Der geprellte Teufel. 75
aber dieser war nicht auf den Kopf gefallen, warf dem Teufel
einen geweihten Strick um den Hals, hielt ihn damit fest und
verkaufte ihn an einen Großhändler. Jetzt hatte der Teufel
schlechte Tage und bekam des Fressens gar wenig, aber desto
mehr Prügel und Rippenstöße. Nun sollte er auch einmal
Salzsäcke durch einen Fluß tragen; damit er aber besser laufen
könne, nahm ihm der Knecht den geweihten Strick ab und lachend
tauchte der Teufel mit den Salzsäcken unter das Wasser und der
Knecht hatte das Nachsehen.
Als er frei war, lief der Teufel zu dem Thurme hin,
wo der Gsreris noch immer gefangen saß und rief ihm aus
der Ferne zu, er solle den Ravensburgern eine Brücke über den
Schüssen verspreche», wenn sie ihn losließen.
Der Gsreris that, wie's ihm der Teufel geheißen, und
der Magistrat gewährte ihm freien Abzug unter der Beding-
ung, daß die Brücke recht bald zu Stande käme. Der Teufel
baute sie in einer Nacht und die Ravensburgec hielten ihr
Wort und ließen den Gsreris frei auslnufen.
Jetzt zog er gen Biberach und lebte daselbst herrlich und
in Freuden Jahre lang und als die Zeit heranrückte, wo er
dem Teufel zu eigen werden sollte, da brachte ihm dieser sein
Schuldbuch; da sollte der Gsreris seinen Namen hineinschreiben
mit seinem eigenen Blute.
Ter Gsreris aber war des wüsten Lebens längst über-
drüssig und sein Herz war weich geworden und er schämte sich,
so lange in des Teufels Krallen gewesen zu sein und besann
sich auf eine List, um sich zu retten, ehe es zu spät.
Statt daher seinen Namen in des Teufels Schuldbuch zu
schreiben, schrieb er mit großen Buchstaben auf die leere Seite
des Sündenbuches: „Gelobt sei Jesus Christus!" und als der
Teufel hinein guckte und den heiligsten Namen darin erblickte,
da ließ er entsetzt das Buch fallen und fuhr auf einer alten
Ofeugabel zum Schornstein hinaus, bei helllichtem Tage. Der
Gsreris aber nahm das Buch und brachte es den Franziskanern
und diese wciheten es ein und Alle, deren Namen darin ver-
zeichnet waren und sich dem Teufel zu eigen verschrieben hatten,
waren erlöset und der Böse hatte keine Gewalt mehr über sie.
Der Gsreris aber ist Franziskaner und rechtschaffen fromm ge-
worden und ein Mönchlein geblieben sein Leben lang.
Einstmals saß er im Wirthshaus zum „Schwarzen Rößle"
in Biberach und hatte des Guten Etwas zu viel gethan und
der Wein hatte seine Zunge gelöset und er erzählte den Stamm-
gästen, wie's ihm mit dem Teufel ergangen und wie er seiner
los geworden. Der Teufel aber, als er solches hörte, dachte
sich die gute Laune des Gsreris zu Nutzen zu machen, um sich
zu rächen und verwandelte sich in einen schwarzen Kater und
schlich sich in dessen Nähe. Der Gsreris aber merkte den Spaß
und beschwor den fff mit manch' kräftigem Sprüchlein und
bannte ihn schließlich in die zinnerne Maßkanne am Tischeck,
wo er noch heute steckt.
Als der Oberteufel von der Sache Wind bekommen hatte, !
schickte er zwanzig andere Teufel nach Biberach, einen nach dem
andern, die hatten den Auftrag, die Maßkanne zu stehlen und
ihren Amtsbruder zu befreien.
Der Gsreris, der im „Schwarzen Rößle" so heimisch wie
im eigenen Kloster war, sing sie aber alle ab und bannte sie/ !
Einen nach dem Andern, in ein großes Glas, das er mit !
