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Die Wacht im Osten: Feldzeitung der Armee-Abteilung Scheffer — 1916 (Januar - Dezember)

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(Nr. 63-91, Februar 1916)
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D4e W««dt t«Oste».

denten deS „Pariser Journals". Dnewnik
kündigte die BerSffentlichung der Doku-
mente an.

Haag. Jm englischen Unterhause fragt
der Abgeordnete King, ob dte britische
Regierung Getreide tn Rumänien gekauft
habe und welche Abstchten mit dieser Er-
werdung verbunden seien. Lord Siobert
Tezil antwortete: die Regierung schloß
Berträge Lber den Ankauf gewiffer Mengen
rumänischen Getreides. Die Lieferungen
werden über mehrere Monate verteilt.
Getreide wird in Rumänie» zu unserer
Verfügung gehalten und soll nach dem
Kriege ausgeführt werden.

Basel. Die „Baseler Nachrichten" mel-
den auS London: Die große rumänische
Anleihe von 200 Millionen Schilling ist
in London zustande gekommen.

Paris. (Agence Havas.) WSHrend
dichten Nebels erschien Sonnabend abend
gegen elf Uhr ein Zeppelin und warf über
Paris mehrere Bomben ab, denen ztemlich
viele Personen zum Opfer fielen. An einem
Punkte wurden 15 Personen getötet, an
etnem anderen 1 Mann und 3 Frauen.

- Ein Haus wurde zerstört und auch sonst
vielfach Materialschaden angerichtet. Die
Jagd der Flugzeuge auf den Zeppeltn war
vergeblich. Bis 1 Uhr lag PariS Völlig
im Dunkel.

Geuf. Der franzöfische Admiral Lacaze
erklärte dem Berichterstatter des „Peät
Journal", -aß franzöfische HandelSschiffe,
die mit Kanonen ausgerüstet wurden,
künftig jedes feindliche U-Boot beschießen
werden, selbst wenn es nicht angreift. Die
Bewaffnung der franzöfischen Dampfer, die
gegenwärtig nur aus 47-Millimeter- und
65-Millimeter-Geschützen besteht, werde
durch 7ö-Millimeter-Kaliber vervollstäudtgt.
Mangel an Artillerie habe bis jetzt ver-
hindert, alle Handelsschiffe zu bewaffnen.

Havre. Die „Agence Havas" meldet,
an dem großen belgischen Ministerrat, Ler
gestern hier unter dem Vorfitze des KönigS
abgehalten worden ist, nahmen alle Mit-
glieder der Regierung teil. Vor der Ver-
sammlung leisteten die neuen Mitglieder
den Eid. « ,

Haag. Die Zeitung „Nieuwe Courant"
meldet aus London, daß vom 4 8. 1914
bis 31. 10. IStk britische Dampfer mit
einem Gesamtinhalt von 542 648 Tonnen
durch Englands Feinde zum Sinken ge-
brächt wurden, ferner 19 Segelschiffe mit
tnsgesamt 15 542 Tonnen und 227 Fischer-
fahrzeuge mit 14104 Tonnen.

Petersburg. Die städtische Lebens-
mittelkommisfion wies bet verschiedenen
amllichcn Stellen darauf hin, daß in aller-
nächster Zeit große Lebensmittelnot etn-
treten werde, da Petersburg keinerlei Vor-
räte mehr habe. Die Fleischzufuhr nehuke
täglich ab. Erzeugniffe wie Mehl, Grau-
pen und Butter verschwänden ganz aus
dem Markte.

Kopenhagen. Der ruffische Mi-
nisterrat verfügte die Schließung der theolo-
gischen Fakultät der Uuiverfität Dorpat
und die Gründung einer evangelisch-luthe-
rischeu Akademie in Petersburg, wo der
Unterricht zukünftig in ruffischer Sprache
erteilt werden soll.

Bern- Nach eincr Meldung verlegte
der General aus Wunsch des Staatsrats
des Kantons Waadt das Waadtländer
Landwchrbataillon nach Lausanne.

