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Der Champagne-Kamerad: Feldzeitung der 3. Armee — 3. Kriegsjahrgang.1916-1917

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Hefte 73-76, Mai 1917
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s. Hrlegslahr. Nr. 7ö

X

6. Mai ISI7


verLhamvagne iramerad

SchMIeltuag! reldrsltaag delm
ll.0.ll.r, veatschs ksldpolt Nr. «7!

Unfer Uronprinr.

Am 6. Mai feiert Prinz Wilhelm, derKronprinz
des Deutschen Reiches und von Preußen, seinen
35. Geburtstag, und geme weilen an diesem
Tage die Eedanken in Feld und Heimat bei
dem, der dazu berufen ist, dereinst die Kaiser«
krone Deutschlands zu tragen.

Viel von der dankbaren Anhänglichkeit, die
heute stärker als jemals das deut-
sche Volk seinem verehrten Kaiser
entgegenbringt, teilt sich mit auf
seinen ältesten Sohn. Hoffnungs-
stohe Zuversicht und warme Zu-
neigung für den einstigen Träger
der Krone und sein Haus leben
überall im Deutschen Reich in
Palast und Hütte. Ein Volk, das
in einen Kampf ohnegleichen sein
Recht auf Dasein und Zukunft
gewahrt hat, sieht in gefesteter
Zuversicht auf den Aeltesten seines
Kaisers. So denkt der Deutsche
über seinen Kronprinzen; er ist
ihm ein Gegenstand der Zu-
neigung und Hoffnung.

Was ist er nun dem deutschen
Soloaten, dem deutschen Volk in
Waffen? Weit mehr. Zunächst
ein treuer Kamerad, der tn guten
und schweren Tagen zu seinen
Leuten stand wie sie zu ihm,
dessen junge Männlichkelt den
alten Soldaten erfrischt und den
jungenmitreißt und desfen warme,
natürliche Menschlichkeit immer
wieder aufrichtend wtrkt in
einem Krieg, der auch graue.
wolkenverhängte Tage in Fülle
brachte. Diese Jugend, diese Männlichkeit
und diese Kameradschaft ohne Standesunter-
schied, wie sie nur der Kampf bringt, dankt ihm
sein Heer.

Vorbei sind die Taae, wo der Erbe der Krone
in der vordersten Linie mitkämpfen durfte.
Schwer ist dem Kronprinzen die Entsagung ge«
worden, nicht inmitten der fechtenden Truppe
sein Leben einsetzen zu können für Kaiser und
Relch gleich seinen Brüdern und vielen anderen
Söhnen deutscher Fürstenhäuser, die freudig ihr
Blut geopfert haben.

Längst sind auch die Zeiten dahin, in denen
der fürstliche Heerführer selbst die Pläne aus-
zirkelte, nach denen seine Soldaten die Schlachten
schlugen. Ein Wille lenkt jetzt die Streitmassen
eines Volkes auf allen Kriegsschauplätzen, und ein

großen Getrieb^ Abn selbst^in dem ihm ge-
lassenen Sptelraum gilt es, für einen so großen
verband, wie ihn der Kronprinz im Felde führt,

verug in der Nelmat burch
aNe postanftaiteu und Vuchhandlungen

im gegebenen Rahmen Entschlüsse von Sußerster
Tragweite zu fassen, durchzuführen und sür sie
einzustehen. Oberste Führertätigkeit stelll weit
häufiger schwere Ansorderungen an Charakter
und Wille, also an das Führersein schlechtweg,
wie an das Können. Auch hier wieder ist es der
männliche Wagemut, der in unserem Kronprinzen
lebt und von ihm auf seine Truppen überge-
gangen ist.

^^"""""""""""tttt"tt"tt>"""«""""""""""""""""""""""tt""«ttttttttiH^

! ^ * Mai Lft's wieöer! «- ^ -

D Mai ist's Miedcrl In den lälern lchmückt stch neu dis alts Melt. Z

- Mai Ist's wieder! Von den ttöhsn lpendet Sold des Ninimels 2elt, s

- Mo so lang in starren Nüllen harrte nur noch Zchlak und lod -

Z vricht's hsrvor mit starkem Milieni Maiendrang und krühlingsrot. Z

- Mai ist's «neder! Mai ist's wiederl lockt das kinkenpaar im Nain. -

- Mai ist's Miedsr! Maieslieder jauchzt mein rotblond' Schätzelein — -

Z Und «ir lchau'n uns in die Kugen voller Lieb' und voller Llllt. Z

- Mai ist's vrieder! Mai wird's wieder in der jungen Menlchenbrust. s

- Mai ist's veieder! ttsrr, du müdes, kern der Usimat, stelg' empor! Z

Z Mai ist's veieder, Slürme braustsn vvildverlangend an dein Ohr; Z

s Last das vangen, last das Lagen, denk der Mndheit goldner Leit! :

