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Der unheimliche Nachtdienst.

aneinander gerathen und nur durch die Dazwischenkunft der
Geliebten ein blutiger Zusammenstoß verhindert worden sei.

— Ter einjährige Freiwillige in Preußen befindet sich dem
Ofsicicr gegenüber stets in einer eigeuthümlichen Stellung.
Seine Bildung, seine Erziehung, seine Haltung und selbst
seine bessere Montur erheben ihn über die Mannschaft; nach
Ablauf seiner Dienstzeit steht ihm das Landwehroffieierspatent
in Aussicht, er trägt es so zu sagen in der Tasche — er
fühlt sich! Er dreht den Schnurrbart in die Höhe und grüßt
den Offieier in einer „so gewissen Weise." Der preußische
Ofsicicr, Soldat durch und durch, stolz auf seine Tressen und
sein Portcöpäe schaut auf die Achselklappen des Freiwilligen
und erblickt in ihm nichts Anderes, als was ihm dieser sein soll:
„Gemeiner". Hierdurch erhält sich eine fortwährende Span-
nung, eine gegenseitige Gereiztheit beider Theile, die nur eines
kleinen Anlasses bedarf, um hell anfzulodcrn und oft ein !
blutiges Ende zu nehmen, da der Offieier dem Freiwilligen
nach Ablauf seines Dienstjahres die verlangte Satisfaction
nicht gut versagen darf. Daß das weibliche Geschlecht größten-
theils der Anlaß solcher Mißhelligkeiten ist, bedarf wohl kaum
einer Erwähnung, eben so, als der gemeine Freiwillige dem
Sffieier gegenüber sich hierbei meistens im Nachtheile befindet

— wie auch diesmal.

Oft schon hatte ich dem Freunde gerathen, das Ver- I
hältniß, welches nach meiner Meinung über kurz oder lang
doch einmal zusammenbrechen werde, aufzugeben — aber na-
türlich vergebens. Ter Brief, ein sehr zerknittertes Papier,
welches er schon drei Tage mit sich herumgetrageu, lautete so:
„Lieber Emil!

„Schon längst habe ich eingescheu und auch Dir muß
es klar geworden sein, daß unser Verhältniß eine Thorheit
ist, da Papa nie seine Einwilligung zu einer Heirath zwischen
uns geben wird, wie er mir erst neulich wieder in sehr be-
st i m m t e n Ausdrücken erklärt hat. Auch wäre ich gezwungen,
noch Jahrelang bis zu Deiner Volljährigkeit warten zu müssen
und meine schöne Blüthezeit im Ausharren auf eine ungewisse
Zukunft zu verträumen. Und wer steht mir dafür, daß Du
nicht Deine Gesinnungen bis dahin änderst? Die Männer
sind ja so wankelmüthig! Deßhalb erkläre ich unser bis-
heriges Verhältniß für aufgelöst und zeige Dir hiemit zugleich
an, daß Herr Baron Albert von M . . . bei Papa um meine
Hand augchalteu und seine Zustimmung erhalten hat. Gestern
feierten wir im Stillen unsere Verlobung. Sei überzeugt,
daß ich den Bruch zwischen uns schmerzlich empfunden, aber
die Nothwend'igkeit eingesehen habe und sage ich Dir hiermit
auf immer „Lebewohl!"! Emilie."

„Hierbei sende ich Dir all Deine Briefe und Gedichte
zurück und hoffe von Deiner Tiscretion, auch die meinen
sämmtlich wieder zu erhalten." E.

Nachdem ich ihm den Brief znrückgegebeu, blickte ich in
das bleiche Gesicht des Freundes und mar erschrocken über
die entstellten Züge! Die großen dunklen Augen starrten
mich leblos au, seine Lippen waren bleich und der Brief in
seiner Hand zeigte durch die zitternde Bewegung deutlich die

heftigen Pulsschläge seines Herzens. Mir war auf einen
Augenblick die Sprache vergangen — aber rasch faßte ich mich,
bat ihn, sich doch zu beruhigen, der Sache nicht weiter uach-
zuhängen, sic als eine aufgehobene Liebschaft auzusehen, da
das Mädchen seiner gar nicht Werth sei — und was man
bei dergleichen Gelegenheiten Alles sagt. Er schüttelte lang-
sam den Kopf, drückte mir noch einmal heftig die Hand und
ging schweigend in die Wachtstnbe. Tort fand ich ihn später,
in einem Winkel sitzend und starr vor sich hinschaucud.

(Schluß folgt.)

Als vergnügt ich aus der Schenke
Gestern Abends ging nach Haus,
Schlich sich Einer — man bedenke
Meinen Schreck — mit mir heraus.

Drinnen hat ich den Gesellen
Nicht bemerkt und nicht gesch'u,

Aber draußen spürt' ich deutlich
Ihn au meiner Seite geh'n.

Selbst an meines Hauses Stufen
Ging der Freche nicht vorbei,

Sollt" ich wohl um Hilfe rufen? —
Doch schon schlief die Polizei.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Der Andere"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Diez, Wilhelm von
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Spazierstock
Betrunkener
Treppenhaus
Treppe <Motiv>
Täuschung
Missverständnis
Karikatur
Schatten <Motiv>
Verfolgung <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 48.1868, Nr. 1197, S. 195
 
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