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Dle Wackt im OAev.

10. mid 11., am 13. und 14. Januar
brandeten dort unaufbörlich die Menschen-
fluten JwanoffS, verlustreich, aber völltg
erfolglos. Am eigentlichen Brennpunkte
j4 Kilometer), bei Toporoutz, wurden ao,
14. Januar nicht weniger als 40 Angriffe
von unseren heldenmütigen Berbündeten
blutigst abgeschlagen.

Es gibt also auqenblicklich nur einige
wenige solcher Druckstellen an der Gksamt-
front von 3400 Kilometern; aber unsere
und unserer Verbündeten Truppen halten
aus, und ihnen gleich tätenS alle Kamera-
Len; daS Ziel tst und bleibt der gründliche
Sieg. _ <B. R.)

Jtaliens Nachruf für feine«
Verbündeten.

Die burch die Sreignifle in Montenegro
in den poltttschen Köpfen Jtaliens erzeugte
Verwirrung dauert weiter fort. Der „Skc-
colo" leistet heute der Regierung Abbitte.
Sie sei nicht schuld an dem, was in Mon-
tenegro geschehen ist. Diese treffe einmal
Montenegro selbst und seinen überschlauen
König uod dann die gesamte Diplomatte
des Vierverbandes. Die Abmachungen deS
Königs Nikita mit Oesterreich reichen weit
zurück, biS zu der Zeit, als Montenegro
Skutari besetzte, und die gewaltsame Ein-
«ahme des Lowtschen durch die Oester-
reicher sei nichts als ein abgekarteteS Spiel.
Allerdings, wenn Serbien mcht gefallen
wäre, und hier liege die Schuld des Vier-
verbandes, so würde Montenegro weiter
zum Vterverbande gehalten haben. Nber
den Weg zum Abfalle haite eS fich schon
vorher gebahnt. Oesterretch habe Monte-
negro ntcht nur Skutari, sondern auch Alr-
serbien versprochen. Auch der „Corriere
della Sera" tst überzeugt, daß der Abfall
MontenegroS bereits seit langem durch
Verhandlungen mit Oesterreich vorberettet
worden war. Es macht darauf aufmerk-
sam, daß eS bereits am 2. Jult vorigen
JahreS nach der am 27. Juni erfolgten
Besetzung von Skutari durch die Montene-
griner geschrieben habe, daß ste wahrschein-
lich die Frucht geheimer Abmachungen
MontenegroS mit Oesterreich set. Jmmer-
hin sei eS jetzt unnütz, über Geschehenes
zu klagen. Was not tue, sei die Antwort
auf die Frage: WaS nun tun? Montenegro
habe fich mtt gebundenen Händen und
Füßen an Oesterreich ausgeliefert, und auS
änem Hinderni» für Oesterreich sei es zu
einem Helfer für die öfterreichische „Jnvafion
in Albanten" geworden. Jtalien müfle die
fich ihm aufdrängende Aufgabe ausschlteh-
lich vom mlltlärischen Standpunkt aus zu
lösen trachten, und zwar von dem höheren
Standpunkt deS Gesamttnterefles des Vier-
verbande». — DaS soll wohl heißen, Jtalien
müffe fich au» Albanien zurückziehen.

Erst im Stich laflen, dann zum Ver-
räter stempelu — echt italienisch l

Geheimnisvolle Todesfälle.

Das „Neue Budapester Tageblatt" er-
HSlt von srinem Bertchterstatter aus Lau-
sanne die Mitteilung, daß der Anschlag
zur Ermordung Jaures in Rußland aus-
geheckt wurde. Die Mitteilung stammt von
dem ehemaligen Mitgliede Ler Polizei
Staatsrat Aksakoff. etnem Freunde Wittes,
der nach deflen Tode aus dem rusfischen
Staatsdienst trat und in Lausanne Woh-
nung nahm. ES war in Rußland bekannt,
-aß Jaures, der großen Einfluß auf die
Sozialisteu Frankretchs besaß, der franzöfi-
schen Regierung Schwierigkeiten machte und

durch seinen Einfluß die französtsche KriegS-
lust wesentlich herabmindern konute. Staats-
rat Paskewttz wurde deshalb mit einigen
anderen nach PariS geschickt, und einige
Tage darauf war Jaures ein toter Mann.
Paskewitz wurde zum Polizeidirektor in
Charkow ernannt, in deflen Amtssprengel
die Güter des Grafen Witte lagen, und
als Graf Witte eines geheimnisvollen Todes
gestorben war, wurde Paskewitz mit dem
Titel einer Exzellenz als Chef des Gen-
darmericwesens ins Hauplquartier des
Großfürsten Nttoläus berufen.