Lausanne. Das Jnfanteriebataillon,
daS auf Berlangen dcs Staatsrats des
Kautons Waadt nach Lausanne zur Unter-
stützung der Polizet tm Sicherhettsdtenst

beordert worden ist, ist heute mittag hier
augekommen. Der Bursche, der die Fahne
heruntergerissen hat, wird von ber Genfer
Polizei gesucht, da er wahrscheinlich nach
Genf geflüchtet ist. Der Hauptschuldige
ist nach dem „Bund" ein gewtffer Hunziker,
Angestellrer eines Konsektionshauses, von
dem er sofort entlaffen wurde.

Amsterdam. Die niederländische Post
für Niederländisch-Jndien auf dem Dampfer
„Rembrandt" und die nicderländische Post
nach Südamerika auf dem Dampfer „Zee-
landia" ist von den Engländern angehalten
worden.

Neuhork. Reuter meldet: Präfident
Wilson sprach fich in einer Rede auf einem
Mahle mit Nachdruck über die militärische
Bereitschast aus. Er erklärte: „Jch kann
nicht sagen, welche die internationalen Be-
ziehungen dieses Landes morgen sein werden.

Leipzig. Vom Reichsgericht wurde der
Fabrikarbetter Holländer wegen Sptonage
zu 3 Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehr-
verlust verurteilt.

Japans Neuoneutieiimg

Jn einem Teil der Tokioter Preffe wird
mit großer Erbitterung ein Feldzug gegen
das englisch-japanische Bündnis geführt.
Dabei muß es besonders auffallen, daß fich
keine amtliche Stimme erhebt, um diese
Angriffe gegen England, nicht einmal die
erbittertsten unter ihncn, zu beantworten.
Fast alle japanischen Blätter rechne« damit,
daß der Vierverband dtesen Krieg verlieren
wird. Das erklärt zum Tell die Mißstim-
mung gegen England, aber einige Blätter
wie „Uamato Shimbun" erklären zugleich,
daß, selbft wenn der Krieg unentschieden
enden sollie, Japan und England nicht im-
stande sein würden, in freundschaftlichen
Beziehungen zu bleiben. Japan wie Deutsch-
land befänden fich in der Zwangslage, nach
Ausdehnung zu trachten. Deshalb sei Eng-
lands herkömnlltche Politik, dte gegenwärtt-
gen Verhältniffe aufrecht zu erhalten, für
Japan unvortellhast.

Dte maßgebenden Kreise in England find
längst auf einen solchen llmschwung der
politischen Sttmmung tn Japan gefaßt.
Hinter den Kuliffeu finden zweisellos zwi-
schen London und Tokio schon seit Beginn
des Krieges Unterhandlungen statt, die nicht
auf eine Tonart gestimmt sein konnten, wie
es zwischen aufrichtigen Freunden üblich
ist. An und für fich trug ja das brittsch-
japanische BündniS schon immer den Cha-
rakter einer verkappteu Fetndschaft. Mau
vertrug fich nur, weil man vorübergehend
einander nöttg hatte, um einen gemetnsamen
Feind zu überwinden. Das Bündnis kam
zustande, als England infolge des Buren-
krieges fich allein zu schwach fühlte, den
rusfischen Ausdebnungsdrang tn Asten ein-
zudämmen, von dem es fich am Hindukusch
wie in Perfien und schließlich in China
fortgesetzt bedrängt fühlle. Aber bevor man
in London die Verbindung mtt ber gelben
Großmacht ernsthaft erwog, suchte man
Deutschland für etue entschtedene Bekämp-
fung des rusfischen Vordrtngens i» dic
Mandschurei wte gauz Nordchina zu ge-
winnen.

