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I

162 Schwindclbank.

Woher sie ihr Gedeihen schöpft?

Von dem Blut des Bauern, den sic schröpft;

Von dem Schweiß des Dummen, den sie mehrt.

Von dem Pelz des Schafes, das sie scheert.

Von den Ohren, über die sie haut.

Und dem Fell des Esels, der ihr traut
Und halb geschunden, schwindelkrank.

Noch lobt und preist die Schwindelbank. T. K.

Kleine Verwechslung.

A (zu feinem Bekannten B., welcher eben von Paris zurück-
gekehrt ist): „Nun, wie hast Du Dich amüsirt? Großartige
Stadt, dies Paris, was?" — B: „Ja, ganz nett, aber Nichts,
was mich besonders in Extase versetzt hätte. Selbst die Ver-
gnügungen, die so sehr gerühmt werden, nur gerade passable.
Lat Valentina, Closerie de Lilas, Bai mahile — Alles nur so
so, la In!" — A: „Nun, und hast Du denn den Utzre la
Chaise auch gesehen?" — B: „Ja natürlich! Aber nur ein-
mal 'rumgetanzt, dann gleich wieder fortgegangen."

Sonderbare Voraussetzung.

Karl (im Eisenbahncoupe sitzend, sieht auf dem Perron seinen
Freund Peter): „Ja Peter, bist Du's denn wirklich, lebst Du
noch — ich Hab' g'meint — Dir bist verheirathet!"

E' Vielliebchen.

(Schluß.)

Ich schdand balde vor der Dier.in der zweedcn Ehdasche,
wo mei' Freind Seidenhaase wohnde. Mei' Harz bubberde
ivie e' Aerzbochwärk, und ich mnßde eene ganze Weile schdeh'n,
eh' ich wieder Anden kricgde. Dann dachdc ich e' kleenes
Weilchen ieber de Sache nach, bischbertc so fer mich: „Gu'n
Morg'n, Vielliebgen!" und glingelde mit'n Glingelzuge. Awer
in dem Oogenblicke, wo ich de Glingel höre, da fülld mer bletz-
lich ein, daß cs jetzd ja Nachd is und daß e' verninfdiger
Mansch zu so eener Zeid doch nich „Gn'n Morg'n, Vicl-
liebgen!" sagen kann. „Ei Herrjeses nee, is das wieder eene
Dummheed, Deiwele!" hadde ich gerade noch Zeid, zu mir zu
sagen, dann Hörde ich drinnc' de Diere geh'n. Und weil ich
nu ganz verwärrt war, so machde ich een' Dicgcrschbrung de
Drebbe 'minder und riß aus. Awer hinder mir här jagde
Eens und schimbfde: „I Ihr imfamen Büngel, ich will's Eich
anschdreichen, an der Diere zu glingeln und nachens nnszn-
rcißen! Warte, ich will Eich hälfen, Ihr Schbitzbüb'n!" De Angst
beflicgcldc meine Schriddc und >veil mei' Verfolger wahrscheinlich
blos in Neklischce war, so schrie er mer blos nns'n Hause noch
eenigc liewcnswärdige Diddcl nach, die mich dies verlätzd'n, awer
ich endwischde zu mein' dausendsten Glicke, und ich drug nischd
wcider dervon, als eene dichdigc Schdrnfbredigd von der Dördc,
die mer wieder vorbäbberde: „Herr Deiwele, Se soll'n bei dem
schlächd'n Waddcr nich schbazieren loofen, nu' kcichen Se wieder
und ha'm kccn' Aaden nich! Nu' meindwäg'n wiesten Se in
Ihr Läb'n 'nein, ich Hab' Ihnen nischt zu befähl'n!" Des
war allemal ihre Schlußrccdc tind bedeidede soviel, wie's Gegen-
decl — denn mehrschdendecls hadde sie zu befähl'n, da'ncin
hadde ich mich schon alleweile gefiegd!

E' Vielliebchen.

