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Der Champagne-Kamerad: Feldzeitung der 3. Armee — 3. Kriegsjahrgang.1916-1917

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Hefte 42-46, Oktober 1916
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https://doi.org/10.11588/diglit.2812#0093
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5chriktleitung und SolchSktsltelle:
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verug in der iieimat durch
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Mut.

Es gibt mancherlei Arten von Mut. Am
nächsten liegt uns im Kriege der Mut des rück-
fichtslosen Draufgehens, wenn es gilt, eine feind-
liche Stellung zu stürmen. Da wallt das Blut
heitz durch die Adern. Wie im Jieber stürzt

und links dle Kameraden zu Tode getroffen
niedersinken. Man hört nicht ihr Auffchreien
und ^Zammern, hort auch nicht das Klalschen

Nur weiter, mw an den Feind heran — dieser
Gedanke beherrscht alles. Das heihe Blut er-
reicht den Siedepunkt, wenn endlich die zerfetzten

haben, wenn Handgranate, Kolben und Seiten-
gewehr ihre blutige Arbeit verrichten. Das ist
der Mut, den man vom deutschen Soldaten
immer erwartet hat. Dieser Mut fällt in die
Augen, wird gelobt und belohnt. Gott erhalte
uns diesen Mut allewege!

^ Aber dieser Mut, den die leldenschaftliche
Aufwallung mit sich bringt, ist doch nicht der
höchste. Mehr zu werten ist der Mut des stand-
haften Ausharrens in schwersten Stunden. Da
liegt eine Stellung unter schwerem Artillerie-
feuer. Tie ersten Schüsse schlagen unmittelbar
vor und hinter denr Graben ein. Alles ist in
schwarzen Rauch gehüllt. förmliche Regenfluten
von Steinen und Erdschollen prasseln auf l ie
Deckungen nieder. Werden sie Volltreffer aus-
halten? Da — ein Treffer in den Graben. Er
stürzt zusammen. Rauch und Gase füllen die
Unterstände. Jmmer furchtbarer wird es. Man
könnte verrückt werden. Die Minute wird-zur
Ewigkeit. — Jn solcher Lage aushalten, wehrlos,

inStücke reißt oder' man im zusammengeschossenen
Unterstand begraben wird: Das ist ein Mut,
der nicht hoch genug eingeschatzt werden kann.
Und derselbe Mut des Ausharrens gehört dazu,
wenn das Wachen und Postenstehen. das Schanzen
und Arbeiten nicht aufhört, und man dabei
keinen Erfolg sieht. Alle Anstrengungen, Ent-
vehrungen und Gleichförmigkeiten des Stellungs-
krieges durch Monate hin auf sich nehmen, dabei
vicht den geringsten Fortschritt sehen und dann
doch wohlgemut und freudig bleiben —
das ist ein Zeichen von allergrößtem Mut.

Und doch können wir noch weitergehen. Jch
denke an unsere Kameraden, die mit Verlust
emes ihrer Glieder, die mit zerstörten Lebens-
hoffnungen HUmgekehrt sind. Das alles geduldig
und ftiil auf sich zu nehmen, das verlangt einen
Mut, der über Vieler Krafr geht. Daher hört
man wohl von solchen das Wort: lieber tot!
Um diesen Mut recht zu beurteilen, brauchen
wlr nur eincs zu bedenken: der Mut des Drauf-

mindesten für Jahre, oftmals aber für^in ganzes
Leben. Darum soll dieser Mut des Leidens

veutsche Krt.

rrlar dem keind ins ^ug' gefehn,
Schark gezielt, geschosfen.
keste auk der vrustwehr stehn,
rkuhig, unverdrossen.

biinter mir: Lieb Vaterland,

Vor mir: kranzen, Vriten,

Nuhig Kuge, ruhig ttand,

§teh ich in der Mitten.

Und bei mir soll keiner durch,

Last Sranaten gellen,

Zei's, dajZ mich ein Schus) durchkurch'
Und mich soUte käUen.

voch dann stehet mancher Mann
klugs an meiner Zeite,

Nimmer kommt der keind heran,
V7ir bestehn im Streite.

voch wenn vichenblätter 2ier
Schmückt die Uameraden
Und ich ruh in krankreich hier
Kus von meinen laten,

Irau, dann lehr den Hungen gut,
Väterart zu pklegenl
veutschland braucht Soldatenblut, w
vleib' das Land der Necken.


vertrauensvollen Worte: Mein Vater. Von ihm
erbittet er sich zur eigenen oder statt der eigenen
Kraft etwas von der Gotteskraft. die alles^ver-

Artilleriefeuer^ beim Leiden ^ind Entsagen wieder
beten. Das Gebet aber — diese unzerstörbare
Verbindung zwischen Himmel und Erde —
machte ihn innerlich still, geduldig und gott-
ergeben. Dieses Gebet — es mochte vielleicht

mnspannten — ga^ihm^den Mut, den er brauchte,
um als Christ und als Held seinen Mann zu
stellen.

Wir müssen alle Tag für Tag unseren Mut
haben, welcher Art er auch immer sein mag.
Darum soll es unser tägliches Gebet sein: Herr
gib uns den Mut, den wir brauchen. Wir
wollen immer mehr ein betendes Heer werden,


XLIII.

Adolf Damaschke

Berlin, Anfang September 1916.

Lieber Wilhelm!

Du schreibst, daß Du gern einmal etwas Be-'
stimmtes wüßtest über die Kriegerheimstätten-
bewegung daheim. Jch will gern Deinen Wunsch
erfüllen.

Am 20. MSrz 1915 hatte ich eine Neihe be-
freundeter Organisationen eingeladen. Wir wollten
uns Klarheit schaffen über die Aufgaben, die wir
daheim in dieser Zeit zu lösen hatten, um Eurer
würdig zu bleiben, die Jhr daußen mit Eurem
Vlut des Neiches Zukunft aufbaut.

Du weißt, was ich Dir oft gepredigt habe:
Nur der kann die Gegenwart verstehen und die
Zukunft, der aus der Geschichte zu lernen weiß.
So weckten auch wir die Erinnerung an den
letzten großen Sieg unseres Volkes, deu von 1871.
Daß auch dieser Krieg mit einem ehrlichen, un-
zweifelhaften Siege enden müßte, darüber wurde
kein Wort gesprochen. Wer es einmal versucht,
der wird sinden, daß er sich jede andere Mög-
lichkeit gar nicht ausdenken kann. .
 
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