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Die Wacht im Osten: Feldzeitung der Armee-Abteilung Scheffer — 1916 (Januar - Dezember)

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(Nr. 92-122, März 1916)
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https://doi.org/10.11588/diglit.2910#0245
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Die Wacht im Osten.

Berdn«.

Bon emem ehemaltgen preußischen Sea-ralstabSoffqier.

1.

Dem großeii frauzöstschen Waffenplatze Verdun war
im franzSfische» LandrSbefestigung-system eine wichtige
Lufgabe zngedacht. Er bUdete den nördlichen Flügel-
stützpuukt der gefamten Ostbefestigung. Nach dem
lkriege von 1870—71 hatten die Franzoseo, um cin
Gegeugewicht gegen die schnelle Mobilmachung und
striegsbereitschast sowie gegen die numerische Ueber-
legenheit deS deutscheu Heeres zu schaffsn, ihre Ost-
grenze, die ihuen am meisten bedroht erschien, durch
eine zusammenhüngende Kette von Befestigungen zu
schützen und gegen den gefürchteten deutschen Ueber-
fall zu sichern gesucht. Diese Besestigungen bestanden
aus einer Anzahl großer WaffenplStze, die durch eine
zusammenhängende Kette von SperrfortS miteinander
verbunden waren. Rur in der Mitte befand fich eine
verhältniSmäßig schmale Oeffnung, die gleichsam als
Mausefalle iür die deutsche Offenfive offengelaffen
war, Hier sollten die deutschcn Heere vorstohen, um
dann in schmaler Kront von beiden Flanken aui von
deu hinter den BesestigungSwerken steheuden französi-
scheu Heeren angegriffen zu werden.

Die französischen Besestigungeu lehuten fich im
Süden mit dem großen Waffenplatze Belfort a» die
Schweizer Grenze an uud wurden in ihrer Südflaqke
außerdem noch durch die Jurabefestigungen gesichcrt.
Der nLchste größere Waffenplatz im Norden war Epi-
nal, dazwischen lagen die Sperrforts der oberen Mosel.
ES folgte die schon erwLhnte Lücke, an die stch der
Waffenplatz Toul anschloh, von dem auS stch nach
Norden zu die SperrfortS der oberen RaaS zogen,
die fich an die Festung Berdun anlegten. Die Festung
Berdun hatte die Ausgabe, einerseitS die stontale
Wirkung der gauzen BerteidigungSlinie nach Oste» zu
«rhöhen, andererseits die Flanke dieser Linie gege»
jede Umfaffung von Nordeo her zu fichern.

Die doppelte Aufgabe, die danach der Festung Ver-
dun zufiel, konnte nur erfüllt werden, wenn die Festung
zu eincm Waffeuplatz ersten Ranges ausgebaut wurde,
die durch weit vorgeschobene Außenwerke auch größe-
rrn HeereSverbLnden die Möglichkeit der Aufnahme
und operativer AuSnutzung bol. Denn gerade der er-
wartete Flaukenschutz komue nur durch offensives Bor-
gehe» stürkerer Abteilungen aus der Festung selbst er«
rricht werden. Die Franzosen habe» im Lanfe der
laugen Friedea-jahre von diesem GesichtSpoukte aus
gerade Berduu sehr stark aujgebaut und mit immer
neuen Werken und Aulageu versehen. Hier wurden
auch Panzertürme und Betoobauteu i» großem Nm-
sange »erwendet, so daß Verdun nach allen Richtun-
geu hiu al» ein Waffenplatz erster Ordnuug bezeichnet
werden muß.

Die Stadt Berduu selbst liegt 3»7 Reter über dem
ReereSspiegel, in dem von der MaaS gebildeten Tale,

Enlst Md Scherz.

Vierverband.

Da ich aber ansah alle meine Werke, die meine
Hand getan hatte, und die Mühe, die ich gehabt hatte,
stehe, da war ei alles eitel uod Haschen nach Wind
und kein Gewinn umer der Sonoe. Prediger

DaS Trnurrgrwand.

