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Der Champagne-Kamerad: Feldzeitung der 3. Armee — 3. Kriegsjahrgang.1916-1917

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Hefte 81-85, Juli 1917
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ver cyampagne-Kamerad

Nr.

^(8

16

„O Kurfürst Ma.r Emanurl,

Wir müssen's bitter klagen,

Du nmhtest ins Elend wandern
Und brichst französisch Gnadenbrot
Zu Brüssel jetzt in Ftandern.

Es irrt detn Wetb auf der Landesslacht,

Sie nach Ungarr^ zu trommeln ins heiße Blei —
Tas Mah ist voll. es btrst entzwei;

Drum lieber bayrisch sterben,

Auch hat die Münchener Bürgerschaft
Uns einen Brief geschrllben,

Dah sie mit ungebrochner Kraft
Jn Tteue sest geblteben.

Wenn wir den roten Jsmturm
Nach Mitternacht berennten,

Erhöben drinnen sich zum Sturm
Dte Bürger und Studenten.

Denn wie den letzten, teuersten Schatz
Vergruben sie am geheimsten Platz,

Was ihnen geblieben an Woffen und Wehr.

Sie sprechen am Tage sich nimmermehr,

Doch tief in den Kellern bei Fackelbrand
Reicht sich die ganze Stadt dle Hand;
Allnächtens zieht von Haus zu Haus

Als kaiserlich verdttben!

Wlr klopfen ans Tor. nun latzt uns elnl" —
Da geht von den Wällen ein Blitzen,

Und feurigen Tod zum Willkommrn speln
Gutkaiserltche Haubitzen;

Und Sttahen aus und Stratzen ab
Musketen und Granaten —

Wer hat die Landsleut an das G:ab,

An Oesterreich verraten?

Der Pfleger von Starnberg war der Wicht!
Mein Lied nenn seinen Namen nicht,
Verdammnis und Vrrgessenheit
Begrab ihn heut und ollezeit,

Setn Kleid sei gelb, sein Haar sei rot,

Sein Stammbaum des Jscharimh! —

Jn Tränen flucht dle Bürgerschast,

Jhr blieb ketne Kltnge, ketn Rohr, kein Schaft;
Ste ward in wenig Siunden
Entwaffnet und gebunden.

„Doch spie die Höll aus dem roten Turm:

Trotz Kaiser Josephi Schergen!"

Die Brücke dröhnt, die Nacht wtrd hell,

Hie Wtrbeln, Schreien, Knallen,

Wo blettU des Kriechbaum Reiterei? '

Jch rief sie doch lm F.ug heibei!"

Ta rasskltrn über den Brückenkopf
M.t rotem Mantel und dopp lcem Zopf
Dte fremden Schwadronen die Kreuz und die Quer',
Von den Wällen schlugen die Bomben schwer,
Die Landslnlt tn drr Mttten,

Die haben viel hart gestritten.

Sie flohen über dle Heide breit,

Durch tiefoerschneite Fluren.

Kroaten und Panduren.

Dort sind wohl ihrer tausend und mehr
Unter Rosseehufe gesunken
Und habin den blutigen Weihnachtsschnee
Als Wegzehrung getrunken.

Ein Friedhof steht am Hügelrand,

Den erklommen die Bauern mit Knie und Hand,

Bts von dem^Rest der trruen Schar'

Der steile Hof erklettert war.

Da sttetz in ein. verschneites Grab
Drr gretse Schmied den Fahnenstab:

„Hte lieber bayrisch sterben,

Als katserlich vrrderben!"

Heitz kcchte der Schnee, die Nacht war lang,
^Turchs Kiattern der Musket-n

Nur Sturmgeläm und Feuerlchlin,

Derweil zwischen Husschlag, Schnce und Blei
Wir sruchtlos fallen vor Hahnenschrci.

Wtr haben's verspielt ohne Nutz und Lohn,
Drum, feindlicher Obrist, gib uns Pcrdon,

Datz die dreihundert. die wir noch sind,
Heimz'ehen dü.fen zu Weib und Kmd —"
Drauf ist unter Blitz und Knallen
Der Sprecher vom Slein gefallen.

