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Der Champagne-Kamerad: Feldzeitung der 3. Armee — 3. Kriegsjahrgang.1916-1917

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Hefte 64-67, März 1917
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SchrMeitmig: keidreitung beim
LV.Lr, veutlche keidpolt Nr.ö7S

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verug in der Neimat durch
aiie postaultalteu und vuchhandluugen

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I.XV.

Mädchen zu tragrn gibt, das stellt uns
die bekannt« Schriftstellerin,

Elisabeth Dauthendey

Um alles stille Heldentum. das sich täglich
und stündlich bei Euch ausrotrkt, weiß die Heimat
und dankt es Euch täglich immer aufs neue in
bewundernder Liebe. Aber glaubt mir, lieben
Freunde, auch in der Heimat ist des stillen
Heldentums viel, sehr viel zu finden.

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^ -
V Ser Krieger vor seinem Vilünis. Z

Jhr Lieben da draußen —

So sehr freue ich mich, an Euch zu
schreiben, denn mein Herz ist mit und bei
Euch seit dem Tage, da ich Euch ausziehen
sah und hörte. Nie werden wir, die wir
hier im Lande zu bleiben haben — die
Stunden vergessen, da wir Euch hinaus-
ztehen sahen und hörten, hinaus ins ftemde
Land, hinaus gegen den Feind.

Wie fest und tapfer schrtttet Jhr dahin.

Wie stark und mutig tönten Eure Stimmen
aus dem Liede des Krieges, das Jhr auf
Eurem Wege sangt. Waren Eure Herzen
auch voll Weh des Abschieds, voll Sorge
um das Zurückbleibende, nichts fühlte man
davon in Eurem festen tapfern Schritt, in
Eurem Eesang voll Mut und Freudigkeit.

Die Tränen aber, die Jhr nicht weintet,
weinten wir. Tausende gaben Euch ihre
Tränen mit auf den Weg, Tränen des
bangen Schmerzes und des höchsten Stolzes
zugleich.

Und so sind wir, Jhr da draußen, die
Jhr für uns Euer alles einsetzt gegen den
Feind und wir, die wir um Euch bittre
heiße Tränen weinten. eins geworden durch
den Schmerz des Abschieds.

Und in diesem sich Einsfühlen liegt
unsere Kraft und Stärke in dieser furcht-
baren Zeit. Die Kraft und Stärke, deren
Wurzeln in der Liebe zur Heimat ruhen.

Und so, — die ich Euch gleich eine ganz
Fremde bin im Sinne des Alltagslebens, im
Getste der heutigen Zeit bin ich Euch allen eine
Stimme von Mutter und Weib und Schwester,
die zu Euch kommt, reich beladen mit der Liebe
der Heimat, der Heimat, die mit all ihrem Denken
und Tun bei Euch und mit Euch ist.

Ja. die Heimat ist mit Euch allezeit, jeden
Augenblick möchte ich sagen. Hört sie doch täglich
von all Eurem Tun und jeden Schritt des
Sieges begleitet sie mit Jubel und Freude, jedes
Mißgeschick zittert in ihr nach in schwerstem

