Fliegende Blätter (8.1848 (Nr. 169-192))

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Zeit»ngsexpeditionen angenomnien. od. 2 Rthlr. EinzelneNummern kosten 12kr. oder 4 —

Die Schelmenkappe-

Fortsetzung.)

II.

Die Nacht ruhte schon dicht und schwer auf
den wilden Höhen. Rastlos, unbewußt den wohl-
bekannten engen Pfaden folgend, raste Erwin
dahin, stolperte bald über eine Wurzel, bald stürzte
er über einen knorrigen Ast oder einen Steinblock,
der im Wege lag; seine Kleider waren zerfetzt,
Hände und Wangen aufgerissen und blutrünstig.
So gelangte er, ehe er sich's versah, an den so-
genannten Heidenstein: das warein kleiner runder
Platz, von mächtigen Eichen umsäumt, dazwischen
schauten uralte Blutbuchen gar finster mahnend
heraus. An der einen Seite ragte mannshoch ein
schlanker Felsblock hervor, der unten in schwin-
delnder Tiefe in dem rauschenden Waldstrom wur-
zelte. Ueber dem Felsen schüttelten einige Tannen,
aus dem Abgrund gleich ihm emporgeschosien, ihre
dunkeln Wipfel, und es rauschte und brauste und
murmelte dort recht unheimlich durch die Nacht.
Heiden st ein nannte man den Ort, weil daselbst
noch vor kaum hundert Jahren der Tummelplatz
der scheußlichsten, blutgierigsten Götzenverehrung
gewesen sein sollte, wie man denn auch im nahen
Umkreis des Steins gar manch verkohltes Men-
schengebein ausfinden konnte. Dort warf Erwin,
dicht neben dem Felsblock, in tiefiter Erschöpfung
sich nieder, das Haupt mit den verwirrten schwar-
zen Locken in den blutigen Händen bergend, und
achtete des mitleidig blickenden Mondes nicht, der

:gr.

zwischen schweren Wolken hindurch das Jammerbild an dem Ort des
Schreckens neugierig betrachtete.

„Was haben sie mir gethan?" — hob Erwin nach langem Brüten dumpf
und bebend an, — „mich todtgeschlagen? — Nein, bei lebendigem Leibe

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