- LSchelt nicht aus alten lagen dir dein Stern Unendlichkeit? -

- Mai ist's veieder! Mai ist's miederl Stngt auch dir die Sesle dann, -

D vie in manchen dunklen Stunden Nebel odsr Irüblal spann, -

- Und du hörjt im Sturmestoben dennoch deiner Lerche Schlag -

- Und vvirst jung an jedem Morgsn, lchöpkst die Urakt vom neuen lag. -

L Ldstm. Nelblg. ^

ÄÄtttt"«tttttttt«tttttttttttt"tttttt">tttttt«tttttttttttt""tttttt"tttttt"tttttttt"tttt"ttttttV§«

So steht das Bild unseres Kronprinzen als
Kriegskamerad und Führer vor den Augen seiner
alten V. Armee. So sieht ihn heute auch seine
Heeresgruppe. Jn Not und Tod ist das Band
aefeit, das den Zollernprinzen mit den Heer-
scharen, die ihm unterstanden haben und noch
unterstehen, verbindet. Mit ihnen jubeln alle
deutschen Heere in West, Ost und Süd und wo
überall die schwarz-weiß.roten Fahnen wehen dem
ttaisersohn zu seinem 35. Eeburtsrag zu.

Wiederhallt der schwere Donner entscheidungs-
voller KSmpfe an der Westfront hinüber über
weite Gaue des Vaterlandes. Jn den Kreide-
hügeln der Champagne und in dem versumpften
Flußtal der Aisne tobt die schwere Schlacht.
Dort flattert auch der Kommandowimpel unseres
Kronprinzen. Begeistert giüßt ihn heute
wie immer der Zuruf seiner kan»pfgewohnten
Scharen. Ein Hurra dem Zollernsproß, ein
Hurra dem Heerführer in den Ardennen und
Argonnen!

Rus der tzeimat

luXXIV.

Ludwig Fulda

Berlin-Dahlem, im Mat 1917.

Liebe Kameraden!

So darf ich Euch wohlnennen,
obwohl meine Jahre mir nicht
mehr erlauben, das feldgraue
Ehrenkleid zu tragen und an
Eurer Seite, in Eurer Mitte sürs
Vaterland einzustehen gegen den
Feind. Aber Kameraden im
höheren Sinn, das sind wtr ja
dennoch, sind es, seit die gemein-
same Not und die gemeinsame
Hiffnung alle deuischen Herzen
vereinigt, sind es doppelt, seit
der Zivildienst in der Heimat
uns ebenso in Reih und Glied
berufen hat wie Euch der Krtegs-
dienst an der Front. Denn was
ist Kameradschaft anderes, als
daß Einer sür Alle eintritt, und
Alle für Einen! Euch stärkt da
drautzen der Gedanke an uns,
die Zurückgebliebenen; unserhebt
hier innen der Gedanke an Euch,
die Vorwärtsstürmenden. Jhr
sorgt ohne Unterlaß für uns;
wir sorgen ohne Unterlatz um
Euch. Kann es ein Band geben,
das Menschenseelen fester und inniger umschlingt?

Ungezählte Male und von beredteren Lippen
als den meinigen habt Jhr den glühenden Dank
derer vernommen. für die Jhr täglich Leib und
Leben einsetzt. Die Aufgabe, die Jhr zu er-
füllen habt, ist so gewaltig, die Opfer, zu denen
Jhr bereit sein müßt und bereit seid, so uner-
meßlich, daß die Sprache nicht Worte hat, um
an ste heranzuretchen. Ungezählte Male auch
ist Euch versichert worden, wie gut wir daheim
es haben im Vergleich zu Euch. und wie uns
eigentlich keinen Augenblick ein Gesühl der Be-
schämung verlassen dürfte. weil wir im fried-
lichen Haus, am warmen Herd verweilen können,
während Jhr jede erdenkltche Mühsal und Ent-
behrung erduldet. Und doch — ist damit unser
gegensettiges Verhältnts erschöpfend ausgedrückt?
Läßt die Frage, wer das schwere Teil zu tragen
hat, sich so einfach beantworten? Oder, wenn
wtr es ebenso leicht hätten, wie Jhr es schwer
habt, würden wtr dann Euch so ausrichtig be-
 
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