Da schlossen ums brennende Gotteshaus
Die Landsleut etne Kette
Und knallten und schrien in dte Welt hinaus
Eine surchtbare Weihnachtsmette.

Als der Hahn im Dorfe zu krähen begann,
War all thr Vlei orrschossrn,

Sie hingen würgend Mann an Mann
Auf den schäumenden Ungarrossen;

Und als an die Glocken der Frühwind fuhr,

Da stand von drn Bauern ein einziger nur,
Das war der stäikste Mann des Land»,

Der Schmied von Kochel, der Mcier Hans;

Mit einer Keule von Eisengutz
Drasch er sie nieder zu Pferd und Futz,

Doch als die Sonne zur Erde sah,

Der S^ater war der letzte?

Nun tröst euch Gott im Himmelreich,

Jhr abgeschiednen Seelen!

Noch Kindeskind erzählen.

Wohl manch ein Mann, wohl manch eln Held
Grht um in demschen Weisen,

Der trotz Verrat und'Hochgericht
Von seinem Wort kcin Jota bricht.

Ietzt aber sagt, wo kehren wtr ein?

Jch denk, heut soü's in Sendling sein.

Vorbei am Friedhof führt die Stratz,

Da grützen wir unters veischneile Gras:

„Hie lieber bayrisch sterben,

Als kaiserlich verderben!"

0nschrlkten

auk alten bavrischsn Seschülzen.

Hochgenueng macht alt Kriegsleit.

Wtl niemant singen,

So sing abrr ich,

Jmer Perg und Tal

Lieber Baur ich vola dtr nach.
Mit meiner Egen. Jst mir gach.
Was vor dir rst sten beliben,
Das rril ich we.fsen ntder.

Fircht Godt, set wol pedacht

Jch pin ein Man von raucher Art
Und hais der Scharpf Schir den Part

Den Gesellen,

Die wi)er die Pfakcz don wUlen.
Weck mich nit auf.

ein lrltum.

Z veen Reisende tiafen zusammen im Wlrts.
haus eines Städtlkins; deren einer hatte etn
gläsern Aug', weil er setn natürliches oerloren in
einer Krankhett. Nan begab sich's, datz sie zum
Schlafen in etne Stube zu liegen kamen und
ihnen eine Schüssel mit Wasser htngestellt ward,

Ntederlegen tut der Einäugtge, dem andern un-
bewutzt, sein gläsern Aug' in die Schüssrl, damit
es sauber blieb, bis er's wteder einfügte. Den

gesprochen, plaat in der Nacht der Durst, und^er
säuft die Schüssel aus mitsamt dem Aug'. Als
ihm dies grotzen Schmerz vemrsachet, unwissend,
woher, schickt er zu dem Bader des Ortes, ihn
bitteno, von solchen Gebresten i°m zu erledtgen.
Dieser vermeint, es wäre dem Relflndrn etn.
Klyjtier von nöcen. Unterdessen hat das gläsern
Aug', welches der Magen nit vertragen mocht,
sich abwärts gemacht zur untern Oeffnung, und
als der Bader seine Kunst zetgen wollt. bet dem
Kranken und mit kuhmder Ltst dle Spritze ein.
bringen wollt' zur Htntertür, erblickt er das Aug'
und ISuft entsetzt daoon und schreit: „Es guckt
einer herfür, es guckt einrr herfür!"

M k'uttep N

und Schönheilsfreude abgestimmte Zusluchtsstätte d,r
Kunst und sast tteinstädttsch brhagiich. Nicht wett
htnter der Sladt ragen die ersten Schneehäupter der

d'ayrischen Dolks'schlage» ist Georg Queri lgeb. 187S
in Frieding bei Kloster Andechs). Er besch'änkt sich
auf das witzig zugespitzt« Erzählrn lleinerer Schnurren

wiedergegrbene Beitrag rrsch'ten. Von Marimtltan
Scbmtdt, gen. Waldschmidt (S»b. 1832 in Eschlkam
b. Furth i. Wald), der al» ^Rotzgger de« bayrlschrn
 
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