Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eine Gemsenjagd.

198

zutreiben. Denn jing er un ließ mick alleine in die jroßartige
Jebirgsjegend sitzen. Ick lege meine jeräuschlose Büchse Vvn
Hippolyten Mehles zurecht — ene andere Waffe führe ick Überhaupts
nich mehr — un besinne aufzupasfen. Ick warte eene Stunde —
es rührt sich nischt als en halbes Dutzend Lämmerjeier, toelche in
die höchsten Luftschichten umherkreisen. Nu fängt plötzlich ein
scheußlich kalter Wind an, aus der Schlucht herufzupusten, un eher
ick mir versehe, wälzt sich ein jänzlich undurchsichtijer Jebirgsnebel
vor det janze Panorama, den Jemsenpfad natürlich mit inbejriffen.
Stur in eenzelnen lichten Mojemangs kann ich den jewissen Fels-

block noch durch die Nebelballen hindurch erkennen. Un in einen
solchen Momang steht uf eenmal, jeräuschlos wie ein schwarzes
Jespenst, uf dem Blocke droben en riesiger Jemsbock. Ich reiße
meinen Mehles in's Jesicht, un tvie nu der Nebel den Jemsen-
pfad wieder uf enen Oogenblick freijibt, lasse ick den Schuß jeräusch-
los knallen — un sehe nischt mehr, denn der Nebel verdeckt wieder
Allens.

Ick schiebe mit affenartiger Behendigkeit eine neue Patrone
in's Jewehr un will mick eben nach vorne bejeben, um nachzuschen,
als ick uf eenmal durch den Nebel den Jemsenbock noch immer uf

seinen Standpunkt stehen sehe. Ick natürlich hinter meinem Fels-
block Jewehr in's Jesichte, und den nächsten günstigen Momang
abjepaßt. Patsch! Jetzt der zweite Schuß. Wie aberst der Nebel
sich von Reuen verzieht — steht mein Jemsbock noch immer uf
den alten Fleck un rührt sich nich. Na, so was is mich noch nich
dajewesen, det ick uf 200 Schritte so 'n Treffobjekt mit meinen
jeräuschlosen Mehles zweemal jefehlt hätte!

Patsch! — Dritter Schuß — un zum Drittenmale sehe ick
durch die nächste Lücke in den verflüchtigen Nebel den Bock uf alter
Stelle! — Nu werde ick aber eklig un eröffne mit wahrer Wuth
en Schnellfeuer uf det olle Vieh. Sv oft ick ihm durch den Nebel
entdecken kann, schicke ick ihm jeräuschlos ene Kugel hinüber, un

denke mich jedesmal: „Na aber jetzt wirst de wohl dein Testament
jemacht haben" — aber nee •— jedesmal steht det Beest noch
dort un wedelt nich 'mal mit den Ohren. Un so verschieße ick uf
det eene miserabligte Vieh meine janze Munition — fünfund-
zwanzig Schüsse! — Un nach dem fünfundzwanzigsten steht det
Beest noch da! Na, meine Herren, d i e Wuth können Se sich mau
jar nich vorstellen, mit die ich jetzt meinen Mehles uf den Buckel
hänge un uf den Teufelsbück zujallopire! — Uu da nun — wat
denken Sie wohl? — Nich wahr Sie glvoben jewiß, dat der Bock
ausjestoppt un die janze Jeschichte nur 'ne Fopperei von den
Fürsten Schreckenstein jewesen is? — Da sind Sie man aber
colossiv uf den Holzweje; — nee, wie ick näher komme, wird


det olle Rabenaas lebendig, nimmt seine
vier Beene zusammen und rumpelt wie 'n
Donnerwetter den Berg hinuf. Dat ick
ihm 'neu oberbayerischen Kernfluch nach-
schickte, werden Sie wohl glooben; in diesem
Oogenblick komme ick uf den Schauplatz
an — un bleibe wie anjewurzelt stehen!

Hinter dem jewissen Felsblock befand
sich eine jrößere rundliche Vertiefung, un
aus diesem Loche starren mich — hundert
Jemsenbeine an! — wohl jezählte hundert
Jemsenbeine, denn in dem Loche lagen
fünfundzwanzig tobte Jemsböcke, eener
wie der andere durch's Herz jeschossen!

Die Lösung war eenfach; die janze

Heerde von sechSundztvanzig Stück war im
Jänsemarsch den Pfao herabjekommeu, un
der erste Bock war uf dem Felsenblock eenen
Momang stehen jeblieben, Ivo ick ihn her-
unterschoß. Sein Hintermann blieb erstaunt
au derselben Stelle stehen, wo ick ihn denn
durch die nächste Nebelritze ebenfalls weg-
putzte, un so jing det Massacre denn fort;
det die janze Bande nich früher ausriß,
verdanke ick lediglich der totalen Jeräusch-
losigkeit Meines Mehles.

So jeschah es, daß ick innerhalb eener
enzigen Viertelstunde fünfundzwanzig
Jemsböcke todtschoß. — Aujust, Sauer-
brunnen holen! —"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Gemsenjagd"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsdatum
um 1886
Entstehungsdatum (normiert)
1881 - 1891
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 84.1886, Nr. 2134, S. 198
 
Annotationen