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Der Hort des neunzehnten Jahrhunderts.

des Heil. In Liebe und gutem Vertrauen
hing des treuen Weibes Blick an des Gatten
uiuthbelebteinAntlitz, dasKind bald herzend,
bald still frohlockend nach dem nahen Ziele
schauend. „Dort findet jcglich Streben seine
gute Stätte und des Verdienstes harrt
Lohn und Ehre vom weisen Cardinal und
vom gerechten König." Also sprach, frohen
Muthes, den Schritt beschleunigend, der
Wanderer zur Gefährtin. „Ich fühl es,
wie ihnen das mächtige Geheimniß hoch
willkommen ist. Schon seh ich mein herr-
liches Werk gigantisch wachsen, hör' es
staunend bewundern und die Welt ihm
zujauchzen. Daun, du Liebe, ist Noth und
Kummer auf immer abgethan, und um's
karge Dasein gilt's kein ängstlich Wetten
mehr. Frei liegt die reiche Zukunft da
für uns und unsre Kinder!"

So sprechend breitete er im freudigen
Vorgefühl die Arme aus nach dem vor
ihm liegenden Häusermeer, die sonst bleiche
Wange geröthet vom Strahl des Glaubens
und des gerechten Selbstvertrauens, und
schwer quoll aus dem lichten, sehnsuchts-
vollen Auge, von Schmerz und Freude
gezeugt, die Thräne des geprüften Mannes,
der endlich so lang entbehrten Trost erreicht.

Schon umgab sie das lärmende Gewühl
der Stadt. Ein ärmliches, düstres Obdach
nahm die Wanderer auf, doch heiter schmückte
es ihnen die goldene Hoffnung, tvürzte das
geringe Mahl, und streute ihnen holde
Träume in den süßen Schlaf, der die
Müden alsbald umfing.



Im reichen Palaste, prächtiger als
sein Herr und König, bewacht von glän-
zenden und zahlreichen Wachen wohnt der
Cardinal-Ministcr, der gefürchtete Volks-
und Fürstentyrann Richelieu. Einsam im
prunkvollen Arbeitszimmer ruht er, ver-
tieft in zahllose Papiere. Ans dem schön-
geschnitzten, goldgezierten Sessel nahe dem
marmornen Kamine auf grünbehangenen
Tisch gebeugt, entscheidet er mit ruhiger,
fester Hand manches Geschick. Gleichgültig
wie beglückende Patente unterzeichnet er
Todesurtheile und die Befehle zur Tortur
mißfälliger Unschuld.

Wie um des gefürchteten Raubthiers
Höhle in der Wildniß Todtenstille ruht,
so waltet tiefes Schweigen rings um das
Gemach des allmächtigen Ministers. Da.

welch ein unerhörtes Ereigniß, tönt plötzlich Getös und lautes Stinnngewirr
vom Vorsaal her, und über des Cardinals rasch erhobenes Antlitz zuckt's halb
wie Zorn und halb wie feige Angst. Unehrerbietig und lärmend wird die
Thür geöffnet, und eindringt, ob auch die uacheilendcn Diener mit Macht ihn
zurück zu zerren suchen, zornleuchteud und mit verstörtem Kleide ein schlichter,
hochstirniger Mann. „Gott schütze Eure Eminenz!" ruft er noch halb athem-
los dem finster blickenden Minister entgegen, „und Dank ihm, daß ich nun end-
lich doch vor Euch stehe! Wohl stundenlang harrte ich seit drei Tagen vergebens
in Eurem Vorgemach, verhöhnt von Euer» Dienern, immer wieder auf andere
Zeit vertröstet und von ihnen ein lästiger Bettler gescholten. Ich bettle nicht,
mein Fürst, denn ich kann geben. Und wahrlich nichts Geringes Euch vor-
zulegen, bin ich von weiter Ferne hergewandert. Vergebung, hoher Herr, daß
ich so trotzig mir Euer gnädiges Gehör erringen mußte!"

Und alsbald glättet sich wieder des Gelvaltigen Stirn und die Diener weichen
still auf den Wink seiner Augen.

Des mühsam erreichten Wunsches froh, endlich dein mächtigen Herrn gegen-
überzustehen und des Erfolges seines hochbcdeutenden Antrags gelviß, antwortet
der kühne Fremdling auf des Ministers mild-ernste Frage:

„Mein hoher Herr! Salomon de Caus ist mein Name und der ferne Elsaß
meine Heimath, die ich mit Weib und Kind verlassen, um eine herrliche Ent-
deckung und die Frucht jahrelangen und mühevollen Denkens, dem edelsten und
mächtigsten der Könige zu Füßen zu legen, daß sie auf sein Herrschergebot
leben und gedeihen möge."
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Hort des neunzehnten Jahrhunderts"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Muttenthaler, Anton
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Ingenieur <Motiv>
Kardinal <Motiv>
Schrifttum
Dampfmaschine
Erfindung
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Richelieu, Armand Jean du Plessis de
Caus, Salomon de

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 8.1848, Nr. 177, S. 66
 
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