- Aier bist üu nun, üer ürekßig Monüe schon -

D Die hüllen üer Gewöhnung abgestreist, -

s Erhärtet in ües Krkeges Cisenfcon! s

- Die graue Mütze, üie üie Stirn umgreist, Z

Z Fwängt auch üen Geist in einen engen Kreis. -

s 9st üies Üer Munü noch, üer von Liebe heiß -

s Den Sommernächten seine Lieüer sang Z

2 Llnü süßer Zrauenlippen Gunst errang? 2

1 ^ie Feit, üa üu vorm Zeinü geschoßumschwirrt — L

- ^ Die Fähne zeigtest immernahem Eoü D

2 Unü an üer Scharte stanüest unbeirrt, 2

r ^st noch in üeinem Kntlitz nicht verloht. s

2 Dein Kinn schaut tcotzig. Mancher wilüe Nitt Z

2 Wettersturm nahm seine weichheit mit. -

s Ckn Zremöer steht vor üir unü mustert üich, Z

- Du kennst ihn nicht unü bangst nach üeinem (lch. Z

- ^och nein: Die Vugen stnü üie alten ganz! -

- ^ Nichts ist in ihnen mehr von Schlachtengraun, D

2 Sie träumen noch wie einst in feuchtem Glanz 2

2 L)on Kbenüstunüen unü von blonüen Zrau'n. 2

- ^he Kugen, üie ihr Sternengluten trankt -

2 Ünü wiesentau, ihr Tlugen seiü beüankt, 2

2 Daß stch kein trüber Schleier um euch spann: 2

- Tlus euch steht meine Liebe still euch an! -

S Lt B. . . L

^/„»I»»"»»"»"""""»»"»»»»»"»»»«"»»"»«»««"»«"«""»»»»»"»"»»"»^^

Von dem will ich Euch einiges sagen, daß
es Eure Herzen tröste und stark mache für die

Heldentum wird da wort- und klaglos viel Angst
und Sorge und Qual getragen und ertragen.

Denkt an die Bräute, die Jhr zurückließet.
Welche Sorge und Angst ist in ihren Herzen.
Täglich, stündlich fühlen und ahnen sie all die

her, die ihre Liebsten verloren haben und deren
Schmerz sie jeden Augenblick an sich selbst er-
fahren können. Aber sie tragen es tapfer. dieses
schwere Leid. Sie verlieren sich nicht in Klagen
und Tränen, mit kraftvoller Hand greifen sie zu

Euch gleich tun an Mut und Treue und
Opferung. Und so sieht man die jungen
Bräute auf allen Wegen des stillen selbst-
vergessenen Tuns. Ueberall wo Schmerzen
zu lindern sind, wo es Trost zu bringen
und Freude zu spenden g^lt, ^ sin^ihre

Wunden und Blut in ihrer Seele fühlen,
und stnd gütige Pflegerinnen und Helfe-
rinnen, wo nur immer man ihrer bedarf. —
Und Eure jungen Frauen, welche die
Not der Zeit so unvorbereitet schnell den
Bund fürs Leben mit Euch schließen ließ!
Welch eine Jülle von Weh und Angst kam
ihnen mit dtesem ernsten Lebensschritte, der
sonst nur Glück und Freude mit sich zu
bringen pflegt. Auf wie vtel Freude und
Glanz und Lust und Tanz hatten sie zu
verzichten. da sie so ganz im Stillen die
Euren wurden, manch zarter Jungmädchen-
traum erlosch da in vielen Seelen. Und
kaum einander gegeben, stand schon der
Abschied auf der Schwelle, der schwere
bittre Abschied vom Liebsten auf der Welt.

Welt von frohem Erleben in das Leben
trat, hier wurde es eine Welt tiesster Qual
und täglich neuer Sorge und Schmerzen.

Aber auch sie gehen tapfer weiter.
Klaglos und gütig nehmen sie zu dem
eignen Leide noch das des Andern auf
sich und gesellen sich zu der mutigen Schar,
die in aufopfernder Liebe dieser schweren
Zeiten Drangsal und Not lindern und
Überwinden helfen. —

Und Jhr Andern. die Jhr ein liebes
trautes Heim verlassen, wo Frauenliebe
Euch umsorgte und frohes Kinderlachen
Eure Tage erhellte, auch Jhr könnt gerrosten
Herzens Eure Gedanken in die Heimat
senden. Mutlg und treu tragen Eure Frauen
die Vürde und mancherlei Beschwernis, die diese
harten Zeiten ihnen auferlegen. Jn Stadt und
Land rühren sich Millionen Hände.

Kein Stillstand in den Geschäften, kein Rasten
und Ruhen im Felde und Garten. Neue un-
gekannte Mühen und Lasten nehmen dte tapfern
Jrauen auf sich und schaffen Tag und Nacht,
wenn es sein muß. kämpfen mit den Waffen der
Arbeit gegen denselben Feind, der auch Euch
draußen überfällt und umdroht. Sie schaffen
Brot für Euch und Eure Ktnder, sie brechen
nicht zusammen unter den Entbehrungen, die jetzt
 
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