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Feder, Heinrich von [Bearb.]
Geschichte der Stadt Mannheim: nach den Quellen (Band 1): XVII. und XVIII. Jahrhundert ; mit 3 Plänen der Stadt Mannheim aus den Jahren 1620, 1633 und 1794 (Belagerung der Rheinschanze), einem Verzeichnisse der Hausbesitzer aus dem Jahr 1663 — Mannheim und Straßburg, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.24279#0069
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Regierungsthätigkeit.

schivanden und daß jene Wolfsheerden allmählig vertilgt
ivnrden, die die regelmäßigen Güste eines zerstörten Landes sind.

Auch Mannheim, die ziveiinal von Grnnd aus vernichtete
Stadt, sehen ivir wieder sich beleben und bald entivickelt sich
dort ein geordnetes Gemeinivesen, das nunmehr zum ersten-
inale die Friichte des Friedens und der Rnhe genießt. Dis
Verkündung der Grundsätze der Freiheit des Verkehrs, der
Freiheit von Lasten und Beschränkungen, der Duldung der
kirchlichen Meinungen, der coiiiinunalen Selbstständigkeit wirkt
Wnnder und Carl Ludivig ist der Mann, der an dein ge-
gebenen Worte nicht deuteln und drehen läßt, sondern der
es in seinein vollen Sinne verwirklicht. Von allen Seiten
strömt eine Bevölkerung herbei, die sich trotz der bisherigen
unglücklichen Schicksale der Stadt nunmehr unter ihrein Schutze
einer gedeihlichen Wirksamkeit zn erfreuen gedenkt. Aus
Holland, der Schweiz, aus Frankreich und England, selbst aus
Portugal und Polen kamen Leute herbei, um sich hier nieder-
zulassen. Ein buntes Gemisch von Nationen und Confessionen.
Wallonen kamen in großer Anzahl herbei; bald bildete sich eine
hoch-, eine niederteutsche uud französisch-reformirte
Gemeinde; die unter der Einivirkung des lutherischen Fana-
tisinus ansgesprochene Rechtlosigkeitserklärung der Wieder-
tünser ivurde von CarlLudwig zurückgenoinmen nnd es kamen
diese stillen und friedfertigen Leute wieder nach Mannheim,
auch deu slavischen Unitariern (Socianer) wurde der Aufent-
halt gestattet; und Churfürst Carl Ludroig zog selbst die
Secte der „Judenchristen" (Sabatarii) herbei, die indessen
sich hauptsüchlich in dem Kloster Lobenseld niederließen und
nüt ihrem schwindelhaften Haupte Poole aus illoowich bald
ivieder verschwanden. Wir wiederholen ein Urtheil Häussers
in seiner Geschichte der Pfalz (Band II S. 588), worin er
sagt, es habe diese Toleranz des Churfürsten den großen Ge-
winu gehabt, „daß die herben Spuren des religiösen Ver-
folgungsgeistes, woran die calvinische Enge der früheren nnd
die katholische Reaction der letzten Zeit großen Antheil hatten
 
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