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Die Wacht im Osten: Feldzeitung der Armee-Abteilung Scheffer — 1916 (Januar - Dezember)

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(Nr. 63-91, Februar 1916)
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Die Wacht im Osten.

welchen Personen
und Jnstitutionen
diese Arbetten über-
tragen werden sol-
len. Die Arbeit der
„großen Kommisfi-
on" soll sich darauf
beschränken, die lei-
tenden Grundsätze
zu finden und eine
Anleitung auszuar-
beiten. DieDurch-
führung der Grund-
sätze soll durch das
rusfische Gemeinwe-
sen selbst und seine
Organisation erfol-
gen . . ."

Der Verfasser
scheint bas rusfische
Nolknichtzukennen.

(B. R)

Aegyptische

Sorgen.

Einer römischen
Meldung des „Po-
cholo d'Jtalia" ist
zu entnehmen, daß
die Senussen in den
Kämpfen gegen die
Engländer nur ge-
ringe Streitkcäfte
von ca. dreitausend
Mann verwendeten
und noch über Re-
serven von minde-
stens 10000 Mann,

«»rtensriue »« »«» b«i Sonche».

15 Geschützen, zahlreichen Maschinengeweh-
ren und großem Kraftwagenpark verfügen.
Das nationalistische Blatt, das ganz gut
wetß, daß die Engländer vor dem Kriege
die Waffen- und MunitionSzufuhr über
Aeghpten niemals unterdrückt haben uud
die Verdrängung der Jtaliener aus der
Chrenaika begünstigten, gibt der begründe-
ten Befürchtung Ausdruck, daß die Senuffen
Strettkräfte gegen die italienischen Besatzun-
gen in der Lyrenaika entsenden werden.

Man erfährt, daß bei be« Aufruhr der
Redifs 35 Personen getötet und 40 ver-
wundet worden find. Während des Luf-
ruhrs erschoß ein englischer Major eine»
Araber, der seinen Ladeu nicht durchsuchen
laffen wollte. Jm Januar seien 16 Per-
fonen hingerichtet worden.

Jtalieuifche u»d österreichische
Flugkunst.

Die Jtaliener find an Zahl überlegen.
Sie haben über achtzig Luftfahrzeuge. Die
Eapronis mit ihren Stand- und Rotations-
motoren find ausgezetchnet. Zwischen der
Ausrüstung und der Leistung besteht aber
kein richtiges Verhältnis. Die italienischen
Flieger weichen fast jedem Kampfe aus.
Ein österreichischer Flieger ohne Maschinen-
gewehr ging unlängst einen mächtigen
Eaproni an und trieb ihn in die Flucht.
Ein anderer italienischer Flieger flüchtete,
nur burch Lcuchtgeschofse geblendet. Dte
Jtaliener wagen auch keine größeren Unter-
nehmungen; solche von 50 Kilometer ge-
hören schon zu dcn größten Seltenheiten.
Ünsere Flieger besuchen dagegen fast tägltch
Eormons, Grado und Udine, wo fich das
Hauptquartier Cadornas bcfindet, und
Eervtgnano, wo der Herzog von Aosta
als Kommandant der dritten Armee ist.
Die Jtaliener hatten bis Anfang Februar
«cht Flugzeuge verloren.

Der Gregorianische Kaleuder
i« der Türkei.

Rach langer Beratung hat die Kammer
die Einführung des Gregorianischen Kalen-
ders genehmigt, jedoch mit der Abänderung,
daß die Hedschrah-Zeitrechnung für den
Gebrauch unter den Muselmanen beibehal-
ten wird. _

«rf»lge i« «esteu.

Dte KLmPfe SstliL deS einstige« Dorfes Souchez,
deffen Trüminer am St. September plarrmLHig ge-
rtumt waren, wurden am 4. Okt»ber durch unseren
Gegenangriff »u« Stehen gebracht. Doch verbliet
d«iei den Franzisen an dieser Stelle der Besitz einer
niedrigeu Höhe. Eie wurde ,urückgenommen.