Bon einem anhaltinischeu Fliegerosfizier an der
Weststout wird dem ,Anh. Tagol." nachftehendes Se-
schichlchen erzühlt, von dem allerdiogS dahingestellt sei,
ob nicht eiu dißchen viei daran ersunden ist:

Wird da im harten Luftkampf ein englischcs Flug-
zeug vou einem unserer Kampfsegler überwültigt uud
abgeschoffen, so daß eS in uusercn Reihen etwas un-
sanft zur Lanoung kommr. Der eine der englischeo
Flieger ist tot — Kopfschuß, bem zweiteu reiht bei
der Landung Lie Hose von oben bis unteu entzwei.

Er wird mit ausgesuchter Höflichkeit gefangen ge-
uommea und mit Speise und Tranik geladr.

Nachdem er so die verlästerten Germans kenne» zu
lernen iselegenheit hatre, wird der Englünder, eiu
Osstzier, zutraulich und jammert über seiu zerfctztes
Beinkleib, das ihu verhiodere, seine« toten Kameraden
bei der Bestaltung die letzte Ehre zu erweisen.

Aber dem kann schnell adgeholfeu werden; einer
unserer F.ieger schwingt sich über die engiische Stellung
empor und wirft in dieselbe die schristlich niedergelegte
Bitte deS gesangeneu Englünders, ihm eine Hose zu-
kommea zu laffen, herab.

Nach eiaiger Zeit taucht eia englischer Flieger über
der deutscheu Sleüung auf und lützt diesmal ein fried-
licheS Paket herabfalleu: die erbeteoe Hose für den

Laudsmann. -

Qurrschläger.

Während wir die Ameritaner Hüdsch und Ford für
den Frieden gelchüstig ichen, setzen die übrigen Ameri-
kancr ihr KriegSgeschaft hüdsch ford.

Die mristsprachige Kompagui«.

Die meistsprachige liompagnie von allen Heeren der
Welt, und daher wohl einzigartig in Lieser Soader-

di« sich hier in mehrere Arme verzweigt. Sie bildet
eiue» wichtigen Eisenbahn- und Straßenknotenpunkt,
von dem aus diese Verbindungen strahlenförmig nach
allen Richtungen auSeinanderlaufen. Metz, dai fich
auf der gleichea Höh« wie Verdu» befindet, ist nur
85 Klm. entferat, und die Eisenbahn nach Paris legt
eine Strecke vo» 277 lilm. zurück. Vou Berdun führt
uach Rorden die Eisenbahn nach Sedan, die im all-
gemeinen dcm Laufe der Maas folgt. Uamittelbar
nördlich der Stadt sührt die große durchgehende Linie
Paris—Chalous—Metz vorbei. Rach Süden zu ist
Berdun durch eine Eisenbahn über St. Mhiel mi»
Toul verbundeu. Dieser Linie kommt eine große mili-
türische Wichtigkeit zu, weil sie die bciden großen
Lagersestungen Toul und Verdun mitcinander verbin-
det uud hinter den Sperrforts der oberen Maas ent-
lang führt. Si- kommt deshalb für Truppenverschie-
dungen und Transport von Kriegsmatenal in Betracht
und hat auch als solche in diesem Kricge schon eine
entscheidende Rolle gespieil. Oeftlich dcr MaaS liegt
die Cote Lorrain«, ein aaS der Woevre-Ebeue steil
aussteigendeS Hügelgelünde, daS den Laus der Maas
begleitet, im Norden biS i» die Gegend von Dun süd-
lich Sedan sührt und im Eüden Aaschlnß an die
Vogesen findet. Auf diefem Hügelgeläade liegen die
wichtigsten Sperrforts, die die einzelnen Straßen und
Tüler beherrschen und die AnuLherung der deutschen
Truppen aufgehalten haben.

Das Sturmregimerrl.

