Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext






15.1 Bestellungen werden in allen Buch- und Kunst- mT_. ^ » n Erscheinen wöchentlich. Subskriptionspreis WTTT

^ lhandlnngen, sowie von allen Postämtern und ' £giVi für den Band von 26 Nummern 3 fl. 54 kr. !_ V"

Zeitungsexpeditionen angenommen. od. 2 Rthlr. 5 Sgr. Einzelne Nummern 9 kr. od. 2*/« Sgr.

Cin Proletarier.

(Fortsetzung.)

Mich hatte der Lärni erweckt, die Stimme meines Soh-
nes erkennend, war ich besorgt unter die Hausthüre getreten,
und hörte meinen Sohn den Vorgang erzählen. Der Poli-
zeimann notirte sich Namen und Hausnummer, und führte
seinen Gefangenen fort. Mein Sohn reiste am nächsten
Morgen ab, und so sah ich mich denn zu meinem größten
Vcrdrusse in eine Berührung mit der Polizei gebracht, mit
welcher ich schon für immer abgeschloffen zu haben glaubte.

Es dauerte auch nicht lange, so wurde ich zur Polizei
gerufen, um dem Angeklagten gegenübergestellt zu werden.
Bei meinem Nachbar, dem Kaufmann Böse, hatte er den
Diebstahl begangen. Schon am Tage vorher hatte er im
Hause des Genannten Hand an denselben legen wollen, dann,
wie ein Vorübergehender bemerkt haben wollte, den Reif zer- j
sprengt, der das vor deni Hause liegende Holz zusammenhielt,
und in der Nacht war er zum Diebe geworden; er hatte
nicht mehr als zwei Scheite bereits gestohlen, aber wäre er
nur nicht entdeckt worden, so hätte der Bösewicht nach und
nach gewiß den ganzen Holzstoß davon geschleppt. So die
Anklage. Man stellte mir ihn gegenüber; „lieber Gott, das
ist kein Verbrecher, das ist ein Unglücklicher," so sagte ich
zu mir. als ich den zitternden, blaffen, ärmlich gekleideten
Mann gesenkten Blickes vor mir stehen sah. Man fragte
mich, ob ich ihn wieder erkenne, ob ich ihn früher schon ge-
kannt habe: ich bejahte das elftere, verneinte das letztere.

„Kennen Sie mich wirklich nicht mehr?" fragte der Be-
klagte leise, „sonst konnte ich wohl stolz Geld verschmähen;
o hätte ich gestern Abend nur einen kleinen Theil von dem
gehabt, was Sie mir einst geboten, ich stände heute nicht als
ehrloser Dieb vor Ihnen."

Jetzt erkannte ich ihn wieder; es war der Retter meines
Sohnes! Aber aus dem kräftigen jungen Mann von damals
war eine traurige, gebückte, abgehärmte Gestalt geworden.
Es war nicht der Ort zu weiteren Erörterungen; ich ließ
mir seinen Namen und seine Wohnung sagen, und als mich
der Richter entließ, rief mir der Angeklagte zu: „Wenn Sie
sich noch einigermaßen in meiner Schuld glauben, so er-
barmen Sie sich meiner verlaffenen Frau, meiner armen
unschuldigen Kinder."

Erschüttert verließ ich die Gerichtsstube, und mein erster
Gang war nach der Wohnung des Armen.

15
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Proletarier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Angeklagter
Richter <Motiv>
Zeuge <Motiv>
Vernehmung
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 8.1848, Nr. 183, S. 113
 
Annotationen