Ebens» wie bei den srüheren Operationen weiter süd»
lich ist d»s Srgebnis hier eine wesentliche Berbeffe-
ruug unserer Front. Die geoannte Hbhe ist d»ru«
v»u Bedeutung, weil fie ,u den »enigeu B»den-
erhebungen gehbrt, di« d«S f«st flach« hand Sstlich v»n
der Lorettohöhe »»fweist. Die uun erstürmte Stel-
lnug bei Souchez nordwestlich von Gi»enchp unter-
stützte dea Feind bei seinen Beschießungen von Lievi«
uud Lea» al« brauchbarer BeobachtuagSpunkt. Jhre
Neguahme stellt eineu «rheblichen uad bemerkeuS-
werten Borteil und für den Feind «inen Berlust dar,
den er schmerzlich empstnden wird.

AuS M«rokko.

Der Erste Sekretär eines ehemaligen marokkanischen
Ministerprtsidenten, Mehemed klatoba, gibt der Ueber-
zeugung Nusdruck, daß die »unLhernng und Ver,
einigung «ller muselminischen Völker auch für Tuuis
und Rarokk» gr»ße LerSnderuugen mit fich bringen
werden. Marokko wcrde eiue der LnuLhernng der
isl»«itischen Völksr entsprechende Regierungsform an-
nehmen, deun es werde, iamitten der islamitischen
Bewegung sich befiudend, weiterhin nur in einer isla
mitischen Bereinigung lebea können. Die Marok-
I»aer erwarteten mii Ungedulo die Befehle de» Kh«lifen.
llebrigens ließeu sie auch jetzt schon den Franiosen
keiue Ruhe. Wie die Stämme, so sei auch der größte
Teil der stSdtischen Bevölkerung deu Franzosen feindlich
gestnnt. J»f»lge der Politik deS Khalisats würden fich
Tunit uad Marokko früher oder spSler gegeu Frmrk-
reich erheben. -

Berühmte L«wineustür-e.

Da» furchtbare Unglück, da» fich dieser Tage im
HochkönigSgebiet ereiguet und den Menschen wieder

einmal mahnend gezeigt hat, welche Gefahreu die stei-
len HLnge der schneebedeckten Bergriesen umlauer«,
erweist fich mit seiaen zahlreichen Opfern alS eiuet
der verhLnguiSvollsten, die wir in der Geschichte der
Lawinenkatastrophen verzeichnet finden. Uud doch ist
diese Seschichte lang und umfangreich und birgt ein«
Relt von Not uud Elend. Selten jedoch ist die Zahl
der Opfer so groß gewesen wie bei dem jetzigea La-
wineusturz. AlS im Jahre 1518 in Oberwalli» ein«
furchtbare Lawine niederging und daS ganze Leuker-
bad unter einem Berg von EiS und Schnee begrub,
so daß nur noch die Kirche alS Zeuge eiuer meusch-
lichen Lusiedelung über den Schuttmaffen emporragte,
da zählte man nur — wenn man hier dieses Wört-
chen „nur" überhaupt anweuden dars — 80 Tote.
Und als im Jahre 1602 eine Lawine 70 HSuser iu
Davos ia eiaen wirren Schutt- und Trümmerhaufen
verwandelte, da hatten sich die meisten Bewohuer
uoch rechtzeitig retteu köunev, so daß nur 13 Men-
schen umS Leben kamen. Auch die Katastrophe, die
acht Jahre spLter über DavoS-Dörfli hereinbrach, for-
derte nur 28 Meuichenopfer.

UeberauS zahlreich ist die Reihe großer Lawinen«
stürze in OberwalliS. Dort wurde im Jahre 1636
durch eine Lawine des WeißhorngletlcherS daS Dorf
Randa im Nikolaital fast dem Erdboden gleichaemacht,
und 1819 ward der allmLhlich wieder auigeblühte Ort
abermal» durch einen Lhnlichen UnglückSfall verwüstet.
Jm Jahre 1720 wurden in Obergestelen 120 HLuser,
84 Mensche» und 400 Stück Vieh unter den Schnee-
maffen einer Lawine bearaben, und im Jahre 1887
fanden in den Dörfern Biel und Selkingen 45 Men-
schen auf diese Weise ihren Tod. DaS Dorf Selva
im Bünduer Oberland war vou drei Lawinenzügeu
so stark bedroht, daß nach mehrfachea Katastrophen
selbst die sonst so zLhen und mit so unerschütterlicher
Liebe an ihrem Heiinatorte HLngenden Dörfler fast
verzweifelten uvd sich ernstlich mit dem Gedanken be-
faßten, ihr Dorf zu verlegen.

