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Authentischer Bericht über die Entdeckung der Goldfelder in Californien.

schädigte, daß ich, Gottlob! ich weiß nicht wie lange, der
Sinne beraubt liegen blieb.

Als ich wieder erwachte, dauerte jenes sonderbare Glitzern
und Schimmern noch immer fort. Ich befühlte erst meinen
Körper, richtete mich dann empor, und — denken Sie sich aber
den Grad meiner Ueberraschung, lieber Herr Vetter und
Kollege — so weit meine Blicke reichten, streiften sie über ein
mit Goldklumpen bedecktes Land. Nicht auf Steine, wie ich
geglaubt hatte, war ich beim Herabfallen aus meinem Nacht-
lager gerathen, sondern Gottlob! auf pure Goldklumpen, die
dicht umher lagen, und von denen einige so schwer waren, daß
ich sie vergeblich zu heben versuchte. Bei meinem Fall vom
Baume hatte ich niich an ihnen hier und da blutrünstig ge-
schlagen, und mein erstes Geschäft war daher, nachdem ich
mich von meinem Staunen etwas erholt hatte, nach einem
nahe vorüberrauschendcn Gewässer zu gehen und mich ein wenig
zu reinigen. Auch dieser Fluß floß überlauter Klumpen Goldes,
und der Sand, den ich aus seinem Bette schöpfte, bestand aus
reinen Goldkörnern. An Auflesen dachte ich, Angesichts dieses
unerschöpflichen Reichthums, natürlich noch nicht, zumal da ich
nicht gewußt hätte, wo anfangen, und so wunderte ich den
Tag über längs des Stromes auf diesen Goldfeldern fort, die
zu desien beiden Seiten Gottlob! kein Ende nehmen wollten.
Wie in Deutschland die Kraut- und Kartoffelfelder, so dehnten
sich hier gerade die mit Goldklumpen besäten Felder aus.

Mehrere Wochen lang lief ich mir so auf diesen Goldfeldern
die Füße wund, bis mir endlich der Gedanke kam, doch mit
Auflesen zu beginnen, zu welchem Zwecke ich mich nun daran
machte, die zahlreich vorhandenen hohlen Baumstämme mit
Goldklumpen zu füllen, wobei ich, Gottlob! die kleineren Stücke

nicht beachtete. So oft ich mich zum Aufheben bückte, war's
Gottlob! mindestens seine 5000 Gulden Werth; ein Unter-
schied, wenn ich an Deutschland zurückdenke, wo man sich
um nichts und wieder nichts bückt.

Uebrigens hatte mir mein guter Geist das Auflesen einge-
geben, denn kaum daß ich mir ein Paar Tage lang dieses
Vergnügen verschafft hatte, als ich auf lebende Wesen stteß,
die sich derselben Beschäfttgung befleißigten. Anfangs hielt
ich sie für eine große Gattung Affen, bis ich später, Gottlob!
über ihre indianische Menschlichkeit Aufschlüsse erhielt. Es
waren die ersten Indianer, die ich seit meiner Ankunft in Amerika
zu Gesichte bekam. Eigentlich sehen sie blos wie Menschen
aus, ihnen folgten indessen bald auch wirkliche Menschen nach,
und von ihnen vernahm ich nun beinebens, daß ich mich in
dem Lande Californien befand und in der Nähe ein Oertchen
liege, mit Namen St. Francesco. Gottlob!

Nun hätten Sie aber sehen sollen, lieber Herr Vetter und
Kollege, welche Masse von Menschen hier in kurzer Zeit zu-
sammenströmte, um Gold zu sammeln und zu graben. Viele
Tausende wühlen, kratzen und scharren in der Erde, so daß
es, Gottlob! ein Gewimmel ist, als ob man Wasser in einen
Ameisenhaufen schütte. Tie obenauf gelegenen größern Klmnpen
habe ich so ziemlich in meinen hohlen Bäumen untergebracht;
mein Schäfchen habe ich daher, Gottlob! im Trocknen, und
wenn ich draußen spazieren gehe, so bücke ich mich den Tag
über höchstens einmal, etwa um so viel Gold aufzuheben, als
ich eben für 24 Stunden zum Lebensunterhalte gebrauche.
Wegen einigen lumpigen hundert Gulden bückt sich hier,
Gottlob! kein Mensch mehrere Male!

Um Ihnen, lieber Herr Vetter und Kollege, eine kleine
Beschreibung dieses neuen Goldlandes zu machen, sei nun ge-
sagt, daß dasselbe, Gottlob! ungefähr einen Flächenraum wie
das Königreich Würtemberg einnimmt. Dieser Raum ist buch-
stäblich mit Gold besät, die Erde ist lauterer Goldstaub, oder
eigentlich kann man gar nicht von Erde sprechen, da es keine
gibt, sondern Goldsand, der Gottlob! aus puren Goldkörnern,
von der Größe unseres Schießpulvers gröbster Sorte, besteht.
Dieser Goldsand, mit vielen Stücken lautern Goldes, bis vier
Pfund und darüber schwer, gemischt, bildet eine Schicht, die
drei bis vier Fuß Dicke hält. Mit dem Einsammeln dieses
Goldsandes oder gar mit Goldauswaschen giebt sich aber der
damit verknüpften Umstände wegen kein Mensch ab; man ver-
schmäht selbst die leichtern Klumpen, sogenannte Klümpchen,
und nimmt selten unter einem Pfündigen auf. Unter der
Schichte Goldsand hat sich, bei versuchsweise angestellten Nach-
grabungen, Gold in reinen Felsenschichten vorgefunden; eine
Entdeckung, die man jedoch bisher noch nicht weiter verfolgt
hat, indem vor der Hand die, Gottlob! mit zahllosen Klumpen
vermischte Schichte Goldsand noch eine zu leichte Ausbeute
gewährt, um daß man sich schon hinter die Goldfelsen, welche
doch gesprengt werden müßten, machen sollte. Ausgemacht ist
es aber, daß wir hier auf Goldfelsen wandeln, die, Gottlob!
eben so unergründlich sein mögen, als die englischen Kohlen-
gruben, und daß man sich mehrere Meilen tief durch lauter
Gold in die Erde wird graben müssen. Denken Sie sich, lie-
ber Herr Vetter und Kollege, ein Land wie Würtemberg, die
beiden Hohenzollern inbegriffen, ich sage so groß wie Würtem-
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Authentischer Bericht über die Entdeckung der Goldfelder in Californien, von dem Entdecker selbst"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Versteck
Gold <Motiv>
Goldgräber
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Kalifornien

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 8.1848, Nr. 185, S. 130
 
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