AmerikanischeS Anleiheangebot
an Ruhland.

Wie „Promhschlennostj i Torgowlja"
vom 1. Januar mittellt, geht durch die
rusfische Presse die Notiz, daß amerikanische
Bankiers „fich nicht entblödet" haben, den
rusfischen Kapitalisten Geld für eine vom
Staat zu garantterende Anleihe anzubieteu
und zwar auf Grund von Bedtngungen,
die eine zwölfprozentige Verztnsung ge-
währen. _

Hundertfünfzig tote Feinde.

3. Januar 1SIS.

(Bon «inem RitkLmpfer.)

Fast unheimlich schien die Ruhe
an der .Kleinen Leresina-
aeulich abends vor der Stellung
jedem Kriegsmann, der da drauße»,
stand im Zlckzackgraben Posten.

FormloS schwammen Wald und Hüget
in ein undurchdringlich Dunkel,
und vom Himmel niederblinkte
auf die geisterhafte Stille
heute nicht daS kleinste Sternlei«.

Schweigend bohrten Lauscherposten
ihre scharfen Sptheraugen
i» der Richtuag inS GelLnde,
wo der Feind unS gegenüber
lag zum Angriff auf der Lauer.

Jst'S nicht sonderbar, daß heute
ia daS tiefe schwere Dunkel
auch nicht eine Leuchtrakete,
wie doch soust in Abendstundea,
stieg von gegnerischer Seite?

Unteroffizier« laufen
leise durch den Schützengrabea
rechtS und linkS schnell weitersagend:
„Komvagniebefehl gegeben:

«lle Mannschast für die Rachtzeit
ia erhbhter lkampfbereitschaft l
Jeder Posten doppelt wachsam!"

Plbtzlich, gegen zeha Uhr dreißig
abeud», HLrt der Lauscherposten —
i» dem vorgeschob'uea Horchloch
fünf — ein nLherkommeud Rausche« —I
ein Gewirr von fremden Zungeu.

Horch —! Sie komineu! —-

„Leuchtea!" schallts gedLmpft »ach hintr».
Grell von rechts und link» und Mitt«,
blendend weiß Rakiten steigea.

Und auf hundertfünkzig Meter
fieht maa langr Schlangenlinien, »

fieht man schwarze Sturmkolonne»
auSgeschwürmt, dreifach gestaffelt.

RauSÜ! »larmü!

Die Russen komme»! —
lklatschend fall'n die ersten Echüff«

Sin gezackter Blitz auS Wolkea
kann nicht schneller zündend wirkea
alS die kampfgestählte Reunte
beim Alarmruf stand im Graben,
um die Feinde zu begrüßen.

Uater Zuruf ihreS Führer»
zielten uns're tapi'ren Leute
mit der größtea Seelenruhe
auf die dichteu Sturmkolonae».

Hundertneuaziz Feueischlüade
Üitzten auf. Jm Maffenfener
stirbt entsctzt auf Fciadeslippen
dicht am Drahtverhau dat „Urrah!"

LauteS Stöhnen! Aechzen, lklage»;
uad dazwischen Todeeröcheln
wundgeschoff'ner Ruffenleiber
übertönt vom lknatterfeuer.

Leuchtraketea zeigen deutlich
dort am Hügel nLherkommead,
neue Linien. Rörderisches
Feuer macht mtt diesen Feintze»
ganze Lrbeit.-

Wieder lantes Aechzen, Stöh««»!

Blutead wLlzen Ruffenkörper
zuckend fich im TodeSkampse.

