DOI Heft:
Nr. 1807
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82 Himmels Segen bei Schnowitzka.
(Schreiben des Herrn Aaron Jtzig in Wien an Herrn Absolon Apfelblüht in Conflantinopcl. Veröffentlicht mit Erlaubniß des Adressaten.)
Lieber Fraind!
Hast m'r geschrieben und gefragt, wie's m'r geht? Wie
haißt? Bin ich ganz glicklich und gut aufgelegt. Worum?
Weil ist geschehen, daß ist gespielt worden nan grauster Straich
an dem Mauschl Jerobeam, der m'r hätt' gesetzt de Pixtaul
auf de Brust mit sain Guthaben per 300 Gulden. Wo ich
bin gegangen und gestanden Hot er gezogen heraus main
Wüchset und hätt gesächt vor alle Satt: „Sog ich D'r,
Jtzig, daß De m'r zahlst maane dreihundert Guldem am Freitag,
oder mußte m'r geben zwa Hundert mehr, daß ich D'r
prolongir'!" — Bin ich gewesen ganz verzwaifelt und bin ge-
sessen aas aaner Bank im Prater ganz melenchalisch. Ist ge-
kommen der grauße Doktor Schno Witzka und hat er mich
gefrogt, was es sai mit mir? — Hätt ich gesächt: „Wie gut
sain dran de beriemten Lait von der Kunst, de thun tanzen
oder singen und nehmen ein per Abend ganze Hansen Geld,
oder wann sich Aaner thät versteh'n aas „Magnetur" und
„Hopy gnitur", daß er nichts hätt ze thun, als daß er de
Lait laßt gucken aas was und mißt und druckt sc, bis se thun
Alles, wos er will. Und daß solche Kinstler sain leider sehr
rar und hütt'n fast nie nan waiches Gemieth! Wann ich aber
wißt, daß der bcrihmtc Prosesser Hansen wär' so homan,
als er ist geschickt in saaner Brausch — daß ich ihm macht
aane Aafwartung." — Hätt mich gefrogt der Schnowitzka:
„Worum?" — Hätt ich gesächt: „Thät' ich ihn bitten, daß
er thät machen aane hypognitischc Assambloe, wozu er schickt an
de Mauschl nan „Fraibillet und thät ihn nehmen zu aanen
„Mädinm" und thät ihn bringen in Schlof aas acht Tag'
oder verzehn. Worum? Wail ich dann viellaicht könnt' bezahlen
de dreihundert Gulden und mißt bezahlen nicht vor Pro-
longation." — Hätt' gesächt der Dokter Schnowitzka: „Thut
m'r lnid Ihre Verlegenheit sehr, lieber Herr Jtzig. Worum?
Wail Sc haben gemacht von jeher aas mich aanen angenehmen
Aindruck! Will ich Ihnen sagen was. Wann ich wollt' machen
viel Geld mit der Magnetur, könnt' ich sain aan raicher
Mann, denn hob' ich noch graußere Gewalt, als hätten mit-
einander der Hansen und alle Hypnogosär aas Dänemark,
Schweden und bis an de Nordpaul. Hob' ich nur gemacht
nicht Gebraach bisher von maine Pautenz, und will's nach
thun nicht kinftig. Worum? Wail's mir ist zuwider, daß ich
soll drucken und knaipen und hauchen an de unschuldige Lait.
Hoben Se gehört? Nu wail Se aber sain drangselirt von
Mauschl so sehr, der mich hot drangselirt frieher amol nach,
will ich machen aane Ansnahm und tvill Ihnen helfen, daß
Sc werden sain zufrieden mit mir!" — Hob' ich geschrieen:
„Soll dces sain wahr?" — Hätt' er gesächt: „Wie haißt
wohr? Will ich geben merklich aane Vorstellung morgen in der
„goldenen Krann" und werd ich lassen drucken: „daß Ich bin
der graußestc Magnetesär" und will ich schicken an de Mauschl
nan Fraibillet und kennen Se sagen ihm, daß ich halt' sain alten
Kopf for das beste Mädinm von der Welt, und daß, wenn er
parirt, wie ich's tvill, kriegt er Remunerazion zwa Gulden."
