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s. kklegslahr. Nr. S8


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z. September 1S16

Ver thamvagnetiamerad

Schrittleltung und Sslchättsstells,
ltnnee-0berkommando S, keldrelkung

„vu Mst".

„Das X. Bataillon greist heute Abend an,
das vorgeschobene feindliche Erabenstück mutz
genommen werden!" Wie oft schon mögen der-
artige Befehle an unseren Fronten im Verlaufe
des Krieges gegeben worden sein! „Es muh
genommen werden": Wie selbstverständlich das
klingt, und wie einfach! Wieviel stille zähe Vor-
bereuung ist dazu nötig, wieviel Kraft, Ausdauer,
wieoiel Opfer mag es wohl kosten, gelingt es,

den Feind zu überraschen, wird alles glücken_?

Alles das sagt und stagt sich die Leitung auch.
Sie weih genau, was sie tut, was sie verlangt,
sie chat Vertrauen zu ihren Truppen, so traut sie
rhnen auch etwas zu: „Du sollst".

Zur festgesetzten Minute beginnt der Sturm.
Alles klappt. Bald kommt die Meldung: „Das
befohlene Grabenstück ist in unserer Hand".
Wenig Worte, aber die dabei waren, kennen ihre
Schwere, ihren Jnhalt. Man hat ihnen etwas
zugetraut: „Du sollst!" — sie haben's gerecht-
fertigt: „ich kann's".

Wir denken an den Schmutz des Winters.
Was war das sür ein Fahren! Munition,
Proviant, Feldküchen: durch bodenlosen Schmuh.
Wagen und Pferde sanken ein. Hätte es nicht
im Frieden oft geheihen: „es geht nicht, es ist
unmöglich?" War es wirklich unmöglich? Zur
festgesetzten Zeit war der Wagen da, bekamen
die Fnerenden wärmenden Kafsee, erhielten die
Batterien ihre Munition — trotz Wasser, trotz
^lamm, trotz aller möglichen Schwierigkeiten.

wendigkeit hat es verlangt, er schob alle „aber"
beiseite. Und siehe, es ging! Das „Unmögliche"
war möglich.

Haben wir nicht schon so oft selbst gestaunt,
was unser deutsches Volk, was die Einzelnen
alles leisten? Wer hätte es je gedacht! Hätte
man^uns früher in Friedenszeiten alles das auf-

lich nicht, und auch geistig — seelisch nicht." Wir

nicht. Aber bei den andern, da staunten wir.
Vorher, da war so viel Nervöses, Weichliches,
Sentimentales, Ungesundes da, soviel Rücksicht-
nahme, soviel Vetonen der Jndividualität, dah
darüber das „du sollst" in den Hintergrund trat.
Es wurde wohl auch gefordert, aber auch zu-
gleich viel zu viel entschuldigt. Der Krieg hat
alles das, oder wenigstens vieles davon auf die
Seite geschoben, unerbittlich und rücksichtslos, er
forderte „du sollst" — und siehe, was wir selbst
nicht für möglich gehalten hätten: es ging. Wir
staunten selbst, was wir alles leisten konnten.
Auf allen möglichen Gebieten: körperliche An-
strengungen, finanziell, geistig, seelisch. Wir
lernten auch wieder Opfer bringen.

Verag la der Nelmat darch
aNe postanstalten nnd Vuchhandlungen

wetsen: Und ich kann's auch! Grotze Zeit soll
mich nicht klein finden. Noch ist nicht alles getan.

vu mein veutschland!

vu msm großes Vatorland!
vu mein starkes, herriiches veutschiand!
vich preist mein wott, dir tönt mein Lied.
vu bist ohne gleichen auk vrden.
vu kühresk die Vöiker.
vu ermutigst die Schwachen.
vu schrechest die vösen.
vsine kiuren sind hsiiigi
veine lore sind von Lrz, und Neid
llnd tias) brechen sich daran,
vu mein schönes Vaterland!
vu «eidest meine Nugen,
vu erschiiefiest meins kreuden,
vu mein liedes Vateriand!
vu betreust mich wie cine Mutter
Und deschützest mich wie ein Vater.
vir gehört msin vank.
vu mein giückiiches Vatcriand!
vu segnest meiner llände werk und
Sibst meinem öeiste Meg und Nel,
vu mein duidendes Vaterland!
vein ist mein Leib.

vu sollst bestehen jetzt und Immerdar!

muh genommen werden - auf so manchem

Sitüichkeit, der Morai. Auch hier ist Befehl:
„Du sollst!" Und auch dieser oberste Besehls-



XXXVIII.

Aonrad Agahd

Neukölln (Berlin), im August 1916.

die ich Jahre Hindurch „Jungens" genannt habe
und mit denen ich zeitlebens auf Du stehe. An
Euch wende ich mich zuerst. Jhr habt mich
„spaßig" immer am liebsten gehabt; darum soll
manckes Spaßige im Briefe stehen. So ernst
das Leben auch ist; die Sonne scheint lachend

noch alle meinen „Papiertiger", ^der Eure ersten
Gedichte aufgefressen hat. Das „ekelhafte" Vieh
ist längst gestorben; aber ich habe mir einen
Swinegel angeschafft. Von dem sollt Jhr hören:
Er spricht Wahrheiten.

wollte. Er schüttelt immer mit dem Kopfe,
wenn eifrige Federn es bald so hinstellen wollten,
als ob wir hier auch einen schweren Kampf
kämpfen. „Jch finde so etwas sehr lachhaft und
oberflächlich," sagt mein Swinegel — und da
gebe ich ihm recht.

Mein Swinegel wohnt zwischen Neukölln
und Britz (Kreis Teltow). Jch bitte, verachten
 
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