Der siegreiche Sturm gegen das Fort Douaumont
wurde auSgeführt »om Jnsanterieregiment Großherzog
Kriedrich Franz der Zweite von Mecklenburg-Swwerin
<4. brandenburgisches) Nr. 84, das im Friedeu zum
3. ArmeckorpS gehört und in Neu-Ruppin seinen
Standort hat. Es blickt auf eiue lenge, ruhmreiche
Seschichte zurück. Jm Frldzuge 1813 hat eS an den
Gefechten und Schlachten bei Luckau, Goldberg, an
der Katzbach und bei Möckern. 1814 unter anderem
an dea Schlachtcn von Laou und Parrs, 1815 an de»
Echlachten bei Ligny und Belle-Alliauce teilgenommen.
1849 kLmpft» eS i» DreSden, in der Rheiupfalz und
in Baden, 1884 wurde eS zum Kampfe gegen DLne-
mark herangezogen iGefechte bei Miffuude, ErMrmung
der Düppeler Schanzen, Nebergang nach Alsen), 1866
kLmpste es in der Lchlacht bei KöniggrLtz, 1870 bei
Vionville, St. Privat, Orleans, L- ManS und nahm
an der Eiuschließung von Metz teil.

Di< Abrechnung.

Bon Rarti» ProSkauer.
(Fortsetzung.)

Ruu kam er in eiue Kaserne, wo er verbiffe» und
knurrig seinen Dienst tat und alle acht Tage dem
Feldwcbel in deu Ohren lag: „Jch möcht' ei' de
Front!" — Und alS «r bei einer Schießübung trotz

barkeit, befindet fich i» der Schweizer Armee. ES
ist die 4. Kompagnie des 91. Graubündeuer Füfilier-
bataillonS.

Ju dieser Kompagnie werden nicht weniger als sechS
Spracheu von der Mannschast gesprochen, uümlich
Jtalienisch, Franzöfisch, Deutsch, Romanisch uud ver-
schiedene Mundarten dieser Eprachen. Die Haupt-
sprache, in der die Kommaudos erteilt werden, ist
Deursch, und wenn alle auch diese Kommandos ver-
ftehen, so könncir doch außer dieseu Kommandoworten
viele kein Wort Deutsch.

E« rvüre sür die Neutralen ein hübscher Zeitvertreib,
in dieser Kompagnie die Kosenamen sür Untergebene,
Kameraden und Vorgesetzte, die übiiche« Kraftausdrücke
über den Dienst, die Verpflegung und die Belpndluna,
mit einem Wort: die Kasernensprache, aufzuzeichueu.

Zeituugöfieg«.

„Einmal habeu die „Gänse" Rom gerettet!"

„Nnd jetzt sollen es die „Enteu- tun!" Fl. Bl.

Z» spät.

Telegramm: Kapstadr an das Werbedüro Londoa.

„Beim letzten Truppcntransport irrtümlich drei
männliche Affen mitgefandt. Rückantwort."

Telegramm: Werbebüro London — Kapstadt.

„Nachricht zu spät eingetroffen, Transport einge-
kleidet, gestern zur Front abgegangen." Fl. Bl.

Wahres Grschichtche«.

Gouverneur General v. L, betrilt sein Arbeitszimmer,
findet scinen Abjutanten im Gesprüch mit einem bie-
dercn Landsturuimarin uns iragt letzteren:

„Run, was wünschen Sie?"

Worauf dieser antmortet:

„Jch danke schön, ich werde schon bedient."

- Jugend.

Das ist der Krirg.

Dragoncr: „A Bufferl mußt schvn rausrücken, Ma-
rufchka, wennst verlangst, kann i dir ja an Requisrtions-
schein L'rüder ausftell'n." Lust. Gef.

der geflickten Hand am besten i» der ganze» Kom-
pagnie geschoffen hatte, wurde er dem StabSarzt vor»
geführt, untersucht, befragt und für felddienstfühig er-
klLrt. „Jch dank' ok schöu, Herr StabSarzt!" sagte er
nnd machte Kehrt.

AlS er am Abend i» der RaunschaftSflube seine
Sache» putzte, sragten ihn die Kameraden: „Du gehst
wohl gern wieder 'raus, waS?"

Er sah fie mit seiue» hellen, hart gewordenen Angen
an: „DaS kann ma« asu nich sagea," antwortete er
langsam, „ich hab' noch ane Adrechnung mit dene
Kerlen! Die ha'n mir meine Prufeffion verdorben
— als Töpsrr hab' ich auSgespielt — das sollen die
mir büßeu! Der, was nach mir geschoffen hat, den
werd' ich glei' uich erwischen, aber die andern — na,
waS ich erwischeu tu' — das mach' ich kalt!"