Lufgeriebea, ohne Ordnung,
ganz verstört uud schreck»erbr«it«»d,
fiieht zerftiebt der Rest nach rückwtrt«
uad verschwindet im GelLad«.

Rach zwei Stunden heißer Arbeit
in de» Hexenkeffel» Brodeln
, senkt sich langsam wieder jear
stille Ruhe aus den Abschstitt. —

Rur vereinzelt, hin und wieder,
gibt man Schüffe i» die Fer»e
in der Richtung, w» die Feiud«
lautlo» ihre Toteu bergen.

Huudertfüufzig tot« Feinde
lagen bleich am grauen Morge«,
hingemüht ia langen Reihen
dicht »or unsrem Drahtverhau.

Hundertfünfzig ruff'sche lkrieger,
zahlten büßend mit dem Lebe»
ihren nächtlich kühnen AngriK
auf die Stellung „Zickzackgraben". —

Auch nicht «iven, der verwundet,
zShlten wir auf uns'rer Seite.

Ohne jegliche Berluste
ward der Angriff abgeschlagea,
dank der Wachsamkeit de» Führer»
und der schnellen Ikampfbereitschaft
aller unsrer flinken lkrieger.

Nnd zur Ehr' uud Anerkenuuug
für di« Leistuug uas'rer Reuntea
ziert de» Areuze» Erfte lklaffe
jetzt die Brust de» bravea Führer« —
und z»m Stolz der Aompaguie!

Sollt' der Ruff» «ied«rkomme»,
wieder setzt e» dtutsche Hiebe,
und wir dalten unsern Grabeu
bi» zum Schluh und bi» zum Sieg«.

Seine Exzellenz, der Herr OberbefehlS-
haber, sprach der Kompaqnie durch folgen-
den Anneebefehl setne Anerkennung aus:

„Jn der Nacht vom 2. zum 3. Januar
hat der Gegner vor der Front an ver-
schtedenen Stellen versucht, durch Ueber-
raschung in unsere Stellungen einzu-
dringen. Alle Versuche scheiterten an der
Wachsamkeit der Besatzung.

Westlich Saberefina griff etn ganzes
russisches Bataillon an; die v. Kompagnie
RegimentS .... ließ den Feind btS an
das Drahthindernis herankommen und
eröffnete dann überraschend daS Feuer.
Der Gegner floh unter Zurücklassung
von hundertfünfzig Toten.

Die 9. Kompagnie hatte ketne Ver-
lufte.

Jch spreche ber Kompagnie meine >n-
erkennung aus."

D-r Tag »on Nisch.

Wie schmutzig sah dir St-dt au», k»rz »achdem die
Eerben abgezogen waren, welch« Arb«it fande« dir
«tnrückevden Bulgar.n v»r fich, uud »i« hatea ihaen
die deutschen Truppea seit den letzteu Lochea dabei
geholfea?

Jetzt ist die Stadt kau« wiederzuerkenne». Auf
dem kleiaen Raum vor de« besckridenea B«h»h«f»-
gebüude stauen sich Luto» «nd Uniforwe» an. S»
viele Uniformen ist man hier nicht gewthnt, aber wie
überall ia der Stadt, spürt maa auch hier die »rd«
neade Haud, der so leicht nicht» üder >e» Kopf wüchfi.
Bulgaren und Deutiche habeu darin manche» Ber-
«andie, uad immer wieder beobachtet «an «it Kreud«
und Genugtuung, wie gut man stch beiderseit« »er-
steht, da man fich achtet.

Um I Uhr fLhrt der Aaiser mit Scneral ». Falken-
hayn auf dem festlich geschmückten Bahuhof bri schtu-
stem Wetter ein König F-rd aand, Aronprinz Bori»,
Prinz Ayrill, MiniifiiprLsioent Radoilawoff, Sene-
ralissimuS Ehekoff, Geneialstabschef Shostoff, Senerat
Bojadj'eff, General Todoroff und der dulgar sche Platz-
kominaadavt si-d schon eiagctroffen. Die Brgiüßung
der beideo Herischer ist Lußerst herzlich. Jarmer wie-
der schüttela sie sich die HLnde, eia Band, da« betd«
B»lker im Aampf grgen gemeinsame Feinde durch viel
 
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