De Schdrafbrccdigd hadde ich ieberschdanden, awer mei
Geheimniß bedrückte mei' Harze immer noch mrd ich kam in
so eene sendiemendaale melangolische Schdimmung, daß ich der
Dördc beinahe mei' ganzes Malär erzehld hädde. Da ich awer
kccne rächde Kühraschc derzu fand, so verdrösdede ich mich bis
morg'n und nahm mer ündkich feste vor, morg'n srieh ganz
cenfach zu der Frau Seidenhaas'n hinzugeh'n und ganz cenfach
zu sag'n: „Gu'n Morg'n, Vielliebgen!" und hcrnachens war
die Geschichde ganz cenfach vorbei. Und bei düm Gcdank'n worde
mer'sch e' Bisl leichder und ich schlief die Nacht hal'mwäg'n.
Was ich freilich fer e' Droom hadde, das will ich gar nich
erzehl'n. 's kommt awer noch! —

„Morg'nschdunde had Gold im Munde!" sagde de Dördc
und das hieß so viel wie: „Bald uffschdeh'n, Herr Deiwele!"
An dem Dage, von dem ich nu' leider rccdcn muß, schdand ich
schon von alleene srieh' um Viere 'rnni uff und ich konnde mer
nu' mei’ Vorhawcn in aller Rühe und Gemiedlichkeed ieberleg'n.
Frich — 's kann Eener sag'n, was er ivill — is doch der
Vcrschdand um e' Bedeidendes häller, als wie zum Beischbiel
nach Dische. So fiel mer nu' gleich ein, daß mei' Freind
Seidenhaase um halwer Reine in's Geschäft geht, daß Seiden-
haasens keene Kinder nich, awer eene Köch'n ha'm — und
dadruff hin machde ich mer nu' mein' Griegsblan, und schon
bereids um halwer Achde war ich nich mähr in Zweifel, daß ich
mei' Schdichwort zuerscht loswär'n würde, und ich konnde meine
Schandensreede nich underdricken, wenn ich so d'ran dachdc, daß nu'
de Seidenhaas'n sälwer in die Sübbeegrnwc 'neinfallen mißdc.

Mit eener gcivisscn Sicgesfreidigkeet embfing ich de Dördc,
die mer mein' Kaffee (Blicmgensorde) 'reinbrachde. Awer da
wär' mer ooch bei een' Haare gleich wieder eene Dummheed
bassirt, denn wie de Dördc „Gu'n Morg'n, Herr Deiwele!"
gesagd hadde, da sagde ich so in Gedanken: „Gu'n Morg'n,
Viel — " Himmel noch emal! Da biß ich mich schlcinigst
uff de Libbe, kricgde een rächdzeidigen Hnsdcnanfall und sagde
dann, wie wenn nischd gcschäh'n wär': „Gu'n Morg'n, Dördc!"
Was die awer dervon gedachd had, das wecß ich nü allerdings niche!

Wie ich nach Reine ene etwas feinere Doaläddc als
geweehnlich machde, da sah mich de Dörde ncigierig von der
Seide an, und als ich nu ooch noch mein' ncien Ziehlinder-
hud verlangde, da blatzde sc 'raus: „Awer, Herr Deiwele, bei
dem schlächd'n Wädder wär'n Sc doch nich den gudcn, neien
Hnd nffsctzen! Was ha'm Sc denn vor? Na, ich brauch'»
ja nich zu wiss'n, 's gehd mich ja nischd an!" Das hieß so
viel, als wie: „Na wnrdc, Du verschdockder Mänsch, Heide laß
ich Der 'n Braad'n anbränn'n." Awer ich war schdandhafd,
schbrach, ich hädde nff'n Gerichd >vas zu dhun und ging, 's
ricseldc rechd hiüsch, ich schbandc awer mein' Räg'nschärm nss
und schlünkcrdc rechd gemiedlich und märkwärdig ruhig itach dein
Ziehle, lvas ich gestern Alvcnd in schleiniger Fluchd vcrlass'n hadde.

Ich daad een' kräftigen Zug -an der Glingel, wie Eener,
där seiner Sache ganz gewiß is, und Hürde ooch gleich d'raus
Jemand komm'n. G'rade wie's Schloß usfschnabbde, sagde ich
sachde: „Gn'n Morg'n, Vielliebgen!" — mein' Griegsblane
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