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Leiden und Freuden einer Vermietherin.

Der Vorgang mit dem Stillleben blieb mir aber doch eine
Warnung und ich hielt' mich von den anderen Ateliers ferne,
bis ich, eines Morgens durch den Gang eilend, Töne vernahm,
bei welchen sich mir vor Schreck die Haare sträubten.

Aus dem Atelier meiner Ungarin tönt deutlich das Weinen
eines kleinen Kindes. Sollte der Storch in meine Wohnung
— ich wage den Gedanken nicht auszudcnken. Mit zitternden
Knieen lege ich mein Ohr an die Thüre. Es war keine Täusch-
ung. — Das junge Mädchen war aus guter Familie, so ward
mir gesagt, da ich mich erkundigte; denn wenn ich leichtsinnige
Menschen hätte aufnehmen wollen, dann hätte ich Kunstschüler
genug für meine Ateliers bekommen, aber ich wollte nur Damen,
anständige Damen und jetzt —

Vor Aufregung zitternd, trete ich ein. Eine erstickende
Hitze strömt mir entgegen. Die Ungarin sitzt im leichtesten
Negligs an der Staffelei, auf dem Tische aber steht nackt, voll-
ständig nackt, das Kind, welches ich gehört, noch immer aus
Leibeskräften schreiend. Eine Frau aus dem Arbeiterstand hält
es, schneidet aber, statt es zu beruhigen, solch' entsetzliche Gri-
massen, daß sich das kleine, etwa anderthalbjährige Wesen offen-
bar fürchtet. (Fortsetzung folgt.)

Schlechter Trost.

Wahr ist es, wenn man spricht:

„Es macht zuletzt der Tod
Ein Ende jeder Noth" —

, Doch man erlebt es nicht.

Dumme Redensart.

„ . . . Und das sagen Sie mir in's Gesicht."
„Ja, wohin soll ich's Ihnen denn sagen?"

Semper idem.

(Mittelalterliche Romanze.)

Aus dem Krug, zehnliterhaltig,
Zecht auf seiner Burg gewaltig
Ritter Klotz von Schneckenstein.
Reich an Haar und Seelenadel,
Emsiglich mit Zwirn und Nadel
Sitzt sein einzig Töchterlein.

Und die Schloßbrück' rasselt nieder
lind sie rasselt aufwärts wieder,
Ritter Beit kommt hoch zu Roß,
Dem in süßverschwieg'ner Minne
Irma mit geneigtem Sinne
Längst ihr junges Herz erschloß.

Und zum Vater spricht der Ritter —
Seine Worte klingen bitter —

„Seid Ihr endlich heut' bereit,
Meinen Antrag anzuhören?

Oder sollt' ich wieder stören,

Wie schon seit geraumer Zeit?!

Eu're Irma zu besitzen,

Würd' ich gern mein Blut verspritzen —
Gebt mir endlich ihre Hand!

Darf aus ihren Rehkalbaugen
Neuen Lebensmuth ich saugen,

Halt' ich jedem Feinde Stand." —

Geistabwesend grinst der Vater,

Ein Paar mächt'ge Züge that er
Aus dem Krug, bis nichts mehr drinn,

10*
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Leiden und Freuden einer Vermieterin" "Semper idem"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Reinicke, Emil
Oberländer, Adolf
Entstehungsdatum
um 1886
Entstehungsdatum (normiert)
1881 - 1891
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 84.1886, Nr. 2119, S. 75
 
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