„Aber Karle," waudte einer ein, „du bist doch sonst
gar keen solcher Wüterich nich l"

Karl Mohaupt sah ihn verüchtlich an: „Du red'st,
wic'S de's verstehst! Jch hab' ane Wut, und da gibtS
nischte! Was mir vor'n Kolben kommt, iS hin!"
Dann sagte er noch einmal: „L' su ane Gemeiuheit!-
packte seine Tornisterlast auf, nahm sein Gewehr und
stapste ab. — -

Etwa zwei Wochen spüter lag er ganz vorn in eincm
Erdloch — ei» Granattrichter, noch einen halben Kilo-
meler vor den deutschen Grüben — und schoß mit
seinen Kameraden um die WeUe auf die anstürmendeo
Franzoseu. Sein Gesicht war von Dreck und Staub
fash schwarz; er bitz die Zähne aus die Lippen, dachte
an seine „Prufeffion- und schoß weiter. llnd jedeS-
mal, wenn er im Nebel und Rauch des KampffeldeS
eine Gcstalt im Schuß zusammensinke» sah, brmnmte
er befriedigt vor sich hin.

Da schlich der Unteroffizier von hinten heran: .Wir
müffcn zurück, wir können den Trichter nicht halten!-

Mit wirrcn, verfiörten Augen sahe» die Leut« auf
deu Pprgesetzten, dan» hörten fie auf, zu schießen,
krochen an den jenseitigeu Rand deS Erdloches und
maßen abschätzend deu Sprung zur nüchsten Deckung.
Mit firrendem Ton flogen Sprengstücke durch die
Lust, und eine Granare schlug in deu Sprengtrichter
ein. Die Soldaten sprangen an, ein dicker Steiu
sauste von der Explosion hochgeschleudert im Bogen
empor uud traf den Landwehrmann Mohaupt ius
Genick. Mitten im Spruug knickte er zusammen, rollte
iu eine Erdmulde uud blieb ltegen.

Als eS Racht wurde, erwachte er von einem un-
erträglichen Schmerzgefühl im Kopf. Er reckte fich
stcif, riß die Augen auf und dachte nach, währeud er
iustinktiv iu der schützeudeu Mulde liegen blieb. Laug-
sam fiel ihm eia, waS geschehen war. Er tastete an
sich herum, befühlte mit angstvoll verzogenem Gesicht
seine HLnde — er war heil. Nur der Schädel
brummte, alS ob man einen Gewehrkolben daran zer-
schlageu HLtte. „L' su ane Gemcinheit!" knurrte er
wütend. (Schluß folgt.)

Der Kurs.

Sie: „Schatz, bist du süß!"

Er: „Nu, e Wunder, ich hab' doch fünf Prozent."

Dameukaffer.

Die Hausfrau: „Ach, Frau Meyer, nehmen Sie
doch ein Stückchen Kuchen."

Frau Meyer: „Jch danke sehr, ich habe bereits eiu
Stück genommen."

Die Hausfrau: „Sie haben sogar schon zwei Stück-
cheu genommen, Sie können sich aber immer noch eiu
Stückchen nehmen."_

Ei« guter tterl.

„Was haben Sie dcnn, Herr Piepmaun?"

„Ach hier liegt S Regenwurm, und da pfeif ich Lner
Amsel!" - Megg. Bl.

Schadeufroh.

„So viel schadenfrohe Gesichter hab' ich noch bei
keiner Trauung gesehen? Wer hat denn heute Hochzeit?"

„Der Standesbeamte."

Siätsel.

(Auslösuugen in der nüchsten Nummer.)

Du kennst die schöne Sache, die ich meine,

Sie wünscht ein jeder, wie wohl nimmer eine!
Gewiß, man kann sie vielsach drehn und wenden,
Sie ist stets eine andre jedem Mann,

Doch der nur greist nach ihr mit reineu Hüuden,
Der für die letzteu vier an ihren Enden
Mit Mannesstolz drei andre setzcn kann.

Ein Mäüchcn treibt ihre Günse auf die Weid«, eine
lüust vor zweien, eine zwischen zweiea und eine hinter
zweien; wie viele Günse waren es?

Scherzfrage.

Wo gibts am meisten Nrlaub? N.

A»flSs»»g der Rätsel i» Nr. SS:

Meta. — Drillen.
 
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