Japan fiegte im Kriege gegen Rußland
mehr als es England erwünscht war. Ruß-
land sollte zur Ader gelaffen, aber nicht
so geschwächt werden, daß Deutschland zu-
nächst den Rückeu frei fühlen und, wie fich
in der MarokkoangelegeuheU zeigte, seine
internationalen Gcschäfte mtt größerem

Nachdruck vertreten konnte, wie es England
an ihm gewohnt war, und wie es fich mit
seinem Dünkel, in der europäischen Polttll
die erste Geige fpielen zu müffen, vertrug.
Wenn dte Londoner Regierung noch vor
dem Frieden von Portsmouth das Bünd-
nis mit Japan nicht nur erneuerte, sondern
noch erwetterte, so geschah es lediglich, um
alle seine politischen Kräfte für eine deutsch-
feindliche europäische Politik zusammenzu-
faffen und bis zu einer gründlichen Ab-
rechnung mtt Deutschland Japan die Ob-
hut über seine Lberseeischen Besttzungen an-
zuvertrauen. Die cnglischen Staatsmänner
konnten fich freilich nicht verhehlen, daß ste
auf diese Weise mit ihren überseeischen
Jntereffen ein gefährliches Spiel trieben.
Sie waren genötigt, Japan als Gegen-
leistung für seine Dienste alle wirtschaft-
lichen Mittel zur Berfügung zu stellen,
deren es zu seiner Erholung von den An-
strengungen des Kcieges mit Rußland be-
durste, und dem afiatischen Verbündeten
zugleich zienllich umfangreichen fceien Spiel-
raum in der Ausbeutung seiner festländt-
schen Befitzungen und deren Hinterländer
zu gewähren. Es bedurste für fie gewtß
nicht erst der warnenden Stimmen aus
Kanada und vor allem Australien, - um in
dem Lande der aufgehenden Sonne den
gefährlichsten Gegner der Zukunstzu wittern.
Schon damals war es vorauszusehen, daß
Japan in dem Maße England seine Be-
fitzungen im und am Stillen Ozean neiden
müffe, wie es fich wirtschaftlich unabhängig
machte und zur stärksten Kriegs- und
Handelsmacht für das größte Weltmeer
entfaltete. Die Furcht vor der werden-
den japantschen Gefahr war eine der mäch-
tigsten Triebfedern für die „Einkreisungs-
Diplomatie" Englands, die König Eduard
so geschickt führte und die nach setnem
Tode Planmäßig fortgesetzt wurde. Das
Problem dieser Diplomatie beruhte dartn,
Deutschland zu bezwingen, bevor fich Japan
aus einem unficheren Freunde in etnen
stchereu Feind verwandeln könnte.

Die Tostart, die fich die Tokioter Preffe
jetzt schon gegenüber England herauszu-
nehmen gettaut, beweist, datz man i» Japan
Englands Spiel verloren gibt und fich an-
schickt, ihm die Freundschast zu kündtgen,
um nicht mit in deffen Verderben hineiu-
gerissen zu werden. (B. R.)

Vom Seekiegsschau-latz im
Südeu Emopas.

Jn der Adria beherrschen die Untersee-
boote unseres Verbündeten die Lage nach
wie vor; kein Jtaliener getraut stch aus
dem Hafen heraus; die vielen Transporte
zur Unterstützung der Serben und Mon-
tenegriner werden dauernd gelähmt und
ost schwer geschädtgt, und die österreichisch-
ungarischen Flugzeuge belegten öfter Orte
der italtenischen Adriaküsie erfolgreich mit
Bomben.

Valona versuchen die Jtaliener zu halten,
wetter südlich wird Griechenland nach wie
vor vergewalttgt, und setne Juseln werden
von den Westmächten besetzt.

Jm Raume von Saloniki haben
fich letztere tn Stärke von etwa einer
Biertelmillion Soldaten befesttgt.

Jm Mittelmeer ist im allgemeinen
alles beim alten geblieben; man sucht nach
Stützpunkten der feindlichen Unterseeboote,
fiudet fie aber nirgends. Jndeffen wirken
diese nach wte vor überall mtt größtem
Erfolg. Man fürchtet fich vor ihnen bei
 
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