HLufig erweiscn sich die Berheerungen, die iudirekt
durch niedergehende Lawinea verursacht «erden, »er-
derblicher und folgenschwerer al» da« von den Schnee-
und EiSmaffen selber herbeigefübrte Unglück. S«
stauten iu de» Jahren 1595, 1795 und 1818 die
Gleticherlawineu de» Getrozgletschers in UnterwalliS
die Drause zu einem gewaltigen See auf, der schließ-
lich mit elementarer Gewalt dea starken Eiiwall durch-
brach, feine ungeheuren Waffermengen auf eiumal her-
niederstürzen ließ und dai ganze Baguetal bis gegen
Martiguy zum Schauplatze furchtbarer BerwüstuNgea
machte.

Bon der schier uufaßlichen Wucht uud Gewalt der
Lawinen kauu ma» fich «inen ungefshren Begriff
machea, weun mau sich folgende Beilpiele vor Auge»
HLlt: Als im Winter 1877/78 zwei Staublawiuea im
steiermSrkischen ForKbezirk Sußwerk »iedergingeu,
wurden 45 000 Ouadratmeter WildflLche verwüstet.
llnd die auS Schnee, Erde, Steiublöckeu und geknicktea
BLumeu bestehenden Maffen, welche die Bahn nieder-
gegangeaer Lawiaeu ost uoch im f»lgendea Sommer
erkennen laffen, die sogenanuten Lawineuzüge, fiud
m«uchmal so mLchtig, daß zur Herstellung des Straßeu-
»erkehrs Tunnel« hindurchgebrochen werde» müffeu.
DieS geschah beispielsweise im J,hre 1878 bei de«
Liwinenkegel von Raschitsch bei Cernez im Untereugadi»
uad 1879 am Südabhaug des Eimplon.

I» der Ehronik der Liwinenkatakropheu uimml
«egen ihrer s-ltsamen BeglcitumstLnde jene «iu« be-
sondere Etell« eiu, die am 19. MLrz 1755 sich zn
Bergam»lette im Sturatale ereignete. GLmtliche
HLuser dieseS Orte» wurde» darch zwri gewaltige,
»on de» u«hen Bergeu herniederstürzende Schnee-
maffeu begraben, die stellenweise eiue HLHe von 80
Fuß erreichten. 82 Menschen »areu »erschüttet uud
die ganze Brwohirerschaft fuchte durch diesen Schnee-
wall hindurchzudringen, um etwa noch Lebende an»
dem k«lt«n Srab« zu erretten. Aber der Meuschen
Kraft erlahmte bald und da» Rettungswerk wurde
als zwecklos aufgegeben. Da fiel es n«ch einer Woche
einem wackeru Bauern ein, nochmals seiu Glück zu
»ersuchen, um seinen verschüttetcn Lieben wenigsten»
eia Gr«b auf geweihtem Boden bereiteu zu könuea
uud vielleicht auch noch «twa» von seinem HauSrat
zu retten. llnd siehe da! Als er mit Hilfe guter
Nachbaru sich bis zu seinem Haule v»rge»rbeitet hatte,
fand er 30 Tage nach dem Unglückstag, Kr«u, Tochter
uud EchwSgeriu uoch lebend an Eine mit »erschüttete
Ziege h«tte ihnen die Möglichkeit gegeben, in de«
durch eine Zufallshöhlung in der Schneemaffe ge-
iildeten Raume ihr Leben so lange zu fristen.

Hoffen wir, daß auch die RettungSarbeiten am H»ch-
könig noch eine» ähnlichen Erfolg zeitigea.

Aus «lter Zeit.

Die Geschichte dc» Herrn »on Sturmi«»>.
Von Adolf Stark, Marienbad.

(N«chdruck »erbotea.)

Wie tief Falschheit und Tücke dem welscheu B»lk«
im Blute fitzeu, de»on kann ich ein Liedcheu stnge»,
uud will ich die Begebenheit zum Nutzea und Kr»m-
men der künftigen Geschlechter hier aufzeichue«. Biel-
 
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