Hob' ich geschrieen: „Wann hört der Mauschl, daß er kriegt
ziva Gulden und frai des Ankträ, kommt er getviß!" — Und
der Schnowitzka: „Aber muß er mitbringen Ihren Wächsel —
werd er's?",—- Und ich: „Worum soll er'n mitbringen nicht?
Tragt er'n doch in snim Portesail immer bei sich mit viel
andere Schuldscheine!" — Sücht der Schnowitzka: „Nu, da
werd gut gehen Alles und werd ich geben aanen Bewais von
Magnetärkunst, daß Se's werden glaaben knam. Worum?
Wail ich's werd' treiben in des Colausalste, und will ich strafen
den Mauschl for Se und for was er hot frieher gethon mir
und, wann er könnt', m'r thät' tviedcr."
Und ist richtig gewesen aane grauße Assambloe von unsere
und von nicht unsere Lait, und ist hingcströmt mit ihnen nach
der M a u s ch l. Und wie er ist gesessen im Salaun, hätt' er
sogleich gesenkt sannen alten Kopf, als sei er schon gegriffen
an von der ganze Schnowitzkeschen Autmosfer. Und hätt
zuerst geholten der Doktor Schnowitzka aane schöne Red' und
hätt sich dann ausgesucht saine „Mädiumers" unter de
Herren von de Jüden und von de Christen und nach etliche
Fraan. Der Mauschl aber ist gesessen ganz in der Mitt' und
hot offenberlich geglaäbt, es sollt' anfangen de Sach sogleich
bai ihm. Worum? Domit er gewiß krieg' saane zwa Gulden.
Hot aber gesächt der Schnowitzka: „Verehrtester Herr Mauschl,
Se mißen warten bis zeletzt, weil ich will zeigen main grau-
ßestes Obokäövro hypognoteristik an I h ne!" — Hätt ge-
saifzt der Mauschl tief, hätt's aber nicht können ändern. Und
will ich D'r sagen, was gemacht der Schnowitzka, bis ist ge-
kommen d'ran der Mauschl Jerobeam, und werft De staunen,
wie wir hoben gestaunt alle.
Hätt er genommen her den Staierrevisor Joseph Kor-
berg er mit sainer grausten Glatz', hätt'n lang lassen schauen
aas de Scheer' von aanem Frisair und dann gesächt: „Waaß
ich nicht, sain mer viel zu lang maine Hoor, muß ich sc
schnaiden ab." Hätt er's kaum gesächt, fehrt sich der Korberger
ans sainen glatten Kopf und schnaidt allsfortnb sänne vermaint-
lichen Hoor, daß es war an graustes Plaisir bis er sich gegeben
hot aanen Schnitt. Da hätt geschrieen der Schnowitzka: „Sain
Se so gut und wachen Sc aas!" Ist er gewacht ans, und
hot'n gefrogt der Schnowitzka: „Ob ihm hob gethan weh der
Schnitt?" — Hätt gesächt der Korberger: „Gar nicht, im
Gegentheil!"
Und hätt der. Schnowitzka gemacht sain Experiment mit
unserm Vetter Jonathan Apfelbaam. Der Hot geglaäbt, er
komm' zaruck von der Frankforter Meß, wo er lang nicht
hob gesehen saane Fr aa, und Hot der Schnowitzka gemacht,
daß der Jonathan Hot geglaäbt, er selber sei saane Fraa,
und daß der Schnowitzka sai er, und weil er Hot gemaint,
er komm jetzt zaruck von Frankfort, hätt er umarmt den
Schnowitzka aus des Heftigste und hätt'n gekißt in ninfort, bis
ihm hätt gegeben der Schnowitzka aanen gewaltigen Schlog
ans saine Schulter und hätt geschrieen: „Wachen Sc aas!"
und gefragt: „Hoben Sc gespiert aanen Schlog oder hoben
Se gehabt Plaisir?" Hätt gesächt der Joel: „Hob ich gehabt
graußes Plaisir, daß ich's macht' erleben wieder!"
