Fliegende Blätter (8.1848 (Nr. 169-192))

22.

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Die Folgen eines Frühstücks.

lSchluß.)

Zn derselben Zeit, in welcher Herr Ductus mit seinem
Freunde bei Bleizuckers gefrühstückt hatte, und nun zu Hause
seinen Rausch ausschlief, fand in dem Expeditionslocale desselben
auf der Rathskämmerei eine Scene statt, die für den im festen
Schlaf Versunkenen von wesentlichem Interesse war. Die
seit langen Jahren immer bedeutender sich zeigende Vergrößer-
ung Ahausens, die um mehrere Tausende gestiegene Einwohner-
zahl, hatte auch eine Erweiterung und Vergrößerung des
städtischen Verwaltungswesens herbeigeführt, und es war da-
her die Expedition, in welcher Herr Ductus arbeitete, in ein
Seitengebäude des Rathhauses verlegt worden, welches getrennt
von den übrigen Geschäftsbureaus des Rathhauses, nur durch
einen langen Seitengang mit demselben in Verbindung stand.

Es war im Monat März, aber der Winter hielt noch
hartnäckig den andrängenden Frühling zurück, und an dem
Tage, an welchem Herr Ductus bei Bleizuckers frühstückte,
hatte man in Xhausen noch drei bis vier Grad Kälte, daher

in dem Expeditionslokale der
Kämmerei der Barometer
chtzehn Grad Wärme zeigte.
Dieß wäre jedenfalls hin-
reichend gewesen, um dabei
arbeiten zu können, allein
der alte Sportel-Einnehmet,
olbennase Herr Duc-
seinen Träumereien
und dessen
an das seinige
konnte sich heute nicht
erwärmen, und war nicht von
dem schon rothglühenden Kanonenofen wegzubringen, welcher

in der Mitte des Zinimers stand, und dessen Rohr über das
Cabinet des Herrn Ductus und das des Sportel-Einnehmers
hinwegging, denn, wie schon bemerkt, das Expeditionslokal
war früher ein leerer, nicht heizbarer Raum gewesen, der
zur Aufbewahrung von Wasserfässern, Spritzen, Leitern u.
dgl. Gerölle gedient hatte.

Brummend hatte der alte Aufwärter zu wiederholten
Malen die Kohlenschaufel in Bewegung gesetzt, der Ofen war
bereits so durchglüht, daß glitzernde Funken an der Eisen-
platte aufzischten, nur der alte Sportel-Einnehmer rieb sich
frostig die Hände und ging von Zeit
zu Zeit an das leer stehende Cabinet
des Herrn Ductus, zwängte seine
historische Nase durch das Gitterwerk
desselben und kehrte brummend in
das seinige zurück.

„Herr Ductus muß krank sein."
begann jetzt einer der jüngeren Be-
amten, der eben beschäftigt gewesen
war, zu Kohle verbrannte gebratene
Aepfel, deren Geruch das ganze
Zimmer angefüllt hatte, vom Ofen
herunter zu kehren!

„Ja, krank muß er sein, sonst wäre er da!" entgegnete ein
Anderer. „Was meinen Sie Herr Sportel-Einnehmer?"

„I je doch, je doch! hm! hm!" brummte dieser und ging
wieder an den Ofen! — „Aber sonderbar, gestern hat er
doch über nichts geklagt! hm! nun, es wird wohl nichts auf
sich haben! — Infame Kälte heute und der Ofen bis oben
hinauf voll Kohlen, schlechtes Lokal, am Fenster erfrieren
und hier verbrennen! friert Sie denn nicht, meine Herren?"

„Jetzt mag's gehen," entgegnete der Eine, während die Andern
lachten, denn es waren bereits 22 Grad Wärme im Zinimer.