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Erscheinen wöchentlich einmal. Preis des Bandes

(26 Nummern) excl. Porto 6 Mark 70 Pfg., bei LXVI. Bd.

directem Bezug. Einzelne Nummer 30 Pfennige.

Ein guter Kerl.

Murmel war ein guter Kerl. Seine Verwandten, nahe
wie ferne, seine Bekannten und Freunde waren einstimmig in
diesem Urtheil. Seine Vorgesetzten — als Stcucrrath und
Dircctor des Hauptzollamtcs >var er selbst schon eine respectablc
Persönlichkeit — drückten gerne einmal das Auge für ihn
z>i; seine Untergebene» waren begeistert von ihm, trotz seiner
ausgeprägten Neigung zu Rüffeln, deren er ihnen oft in
den salbnngsreichstcn Worten zu crtheilcn pflegte. Schon die
joviale, behäbige Erscheinung gewann alle Herzen, und von
der Gutartigkeit seines Charakters erzählte man sich hundert
Züge in Barbierstubcn, Kaufläden und Schenkhänscrn. Selbst
die Tributpflichtigen seines Bezirkes hatten Gelegenheit, diese

Eigenschaft würdigen zu lernen, und manche Bauersfrau, die
dem Sohne oder dem Bruder einen fetten Schinken nach der
Stadt brachte und mit bangem Herzen in das Comptoir trat,
um die Taxe zu erlegen, wurde auf seinen Wink mit un-
-visitirtcm Korbe entlassen und murmelte dankbar im Fortgehen:
„Na, das ist einmal ein guter Kerl!"

Aber die besten Menschen haben ihre Schwäche, und Murmel
hatte die seinige. Wenn man ihn reizte, so wurde er böse.
Und leider gab cs viele Dinge, die ihn reizten: Regenwctter,
Sonnengluth, zu viel Arbeit, zu wenig Arbeit, eine verbrannte
Suppe, zuweilen auch die Fliege an der Wand. Am empfind-
lichsten aber war er in einem Punkte: in der Achtung vor seinen
amtlichen Functionen und der Wichtigkeit, die er ihnen beilegte.
Er pflegte oft zu sagen: „Wenn wir nicht die Stenern in
Empfang nähmen, so hätte die Regierung kein Geld; ohne Geld
aber müßte der Staat zu Grunde, gehen, folglich ruht das
Schicksal desselben auf unfern Schultern." Von diesem un-
angreifbaren Standpunkt ans beanspruchte er einen unbedingten
Rcspect für sich, wie für Jeden, der die Ehre hatte, in den:
gleichen Bernfszweigc thätig zu sein, und wehe Dem, der gegen
diesen Rcspect verstieß!

Im häuslichen Leben legte er ein gleich sanftes und harm-
loses Naturell an den Tag, wie Jeder bezeugen konnte, der in
den heitern Kreis seiner Familie trat und sein Antlitz über den
blühenden Gesichtern seiner Töchter wie den Vollmond über den
Rosen lächeln sah. Allerdings erzählte man sich von stürmischen
Auftritten, die zuweilen im engern Cirkcl stattfändcn.

Um die persönliche Bekanntschaft des Ehrenmannes zu
machen, erscheinen wir eines Morgens vor Beginn der Bureau-
stunden in seiner Wohnung. Es ist freilich noch früh und
Herr Murmel ist keiner von denen, die sich Morpheus Armen,
so zeitig entwinden. In der That ist sein Empfangszimmer

25
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein guter Kerl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Güte
Mann <Motiv>
Beliebtheit
Zollbeamter
Freundlichkeit
Persönlichkeit
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 66.1877, Nr. 1665, S. 193
 
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