(Schreiben des Herrn Aaron Jtzig in Wien an Herrn Absolon Apfelblüht in Conflantinopcl. Veröffentlicht mit Erlaubniß des Adressaten.)
Lieber Fraind!
Hast m'r geschrieben und gefragt, wie's m'r geht? Wie
haißt? Bin ich ganz glicklich und gut aufgelegt. Worum?
Weil ist geschehen, daß ist gespielt worden nan grauster Straich
an dem Mauschl Jerobeam, der m'r hätt' gesetzt de Pixtaul
auf de Brust mit sain Guthaben per 300 Gulden. Wo ich
bin gegangen und gestanden Hot er gezogen heraus main
Wüchset und hätt gesächt vor alle Satt: „Sog ich D'r,
Jtzig, daß De m'r zahlst maane dreihundert Guldem am Freitag,
oder mußte m'r geben zwa Hundert mehr, daß ich D'r
prolongir'!" — Bin ich gewesen ganz verzwaifelt und bin ge-
sessen aas aaner Bank im Prater ganz melenchalisch. Ist ge-
kommen der grauße Doktor Schno Witzka und hat er mich
gefrogt, was es sai mit mir? — Hätt ich gesächt: „Wie gut
sain dran de beriemten Lait von der Kunst, de thun tanzen
oder singen und nehmen ein per Abend ganze Hansen Geld,
oder wann sich Aaner thät versteh'n aas „Magnetur" und
„Hopy gnitur", daß er nichts hätt ze thun, als daß er de
Lait laßt gucken aas was und mißt und druckt sc, bis se thun
Alles, wos er will. Und daß solche Kinstler sain leider sehr
rar und hütt'n fast nie nan waiches Gemieth! Wann ich aber
wißt, daß der bcrihmtc Prosesser Hansen wär' so homan,
als er ist geschickt in saaner Brausch — daß ich ihm macht
aane Aafwartung." — Hätt mich gefrogt der Schnowitzka:
„Worum?" — Hätt ich gesächt: „Thät' ich ihn bitten, daß
er thät machen aane hypognitischc Assambloe, wozu er schickt an
de Mauschl nan „Fraibillet und thät ihn nehmen zu aanen
„Mädinm" und thät ihn bringen in Schlof aas acht Tag'
oder verzehn. Worum? Wail ich dann viellaicht könnt' bezahlen
de dreihundert Gulden und mißt bezahlen nicht vor Pro-
longation." — Hätt' gesächt der Dokter Schnowitzka: „Thut
m'r lnid Ihre Verlegenheit sehr, lieber Herr Jtzig. Worum?
Wail Sc haben gemacht von jeher aas mich aanen angenehmen
Aindruck! Will ich Ihnen sagen was. Wann ich wollt' machen
viel Geld mit der Magnetur, könnt' ich sain aan raicher
Mann, denn hob' ich noch graußere Gewalt, als hätten mit-
einander der Hansen und alle Hypnogosär aas Dänemark,
Schweden und bis an de Nordpaul. Hob' ich nur gemacht
nicht Gebraach bisher von maine Pautenz, und will's nach
thun nicht kinftig. Worum? Wail's mir ist zuwider, daß ich
soll drucken und knaipen und hauchen an de unschuldige Lait.
Hoben Se gehört? Nu wail Se aber sain drangselirt von
Mauschl so sehr, der mich hot drangselirt frieher amol nach,
will ich machen aane Ansnahm und tvill Ihnen helfen, daß
Sc werden sain zufrieden mit mir!" — Hob' ich geschrieen:
„Soll dces sain wahr?" — Hätt' er gesächt: „Wie haißt
wohr? Will ich geben merklich aane Vorstellung morgen in der
„goldenen Krann" und werd ich lassen drucken: „daß Ich bin
der graußestc Magnetesär" und will ich schicken an de Mauschl
nan Fraibillet und kennen Se sagen ihm, daß ich halt' sain alten
Kopf for das beste Mädinm von der Welt, und daß, wenn er
parirt, wie ich's tvill, kriegt er Remunerazion zwa Gulden."