Wasser halb voll gemacht, und als sie im Glase waren, zog er
eine Schweinsblase darüber, so daß sie nicht mehr heraus konnten. ,
Der Oberteufel aber wollte von nun an nichts mehr von
dem Gsreris wissen und verschwor sich hoch und theuer, daß
er den Biberacheru seiner Lebtage keine Teufel mehr abtreten
würde und wenn sie ihn noch so sehr darum bäten.
Wenn die Biberacher in die Hölle kommen wollten, so ließ
er ihnen schreiben, möchten sie sich selbst behelfen — am lieb-
sten wäre es ihm aber, sie blieben wo sie wären, denn er wolle
es nur mit Leuten zu thun haben, die vor dem Teufel auch
den nöthigen Respekt hätten und der fehle den Biberacheru ganz
absonderlich; vor Allen aber den Stammgästen des Wirthes
zum „Schwarzen Rößle."
Die Biberacher kümmerten sich wenig um den Zorn des
Oberteufels. Wenn sie einen Teufel brauchen, da leihen ihnen
die Ulmer gerne einen von den ihrigen und die Ulmer haben
reiche Auswahl; den Ulmer Teufeln aber will es nie recht in
Biberach gefallen, krottcufalsch aber werden sie, wenn man sie
nach der Wohnung des Wirthes zum „Schwarzen Rößle" fragt.
Dem Rößleswirth hat der Spuck am Meisten gefallen,
denn von Nah und Fern kamen die Leute und wollten die 20
Teufel sehen, die der Gsreris von Feuerteufeln zu Wassertcufel-
chen gemacht hatte mit seinen Bannsprüchlein. Später aber,
als sich die Biberacher aus den Teufelchen nichts mehr machten,
verkaufte er sie an herumziehende Bänkelsänger und Wahrsager
und wem's Glück wollte, der hat wohl schon einmal so ein 1
Biberacher Wasserteufelchen gesehen in seiner Jugend.
Einige darunter verstehen sich auch aus Wetterprophezeihen;
wenn man nämlich mit dem Daumen der rechten Hand auf
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aber dieser war nicht auf den Kopf gefallen, warf dem Teufel
einen geweihten Strick um den Hals, hielt ihn damit fest und
verkaufte ihn an einen Großhändler. Jetzt hatte der Teufel
schlechte Tage und bekam des Fressens gar wenig, aber desto
mehr Prügel und Rippenstöße. Nun sollte er auch einmal
Salzsäcke durch einen Fluß tragen; damit er aber besser laufen
könne, nahm ihm der Knecht den geweihten Strick ab und lachend
tauchte der Teufel mit den Salzsäcken unter das Wasser und der
Knecht hatte das Nachsehen.
Als er frei war, lief der Teufel zu dem Thurme hin,
wo der Gsreris noch immer gefangen saß und rief ihm aus
der Ferne zu, er solle den Ravensburgern eine Brücke über den
Schüssen verspreche», wenn sie ihn losließen.
Der Gsreris that, wie's ihm der Teufel geheißen, und
der Magistrat gewährte ihm freien Abzug unter der Beding-
ung, daß die Brücke recht bald zu Stande käme. Der Teufel
baute sie in einer Nacht und die Ravensburgec hielten ihr
Wort und ließen den Gsreris frei auslnufen.
Jetzt zog er gen Biberach und lebte daselbst herrlich und
in Freuden Jahre lang und als die Zeit heranrückte, wo er
dem Teufel zu eigen werden sollte, da brachte ihm dieser sein
Schuldbuch; da sollte der Gsreris seinen Namen hineinschreiben
mit seinem eigenen Blute.
Ter Gsreris aber war des wüsten Lebens längst über-
drüssig und sein Herz war weich geworden und er schämte sich,
so lange in des Teufels Krallen gewesen zu sein und besann
sich auf eine List, um sich zu retten, ehe es zu spät.
