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Der Champagne-Kamerad: Feldzeitung der 3. Armee — 3. Kriegsjahrgang.1916-1917

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Hefte 60-63, Februar 1917
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https://doi.org/10.11588/diglit.2812#0333
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Lehren der 2eit.

Ein Jahr des Blutes und der Tränen ist
vor roenigen Wochen ins Grab gesunken. Und
um uns singt und in uns klingt weiter das
Lied von Krieg und Sieg, von Not und Tod.
Die Erde weint ob all der blutigen Opfer eines
yrausamen Krieges, wie diese Welt noch keinen
ie gesehen hat. Jeden von uns hat bas un-
erbittliche Schicksal getroffen.

Gerade dieser Krieg zeigt uns zur Genüge,
dah die ganze Weltgeschichte nur eine fortgeletzte
Dmchlöcherung und Zertretung papierner Rechte
ist. Neid, Mißgunst und Kabalen der ver-
schiedmsten Art bei unsern Gegnern haben uns
das Schwert in die Hand gedrückt. Treitschkes
Wort: Bis ans Ende der Geschichte werden die
Waffen ihr Zkecht behalten, und darin liegt die
Helligkeit des Krieges, haben wir jetzt begreifen
grlernt. Wir alle hoffen, datz Schillers Propheten-
wort an uns in Ersüllung gehe: „Jedes Volk hat
setnen Tag in der Eeschichte, aber der Tag der
Deutschen wird die Ernte sein der ganzen Welt!"

Noch liegen unsere Feinde nicht am Boden.
Noch glimmt in ihney die gleiche Hoffnung auf
Erfolg und Sieg. Nicht Frieden wollen sie,
nein, die Zerstückelung und Demütigung Deutsch-
lands. — So bletbt uns denn nichts weiter
übrig als weiterhin auszuharren mit jener
goldenen Zuversicht, die kleinliche Mutlosigkeit
und Verzagtheit ausschließt. Kampf ist der
Hebel zu unserer Entwicklung. Das Leid ver-
hütet den Uebermut, die Ueberhebung, die
Selbstsucht, oder straft und dämpft sie. Schmerz
und Liebe aber sind es, die die Seele erziehen_

Unsere Zeit verlangt ein Geschlecht, das sie
versteht. Ueber alle kleinen und kleinlichen Dinge
des Alltaglebens leuchte uns die Grötze unserer
gern und willig zu bringenden Opfer! — Das
Lied des Lebens heitzt jetzt für uns Entsagung
und Aufgeben vieler lieb gewordenen Dinge im
Jnteresse des Vaterlandes! Freude und Genug-
tuung muh auch die Daheimgebliebenen erfüllen,
für des Landes Wohl etwas einsetzen zu dürfen:
Genügsamkeit und Enthaltsamkeit in jeglichem
Dinge! — Nur Wollen gilt's, denn im Wollen
mht die Kraft — und mit uns ist der Sieg
und auck die Macht! Das Schicksal unseres
Dolkes, seine Blüte wie sein Zerfall werden im
lrhten Grunde von der weiteren Ecziehung ab-
hängen, die wir der Jugend der Zukunft ange-
deihen lassen werden. Eltern und Erzieher!
Schafft uns ein Geschlecht, das im Hinblick auf
die Not des Daseins allezeit treulich zusammen-
steht, wie es die Väter taten, ein Geschlecht, das
kleinlichen Hader und selbstsüchtigen Zwist meidet
wie die Sünde. Echte Menschlichkeit, die Kunst,
etn Mensch zu sein, leite uns und mache uns
duldsam in jeglichem Geschäfte. Jm Notwendigen
Einheit, im Zweifelhaften Freiheit, in Allem

der Zukunft uns erstehen. Dann w^ird der Tag
der Deutschen die Ernte sein der ganzen Welt!

^ ' Mutter! ^

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n vil IVLnschi: Lilb Müttllllin, wil bist üu gutl - n

» v"/«!??nchttnch°»ii hi!r"w-tt-,"°' 8

8 Läßt Gott un« hell zur heimat geh'n, o

8 Lieb Müüerlein — öann soll hlenieöen
8 vrin )luge nur noch Sonne seh'n. 8

8 Lt. L.ttz. 1°

Und nun, Schicksal schlag zu! Wir hoffen
auf ein gutes Ende in diesem Kriege, den wir
für Freiheit, Recht und Deutschlands Zukunft
und Grötze auskämpfen werden „bis zum letzten
Hauch!"

Wir schreiten unbeirrt zum Siege,

Unser die WUt trotz aisedem!

Ltn. Vterath.

vrieke aus der tzeimat

I.XI.

^ Srnst Hardt

Mein lieber Freund!

Sie glauben mit der Karte, die mir heute von
Jhnen zuging, den Brief aufheben zu sollen,
den ich in der vergangenen Woche von Jhnen
erhalten hatte. Sie bitten mich, ihn als unge-
schrieben zu betrachten. Nein, mein Freund, lassen
Sie mir diesen Brief, erlauben Sie mir sogar,
Jhnen daraus zu antworten, denn ich habe diesen
Brief liebgewonnen und möchte ihn um nichts
in der Welt in meinem Gedächtnis auslöschen.
Jn seinem Mitzmut, in seiner Verzagtheit, in
seiner Zweifelsucht an allem, was uns heute be-
wegt, hat er Sie mir näher gebracht, als all die
starken frohen Briefe, die ich seit Beginn des
Krieges von Jhnen erhalten habe.

Zwischen uns haben grohe Worte bisher wenig
gegolten, Sie haben es vermieden, den Dingen,
die Sie im Felde erlebt, grofie Namen zu geben,
und ich bin in einer gleichen Scham davor zurück-
geschreckt, Jhnen ins Eesicht zu sagen, mit welcher
Bewunderung und mit welcher Liebe ich Jhr und
aller Jhrer Kameraden fast übermenschliches
Heldentum verehre. Nun Sie glauben in einem
Briefe einmal kein Held gewesen zu sein, wollen
Sie diesen höchsten Beweis Jhres Vertrauens
rückgängig machen. Nein, mein Freund, ich sagte
Jhnen schon, dah mir diese Jhre schwache Stunde
näher gekommen, als Jhre starken Monate —
beinahe mutz ich ja schon sagen, Jahre — denn
ich sehe daraus, dah Sie in dem fast allzulangen
Heldentum dieses Krieges, in der notwendigen
seelischen Abhärtung Jhres blutlgen Handwerkes
nicht verlernt haben, ein Mensch zu sein — wie
ich und wir alle.

Wir leben doch hier in der Heimat — das
müffen Sie bedenken, um mich zu verstehen —
mit einer heihen Vorstellung von dem, was da
drautzen Euer Leben ist, und obwohl wir das,
was heute Krieg heitzt, nicht geschaut haben,
hat unsere Vorstellung doch umgelernt, die alten
Bilder sind dahin, neue, wahrere haben unsere
Phantasie bezogen.

Als Jhr singend ausrücktet, summten in unserem
Ohr all die alten Soldaten- und Reiterlieder
nach, die wir schon aus den Kinderfibeln kannten,
dichterische Verherrltchungen des menschlichen
Krieges von ehedem, Lieder von frischen, fröh-
lichen Gefechten im Sonnenschein, von der Schlacht,
die am Morgen begann und vor den Sternen
 
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