Hob' ich geschrieen: „Wann hört der Mauschl, daß er kriegt
ziva Gulden und frai des Ankträ, kommt er getviß!" — Und
der Schnowitzka: „Aber muß er mitbringen Ihren Wächsel —
werd er's?",—- Und ich: „Worum soll er'n mitbringen nicht?
Tragt er'n doch in snim Portesail immer bei sich mit viel
andere Schuldscheine!" — Sücht der Schnowitzka: „Nu, da
werd gut gehen Alles und werd ich geben aanen Bewais von
Magnetärkunst, daß Se's werden glaaben knam. Worum?
Wail ich's werd' treiben in des Colausalste, und will ich strafen
den Mauschl for Se und for was er hot frieher gethon mir
und, wann er könnt', m'r thät' tviedcr."
Und ist richtig gewesen aane grauße Assambloe von unsere
und von nicht unsere Lait, und ist hingcströmt mit ihnen nach
der M a u s ch l. Und wie er ist gesessen im Salaun, hätt' er
sogleich gesenkt sannen alten Kopf, als sei er schon gegriffen
an von der ganze Schnowitzkeschen Autmosfer. Und hätt
zuerst geholten der Doktor Schnowitzka aane schöne Red' und
hätt sich dann ausgesucht saine „Mädiumers" unter de
Herren von de Jüden und von de Christen und nach etliche
Fraan. Der Mauschl aber ist gesessen ganz in der Mitt' und
hot offenberlich geglaäbt, es sollt' anfangen de Sach sogleich
bai ihm. Worum? Domit er gewiß krieg' saane zwa Gulden.
Hot aber gesächt der Schnowitzka: „Verehrtester Herr Mauschl,
Se mißen warten bis zeletzt, weil ich will zeigen main grau-
ßestes Obokäövro hypognoteristik an I h ne!" — Hätt ge-
saifzt der Mauschl tief, hätt's aber nicht können ändern. Und
will ich D'r sagen, was gemacht der Schnowitzka, bis ist ge-
kommen d'ran der Mauschl Jerobeam, und werft De staunen,
wie wir hoben gestaunt alle.
Hätt er genommen her den Staierrevisor Joseph Kor-
berg er mit sainer grausten Glatz', hätt'n lang lassen schauen
aas de Scheer' von aanem Frisair und dann gesächt: „Waaß
ich nicht, sain mer viel zu lang maine Hoor, muß ich sc
schnaiden ab." Hätt er's kaum gesächt, fehrt sich der Korberger
ans sainen glatten Kopf und schnaidt allsfortnb sänne vermaint-
lichen Hoor, daß es war an graustes Plaisir bis er sich gegeben
hot aanen Schnitt. Da hätt geschrieen der Schnowitzka: „Sain
Se so gut und wachen Sc aas!" Ist er gewacht ans, und
hot'n gefrogt der Schnowitzka: „Ob ihm hob gethan weh der
Schnitt?" — Hätt gesächt der Korberger: „Gar nicht, im
Gegentheil!"
Und hätt der. Schnowitzka gemacht sain Experiment mit
unserm Vetter Jonathan Apfelbaam. Der Hot geglaäbt, er
komm' zaruck von der Frankforter Meß, wo er lang nicht
hob gesehen saane Fr aa, und Hot der Schnowitzka gemacht,
daß der Jonathan Hot geglaäbt, er selber sei saane Fraa,
und daß der Schnowitzka sai er, und weil er Hot gemaint,
er komm jetzt zaruck von Frankfort, hätt er umarmt den
Schnowitzka aus des Heftigste und hätt'n gekißt in ninfort, bis
ihm hätt gegeben der Schnowitzka aanen gewaltigen Schlog
ans saine Schulter und hätt geschrieen: „Wachen Sc aas!"
und gefragt: „Hoben Sc gespiert aanen Schlog oder hoben
Se gehabt Plaisir?" Hätt gesächt der Joel: „Hob ich gehabt
graußes Plaisir, daß ich's macht' erleben wieder!"