Statt daher seinen Namen in des Teufels Schuldbuch zu
schreiben, schrieb er mit großen Buchstaben auf die leere Seite
des Sündenbuches: „Gelobt sei Jesus Christus!" und als der
Teufel hinein guckte und den heiligsten Namen darin erblickte,
da ließ er entsetzt das Buch fallen und fuhr auf einer alten
Ofeugabel zum Schornstein hinaus, bei helllichtem Tage. Der
Gsreris aber nahm das Buch und brachte es den Franziskanern
und diese wciheten es ein und Alle, deren Namen darin ver-
zeichnet waren und sich dem Teufel zu eigen verschrieben hatten,
waren erlöset und der Böse hatte keine Gewalt mehr über sie.
Der Gsreris aber ist Franziskaner und rechtschaffen fromm ge-
worden und ein Mönchlein geblieben sein Leben lang.
Einstmals saß er im Wirthshaus zum „Schwarzen Rößle"
in Biberach und hatte des Guten Etwas zu viel gethan und
der Wein hatte seine Zunge gelöset und er erzählte den Stamm-
gästen, wie's ihm mit dem Teufel ergangen und wie er seiner
los geworden. Der Teufel aber, als er solches hörte, dachte
sich die gute Laune des Gsreris zu Nutzen zu machen, um sich
zu rächen und verwandelte sich in einen schwarzen Kater und
schlich sich in dessen Nähe. Der Gsreris aber merkte den Spaß
und beschwor den fff mit manch' kräftigem Sprüchlein und
bannte ihn schließlich in die zinnerne Maßkanne am Tischeck,
wo er noch heute steckt.
Als der Oberteufel von der Sache Wind bekommen hatte, !
schickte er zwanzig andere Teufel nach Biberach, einen nach dem
andern, die hatten den Auftrag, die Maßkanne zu stehlen und
ihren Amtsbruder zu befreien.
Der Gsreris, der im „Schwarzen Rößle" so heimisch wie
im eigenen Kloster war, sing sie aber alle ab und bannte sie/ !
Einen nach dem Andern, in ein großes Glas, das er mit !
Wasser halb voll gemacht, und als sie im Glase waren, zog er
eine Schweinsblase darüber, so daß sie nicht mehr heraus konnten. ,
Der Oberteufel aber wollte von nun an nichts mehr von
dem Gsreris wissen und verschwor sich hoch und theuer, daß
er den Biberacheru seiner Lebtage keine Teufel mehr abtreten
würde und wenn sie ihn noch so sehr darum bäten.
Wenn die Biberacher in die Hölle kommen wollten, so ließ
er ihnen schreiben, möchten sie sich selbst behelfen — am lieb-
sten wäre es ihm aber, sie blieben wo sie wären, denn er wolle
es nur mit Leuten zu thun haben, die vor dem Teufel auch
den nöthigen Respekt hätten und der fehle den Biberacheru ganz
absonderlich; vor Allen aber den Stammgästen des Wirthes
zum „Schwarzen Rößle."
Die Biberacher kümmerten sich wenig um den Zorn des
Oberteufels. Wenn sie einen Teufel brauchen, da leihen ihnen
die Ulmer gerne einen von den ihrigen und die Ulmer haben
reiche Auswahl; den Ulmer Teufeln aber will es nie recht in
Biberach gefallen, krottcufalsch aber werden sie, wenn man sie
nach der Wohnung des Wirthes zum „Schwarzen Rößle" fragt.
Dem Rößleswirth hat der Spuck am Meisten gefallen,
denn von Nah und Fern kamen die Leute und wollten die 20
Teufel sehen, die der Gsreris von Feuerteufeln zu Wassertcufel-
chen gemacht hatte mit seinen Bannsprüchlein. Später aber,
als sich die Biberacher aus den Teufelchen nichts mehr machten,
verkaufte er sie an herumziehende Bänkelsänger und Wahrsager
und wem's Glück wollte, der hat wohl schon einmal so ein 1
Biberacher Wasserteufelchen gesehen in seiner Jugend.
Einige darunter verstehen sich auch aus Wetterprophezeihen;
wenn man nämlich mit dem Daumen der rechten Hand auf
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der geprellte Teufel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 53.1870, Nr. 1312, S. 75
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg