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Die Wacht in» Vften

weil es seinen Zwecken frommt, als Recht hinzustellen
kucht. Oder will England etwa behaupten, datz sein
schamloser allem BMerrecht ins Gestcht schlagender
Hungerkrieg gegen die wehrlose deutsche BeoMe-
rung recht sei, weil es ihn als Recht hinfteM? In
dieser Beziehung hat ja bekanntlich die letzte Rote
der Unionstaaten schon klar genug ßesagt, was von
solchen englischen Behauptungen über Recht und
Unrecht zu haüen ist. Die Zett war einmal, datz
Deutschland alles unbesehen als richtig hinnahm,
was d«e englischen Prisengerichte zur Berteidigugg
der jeweiligen seeräuberischen Zwecke Englands als
„Recht" hinstellen. Reuter versucht aber auch durch
«in Zttat aus dem Buche des deutschen Doktors
Wehberg nachzuweisen, dah die englische Ansicht
über das Recht zur Verteidigung auch die Anstcht
der deutschen Wissenschast sei. Wenn man schon
einmal aus Wehberg zttieren will, soll man es
wenigstens ganz tun. Dann findet man, dah so-
gar Wehberg auf dem Standpunkt steht, dah die
Anlage zur deutschen Prisenordnung, die den Be-
satzungen feindlicher bewaffneter Schiffe die Stel-
lung als Kriegsgesangene zufichert, sich nur auf
bewaffnete Handelsschiffe bezieht, denn er sagt aus-
drücklich: „Der bewaffnete Widerstand von setten
unbewaffneter feindlicher HandelsschUe wird fttll-
schweigend als unerlaubt angesehen." Festzustellen
ist affo auch hier wieder bewuhte Jrrefiihrung. Im
übrigen sei Reuter daraus hingewiesen, dah die
deutsche Wiffenschast keineswegs von Wehberg
repräsentiert wird, dah noch viel weniger das Buch
Wehbergs oerbindlich für das isi, was nach deut-
scher Anficht als Recht angesehen wird. Zum
Schluh sei noch gesagt zum Satze: „Völkerrecht
wi« mternational« Stttlichkett werden von den
Deutschen zu Lande und zur See systematisch ver-
letzt!": Wenn die englische Regierung glaubt, mtt
solchen Worten ein vernichtendes Urteil über
Deutschland fällen zu können, und wenn fie glaubt,
dah solche Heucheleien auch nur einen emzigen
Deutschen berühren, so irrt fie. Deutschland hat

für Urteüe über Moral, Sttten und Recht aus eng-
lffchem Munde nur Achselzucken, Urtelle, die aus
dem England der „Baralong"-Mörder, des „King
Stephen" und der irffchen Schliichtereien kommen.

Mademoiselle Mplanie.

Skizze von H. Schede-Heller (Strahburg).

(Schluh.)

Und nun geschah etwas Seltsames. Das ein-
same Haus, das sett zehn Jahren nie ein frohes
Lachen gehört hatte, begann zu leben. Durch alle
Fugen und Ritzen, durch die offenen Fenster drana
Sonne und Jugend hinein. Türen wurden auf-
und zugelchlagen. Die Treppen knartten vor
Freude, emen festen Trttt zu oerspüren. Bellot,
der Schäferhund, schlug Purzelbäume. Zm Eatten
wurden die roten Spätrosen gepflückt und irgend-
wie sahen fie fich in die Vasen verpflanzt, die ver-
geffen auf den Regalen standen.

Das erschrrckend versttmmte Klaoier gab an
Tönen alles her, was es noch geben konnte. Bald
sah der eine, bald der andere Leutnant davor, und
übermüttge deutsche Soldatenlieder erklangen zwi-
schen den alten Wänden. Die seltsamen ausge-
stopften Bögel, die Bllder und Porzellane, die
Fräulein Melanies Bruder auf seinen Reisen nach
Zapan und Zndien zusammengesucht hatte, erwachten
zu neuem Leben. Sie wurden bewundett und be-
sprochen, und das aste Fräulein muhte von dem
Bruder erzWen, der ein so menschenscheuer Son-
detting gewesen war und ihr dieses Haus ver-
macht hatte.

Am seltsamsten war die Wandlung, die in Fräu-
lein Melanie vorging. Die ersten.Nächte hatte
fie sorglich ihre TLren oerriegelt: aber schon am
dtttten Abend schwand chre Furcht. Sie hatt« im
Eegenteü das Eefühl, jetzt einen Schutz im Hause
zu haben.

Die Hetterkeit ihrer Eäste hatte fie angesteckt.
Sie hatte wieder lächeln gelernt, und dabei wurden

chre ZLge plötzlich so jung und glatt, als habe ein
Zauberftab fie berühtt.

Es kam chr nie recht zum Bewuhtsein, dah es
chre Feinde waren, die fie beherbergte. Solche
Konfiikte lagen ihrer einsachen Natur ganz fern.
Sie fühlte nur, dah die drückend« Einsamkert aus
dem Hause gewichen war. Etwas wie ein Mutter-
gefühl war m dem allen Züngferchen erwacht, und
so stellte fie den Offizieren Haus rmd Eatten zur
Verfügung und setzte chnen dae Beste aus chrer
Küche oor.

So vergingen zehn Tage.

Da kam der Befehl, dah das Regiment am
folgenden Morgen ausrücken müff«.

Einen letzten Abend gab es m Mademoffelle
Melanies Heim. Sie hatte ihren besten Wein
hervorgeholl und in die Soldatentornister alten
Koanak gesteckt.

Die Rosen dusteten schwer. Bellot hatte den
Kopf gegen das Kni« des einen Leutnants gedrückt.
Der andere sah am Klaoier. rmd etne Melovte alitt
sanst in die andere. Es war doch etwas wie Ab-
schiedsstimmung in der Lust.

Aber der alle Buraunder, der voll Krast und
Feuer war, ttef die ftöhlichen Geffter wieder ins
Leben. Die Offiziere hoben die Eläser und tranken
aus Fräulein Melanies Wohl und versprachen, fie
nach dem Krieg zu besuchen.

„Apres la guerre, Mademoiselle Melanir!"

Ünd fie nickte und dachte, wie leer es morgen in
dieser Stube sein würde. -. -

Ganz ftüh um fünf nahmen sie Abschied von dem
aüen Fräulein und dantten für die schönen Tage.
Sie schaute ihnen nach, und an der Wegesbiegung
wandten sie sich um und wintten ihr noch einmal z«.

Dann rief fie Bellot zu fich, um ein lebendes
Wesen in ihrer Nähe zu spüren und ging zurück in
das stille Haus.

„Apres la guerre, Bellot, apres la guerre," sagte
fie und fteute sich, als der Hund laut, wie zuftim-
mend, zu bellen begann.

Ernst und Scherz.

Si«n»spr«ch.

Wolle Eutes, bedürfe wenig,
llnd du bist des Lebens König.

Elaube mk, das Leben sieht dich drauf an,
Berneiget ffch und sagt: „Ein Mann!"

ettönten an der Vordwand unter Waffer Klopf-
ßgnale und übermittelten uns die Anftage: „Hier
Tummler, wo bleibt Butter und Käse?" "

Ein Anssprnch Friedrich» de» Grohen.

Das Sfteben nach einem dauernden Ruhme ist
di« mächttgfie und hauptsächlichste Tttebseder der
Seele, ist die Quelle und der Erund, wodurch die
Menschen zur Tugend gettteben werden und wo-
durch alle Handlungen entstehen, durch welche fie
sich unsterbkch machen.

Schwerer Sieg.

Nicht leichten Kampfes fiegt der Elaub«,
Solch Eut wM schwer errunaen sein.
FreiwMg träntt uns keine Traube,

Die Keller nur erpreht den Wein.
llnd will ein Engel himmelwätts,

Erst bricht im Tod ein Menschenherz.

Q««rschkSger.

Wer hofst, dah ihm durch den Zufall alles zu-
falle, roird ffch oorsehen inüffen, dah ihn die Vor-
sehung nicht Borausffcht und Vorsicht lehtt.

Die »nterbrochene Speisesolgr.

Der U-Bootsmatrose Füerfteter fitzt auf Urlaub
im Binnenland« beim Bier und wird oon anderen
Eästen lange vergeblich gebeten, seine Kttegsetteb-
niffe zu rrzählen. Endlich willigt er unter der
Bedingung, dah die Landratten, die fich erwattungs-
ooll um seinen Tisch drängen, mtt einer einzigen
Geschichte zufrieden find, oarein, eine ettolgreiche
U-Bootsfahtt in der Nordsee zu erzählen.

„Wft fuhren mtt groher Fahtt gegen Westen,"
hebt er an, „und eine grohe Schar von Tümmlern
degleitete unser Boot, ihm im Kielwaffer nach-
schwimmend. Bald erblickten wft eine Rauchfahne,
auf die wft zuhielten. Es war ein englischer Fracht-
dampfer, der auf Anrus meldete, dah er mtt Bouillon-
würfeln nach London unterwegs sei. Peng! wurde
er abgeschoffen, und alsbald oerschwanden die TLmm-
ler. Erst nach einer Viettelftunde hollen ste uns
wieder ein und umspielten von neuem unser Boot.
Bald nahte wieder ein Dampser mtt Bannware,
und zwar diesmal mtt geftorenem Hammelfleisch,
der natürlich auch oon uns versentt wurde. Dies-
mal verschwanden die TLmmler für drei Viettel-
stunden. Kaum waren fie wieder erschienen, da
traf es fich, dah wft einen Dampfer mit Eeflügel
versentten. Nach halbstündiger Abwesenhett kamen
die TLmmler zurück und solgien uns wieder unent-
wegt,in unserm Kielwaffer, aber es zeigte fich kein
Tampfer mehr. Da plötzlich nach zwei Stunden

Der rnttänschte Zigarrenschinder.

