die Armee traten, I
um den Bedränger Deutschlands aus dessen Gauen hinaus-
jagen zu helfen. Beide erzählten gern von ihren Kriegsabcn-
teuern, entwickelten dabei aber eine solche Phantasie, daß die
Zuhörer oft nicht wußten, wo die Grenze des Wahrschein-
lichen aufhörte und die des Unmöglichen anfing. Sie waren
dabei so klug, daß stets der Eine die Heldenthaten des An-
deren rühmte und man so Keinem von Beiden Selbstüber-
hebung vorwerfen konnte.
So erzählte Rosochatius von seinem Kameraden Pix-
torius folgenden schönen Zug. Vor der Schlacht bei Bautzen
wurde Pixtorius, als einer der Schlauesten, als Patrouille
zur Rekognoscirnng ausgeschickt. Er läßt seine Leute zurück,
geht ganz allein vor und bemerkt an einer Brücke angckom- !
men plötzlich vor sich eine glänzende Reiterschaar. Schnell
springt er unter die Brücke, um den Zug von dort ans un-
des Kaisers um, erblickt den Pixtorius, erkennt ihn, erblaßt
vor Schrecken und ruft entsetzt aus; „Llajsstö! Voila Pix-
torius, sauve qui peut!“ Und von Entsetzen gepackt, sprengte
die Reiterschaar wie die wilde Jagd davon. So bekannt und
gefürchtet war Pixtorius.
Andererseits wußte wieder Pixtorius von der enormen
Tapferkeit des Rosochatius Wunderbares zu berichten. So
ist viel von der Schlacht bei Leipzig und über den großen
Reiterangriff der Franzosen bei Wachau und dessen Mißlingen
geschrieben worden. Die vagsten Gerüchte waren darüber in
Umlauf und selbst unsere ersten Geschichtsschreiber irren in
der Darstellung dieser wichtigen Episode der Völkerschlacht.
Erst durch nachstehende Mittheilung des Pixtorius ist uns
hierüber Aufklärung geworden.
Rosochatius war nämlich so tapfer, so furchtbar tapfer,
daß er stets gebunden hinter der Front geführt werden mußte,
damit er nicht durch sein ungestümes Hervorbrechen jede Auf-
stellung und jeden regelrechten Angriff von Vorneherein zu
einer Unmöglichkeit mache. So befand er sich auch bei Wachau
an Händen und Füßen gebunden hinter der Front seines
Bataillons. Da brausten die gewaltigen Massen der franzö-
sischen schweren Cavallcrie heran, die Erde bebte unter den
tausenden von Hufen; wie ein feuriger Lavastrom, drohend
Alles mit sich fortzureißen, nahten die ehernen Schaaren mit
rasender Schnelligkeit. So ungestüm war der Angriff, daß
die ersten Regimenter der Verbündeten über den Haufen ge-
worfen wurden uttb- sich auf das Bataillon stürzten, bei dem
sich Rosochatius befand. Dieses selbst war im Begriff, dem
furchtbaren Stoß nachzugeben — da in der höchsten Gefahr bc-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Räthsel"
"Die Renommisten"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)