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in de Erde versinken. Awwer mein Genosse Gorz schdellt sich, eh'
ich mer's versehe, vor mich, zeigt seine Garde unn sagt, ans mich
weisend: „Das dort is Sie blos mei' Dräger unn Dreiwer Er

hat blos meine Reserfe-
flindcnmhüngcn unn gann
gar nich schießen." Der
Ferschder nickde. Für den
Augenblick, muß ich Sie
sagen, war ich froh, awwer
bald gam mcr der Aerger
ivieder. Was, der Mensch,
der Gorz, gab mich sor
seinen Bedienden aus,
mich, den Rcndich Beilich,
unn schbielde auch noch
aus meine Ginste im
Schießen an! Awwer >vie
wurde mer erscht, wie die
ganze Gesellschaft mit dem

V e r b e s s e r t.

Nimm' es nicht schief, hat unser Ucbermuth
Mit Unrecht dir den guten Nus verdorben;

Wir machen ja das Ucbcl wieder gut
Und loben doppelt dich - wenn du gestorben!

fl. Haklr.

W indstillc.

Miether: „Hör'n Sie 'mal, Köchin, eine solch' ruhige
Wohnung Hab' ich in meinem Leben nicht gehabt: der Hausherr
und seine Gattin müssen leben >vic die Eugerln im Himmel, denn
seit der Zeit, die ich nun im Hause wohne, Hab' ich noch nicht einen
Laut gehört!"

Köchin: „Da sind S' aber g'stimmt, Herr Kiclmnnn —
1 passen S' nur ans, wenn s'wieder gut miteinander werden; alleweil
trutzen s' schon wieder seit 14 Tag' — da rcd't Kein's a' Wort
mit dem Ander'»; wie f aber wieder gut sind, da geht der
Teufel los!"

Das angenehmste Geschäft

ist doch, Wollhändler zu sein, da alle Kunden wvllwollcnd in da§
Geschäft hineingehen und, mit wenigen Ausnahmen, wollhabend
hinausgehen.

50 Der unfreiwilli

ich mit e' baar Freinden so enne gemeinschaftliche Bardie verabredet.
Meine Frau backte mer, daß ich nich verhungerde, mei' Lieblings-
essen, geback'ne Hiehner, in de Jagddasche, unn ich zog ab. Wie
ich Sie awwer auf den Sammelblatz angomme, wer schdeht da
under der Gesellschaft? Mei'Wisawie, der Seifensieder Gorz! Unn
's war mer, als tvenn er mit den iebrigen von meiner Berson
schbräche, denn die guckden mich so merkwürdig an. Ich war nadier-
lich, wie Se sich denken gennen, sehr unangenehm beriehrt, awwer
ich ließ mer nischt merken, unn er dhat auch nich dergleichen, winschde
mer e' gudden Morgen unn ergundigde sich nach mein'n Befinden.
Ich andworde sehr reserwierd, awwer wie nu de Gesellschaft sich
zerstreite, da ging er, Gorz, wieder in meiner nächsden Nähe, als
wenn er zu mir geheerde. Ich wirdigte ihn gcines Blickes mehr.
Mit einem Male gam Sie e' Hase auf mich zu. Ich, nich faul,
dachde: „Jetz willst de Gorzen ämal zeigen, was de gannst",
unn schoß. Baff! Vorbei! Gleich d'rauf grachde es von Gorzen
seiner Seide her, unn der Hase war dodt. Ich war der Blamicrde,
unn wie ich zu Gorzen nieder sah, gönnte ich deidlich e' hehnisches
Lächeln auf seinen Gesichde bemerken. Unn so ging's auch weider.
Wie mer Alle wieder zusammengamen, hadde Gorz drei Hasen unn
ich geinen einzigen. Meine scheene Schdimmung gennen Se sich
wohl ausmalen. Wie mer awwer nu noch so bei enander standen,..
unn Alle Gorzen gradulierden, gommt mit ein' Male der nei her-
versetzde Ferschder aus 'n Gebische, begrießt uns sehr heeflich, unn
schbricht dann, wobei er mich anguckt: es wäre seine Flicht, uns'rc
Jagdgarden zu residieren. Ich denke, ich soll mitsammt meiner Flinde

ge Jägerbursche.

Ferschder zusammen weider zog, unn Gorz zu mir sagte: „Da,
Friedrich, drag' meine drei Hasen!" Ich glaube, au so e' wudh-
erfillden Herzen hat noch gei Hase geruht! — Endlich gam' mer auf
'n Sammelblape wieder an. Alles setzde sich zum Friehsticken, unn
ich wollde mich nu' schon an meinen gebackenen Hiehnern sor die
Leiden belohnen — da hör' ich mit ein' Male wieder Gorzen seine
Schdimme: „Herr Ferschder, Sie friehsticken doch e' bischen mit?
Friedrich, gib ämal Deine Jagddasche her; ineine Frau werd wohl
'was Gudes 'neingebackt Hamm!" Mir schdand bei der Schändlichkeit

sozusagen mei' ganzer Verschdand schdille. Mit 'n Blicke wie enne
Leewin, der mer ihr Junges raubt, warf ich meine Tasche Gorzen
vor de Fießc, unn dann ging ich hinder e' Baum, um meine
Drähnen zu verbergen. —

Unn nach e' baar Dagen, da erzählden se sich die Geschichde
in der ganzen Schdadt, unn da hecrt' ich, daß Gorz die ganze Sache
schon vorher mit den Andern abgemacht hadde. Na, das Gesichde
von meiner Garliene hädden Se seh'n sollen! Scildeni hängt
meine Flinde unn Jagddasche auf'm Boden, unn Gorzen guck' ich
nich mehr an. vr. v.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der unfreiwillige Jägerbursche"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Entstehungsdatum (normiert)
1885 - 1885
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 84.1886, Nr. 2116, S. 50
 
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