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>n§ dem Herrn Franz Pimpelhuber, ehrsamen Bürger und Stadtrath :c.

147


Nachdem ich eine Weile auf dieses bunte Treiben hinab-
gesehen, führte mich mein Vetter in einen Keller, wo ich aber-
mals von den Vorräthen überrascht war. Da lagen sechs-
hundert Hcctoliter Bier; und der Wein! Freunde, ich kann
Euch nicht Alles erzählen, aber cs waren über zehntausend
Flaschen, Silberköpschen darunter die schwere Menge, und das
Beste, was am Rhein, im Ungar- und Oesterreicherlande, in
Burgund und um Bordeaux wächst. Von Liqueuren mehr als
sechshundert Flaschen, und möget Ihr Euch selber denken, welche
Ihr wollt, sie werden darunter nicht gefehlt haben.

Als wir wieder die Treppe hinaufgestiegen waren, fragte
er mich: „Nun, was meinst Du, daß dies Alles bedeutet?"

— „Vielleicht," sagte ich, „soll ich hier Viktualienhändler
werden!" — Da lachte er wieder und sprach, indem er mir
einen Zettel reichte: „Nein, lieber Pimpelhuber, was Du da
sähest, hast Du auf Erden gegessen, und mußt cs hier ver-
steuern." Ich war starr vor Erstaunen.

„Sieh' Dir nur den Speisezettel an," fuhr er fort, und
da las ich denn, und ich mag noch Manches vergessen haben:

„Franz Xaver Pimpelhuber, Uttcnroda — Soll an Accise
für ans Erden verzehrte — —"

und nun kamen 112,418 Stück Semmel und Kipfel,
48,768 Kümmelbretzen, 501 Laib Brod, 48,768 Stück Pfeffer-
gurken, 54,346 Stück Rettig, Gemüse die schwere Menge,
nahe an 5000 Pfund Mehl, 4248 Pfund Zucker, 1615 Pfund
Kaffee, 20,846 Pfund Fleisch, 1889 Stück Geflügel, 111,343
Stück Wasserthiere, 73,048 Eier, 600 Faß Bier, und Wein
und Schnaps, und dazu fand ich auch noch Hunde und Katzen
und Ratten und Quassia und Schwefelsäure und Pappelblättcr

— kurz, Dinge in der Rechnung, daß mir ganz übel wurde.

Darunter aber war ein Amtssiegel und auch stand dort:
Himmlisches Verzehrungssteueramt Nr. 348,768.

Sonne, am 2. Januar 1778.

Hauptbuch Nr. 1,348,745, Fol. 816.

Kaspar Pimpelhuber,

ljimml. vcrzclilungsflcucrolesamlsrcchmmgscvideuzrcgiflmlurssuöofficial.

„Ich habe aber doch in meinem Leben keine Hunde ge-
gessen?" — „O ja. Du kauftest doch Deine Mettwurst und
andere Würste bei dem berühmten Selcher * * * in 93.?" —
„Allerdings!" — „Nun, der gab immer Hundefleisch darein;
das verlieh den Geschmack, den Ihr so vortrefflich fandet. Siehst
Du sie da unten? Ein Windspiel, ein Pudel, ein Mops,
ciu Pintsch und ein Buldogg; fünf Hunde, das ist richtig."
„Aber Katzen?" — „Ja, ja, 96 Stück beim Kronenwirth für
Hasenbraten." — „Und Dohlen?" — „Zweihundcrtachtzig
fünf Stück bei demselben für junge Tauben." — „Aber gar
Ratten?" rief ich entsetzt. — „In Pastctenform, auch beim
Kronenwirth. Du erinnerst Dich dach, wie Dir die Flcisch-
Üastetchcn so gut geschmeckt haben; sic waren gar so appetitlich."

Mir war schon ganz übel, wenn ich dachte, was mir da
unten Alles geschmeckt hatte. „O du verdammter Kronen-
wirth!" flüsterte ich halb ohnmächtig, und mit schwacher Stimme

fragte ich noch: „Wasserschlangen?" — „Nun ja, die waren
unter dem marinirten Aal, haben Dir aber gar nichts ge-
schadet." — „Und Quassia! Das ist doch Fliegcnholz?" —
„Mein lieber Pimpelhuber," sagte mein überirdischer Vetter,
„denkst Du, die Brauerei könnte bestehen, wenn sie nur mit
Hopfen braute? ... Du hättest freilich noch sechs bis acht Jahre
leben können, allein jetzt hast Du's überstanden, und Deine
Rechnung ist nicht so groß."

_' (Schluß folgt.)

Merkwürdiges Zusammentreffen.

A: „Heeren Se, Sic sein wohl nicht aus hiesiger Gegend?"

- B: „Nein, ich bin aus Ostpreußen!" — A: „I was
Sc sagen, da sein Sic'wohl auch nich aus Berne?" — B:
„Nein!" — A: „I Heeren Se, das ist Sie aber een merk-
wirdiges Zusammentreffen — ich bin Sie nämlich auch nicht
aus Berne!" -

Es war einmal. . .

Es war einmal... du Wort der Kinderzeiten,

Wir schlürften dich mit Wonnezügen ein!

Doch trotzig wirft der Knabe dich beiseite».

Ihm gilt das stolze Wort: Bald wird cs sein!

Des Jünglings Blick hängt an der Zukunft Tagen,

Was eben ist, — der Mann, er spürt es kaum;

Bald wird es sein! — Ein stetes Hasten, Wagen.

Da plötzlich schreckt er wie aus wüstem Traum.

Verklungen ist die zauberische Weise;

Er fühlt es, langsam geht die Fahrt zu Thal,

Und leise klingt im Ohr ihm, leise, leise
Das schlichte Kinderwort: Es war einmal. . .

Edwin Bormann.

Gelöster Widerspruch.

A: „Da, sich' mich an, bald werde ich einen Kopf voll
grauer Haare haben." — B: „Es ist doch besser, einen Kopf
voll grauer Haare, als einen Kopf voll gar keiner."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Gelöster Widerspruch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Creditline
Fliegende Blätter, 73.1880, Nr. 1841, S. 147
 
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