Krause: „Hast du vielleicht eine Zigarre bei dft?"

Lehmann: „Nein, ich kaufe mft keme mehr!"

Krause: „Was sagst du da? . . . Za rvarum
denn?"

Lehmann: „Zch will dft das Rauchen abge-
wöhnen!" --

Unv«rbess«rlich.

Betüettn (die soeben 24 Stunden Arrest als
Skase fift unbefugtes Betteln erhaüen): „Guer
Enaden, kaiserlicher Rat, könnte der Arrest ntt in
a Eeldstraf geändett werdft?"

Richter: „Nein, das kann nicht geschehen. Wo-
her wollten Sie überhaupt in diesem Falle das
Eeld nehmen?"

Bettlerin: „No mein! Das tät' i schon so nach
und nach z'samm'betteln, Herr Rat!"

Zarter Wink.

Gast (der bemertt, wie ein Paletotmarder mtt
seinem neuen Überzieher durchbrennen will, geht
dem Dieb mü aller Ruhe nach und ttopst ihm vor
dem Ausgang auf die Schulter): „Sie gestatten
wohl, dah ich mk aus meinem ltberzieher noch
eine Zigarre Herausnehme?!"

lageslicht.

Fremder: „Sie schreiben mk da auf meine Rech-
nung: „Fift Beleuchtung 1 Mk." Zch bin doch
heute morgen angekommen und reise jetzt am Nach-
mtttag wieder ab "

Oberkellner: „So, ist das keine Beleuchtung, —
die zwei Fenster?" _

Eut abgrlanfe».

Schustettunge (dem ein Ziegelstein auf den Kopf
aefallen): „Könnt's nöt beffer aufpaffen da dro-
ben? Wenn i mein' Zylinder aufg'habt hätt',
nachher wär' er jetzt hin!"

An» der Znftr»kti»». '

Voraesetzter: „Was für eine Wftkung hat es,
wenn Sie den Lauf Zhres Eewehres an oer Mün-
dung oerbiegen?"

Rekrut: „Drei Tage Mittelarrest!"

Z«dirert.

Der Herr Rat ist Strohwitwer und genieht seine
Freiheit nach Herzenslust. Eines Tages kommt er
statt um halbzwei erst um halbdrei Uhr zum Mtt-
tageffen. Diese ttberschreitung scheint selbst der
alten Köchin zuoiel, und als sie eben die Suppe

ausgetragen hat, sagt sie zu Fleck, dem Ireuen
Bealeiter ihres Herrn:

„Du Racker, du elender, ist's jetzt halbzwei?"

A«s der Sch«le.

Lehrer: „ . . . Affo, weshalb hat Kain seinen
Bruder Abel erschlagen?"

Der lleine Hans: „Well damals das Puloer
noch nicht erfunden war!"

A»ch «km« g«1« Sett«.

Max (zu seinem Freunde): „Aber sage mk nur,
Albett, wie konntest du dk eine Frau nehmen, die
so stottett?"

Albett: „Za weiht du, lieber Freund, die Sache
hat doch auch ihre Lichtsette. Bis meine Frau
abends zu mk sagt: „B—a -albett, willst du denn
heu—heute schon wieder a—a—a—ausgehen?", bin
ich schon längst zur Tift hinaus!"

»«rl«hrt« Klassistzirr«»«.

„Ah, Frau Znspettor, fteut mich, Eie zu sehen.
. . . (Zhren Mann und ihren Westen Eohn vor-
stellend): Mein Alter und hier mein Ältester!"

RLtsel.

(Auflösungen in der nächsten Sdnnmer.)

Wer den Schaden hat, braucht nicht
Für mein Erstes zu sorgen.

Wem am Zwetten es gebricht,

Woll' es nicht bei Dichtern borgen,

Denn um's Eanze wandern Myttaden
Zhrer Verse in den BLcherladen.

Es gibt in Frankreich eme Frau,

Die, mag man fie auch rückwätts lcsen,
Trotzdem verbleibet ganz genau
Zu jeder Zeit dasselbe Wesen.

Jn Teutschland, wo sie auch einst war,

Jst sie jetzt chres Dienstes bar.

Scherzfragen.

Welches Uttell ist am ungerechtesten?

Welches stnd die billigsten Erfrischungen?

AusIabe.

Ein Eärtner hatte zwei Rechen mtt gleichoiel
BLumen gepflanzt. Da sie chm aber nicht recht
standen, so nahm er aus der emen 25 Stuck weg
und setzte sie in die andere Reihe, wodurch diesc
nun doppell sooiel zählte, wie di« ondere. Wie-
viele standen m jeder Reche?

A»flSs«ng d«r RSts«l ft» Rr. 2S0:

Schaar, Haar, Aar. — Der Somrtag. — Nah. -
Das Lexikon. — Nach 22 Jahren
 
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