Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Wacht im Often

Sonntagsgedanken.

Jrsus spricht:
Wahrheit."

„Zch bin di«

Voll von Gehemmissen und Wundern smd
Welt und Leben. Und diese Wunder find
doch lauter Wirklichkeiten.

Siebzig Millionen wohnen in unserem
Vaterlande. Und doch: Wie ein Mann
ftanden fie auf wider die Feinde. MMonen
Herzen: einen Herzschlag schlagen fie. Mil-
lionen Seelen, und doch „ein Herz und eine
Seele"; ein Eedanke, ein Wille, eine Liebe
für Kaiser und Reich: ein Geheinmis und
Wunder ist das und doch herrliche Wirk-
lichkeit.

MMionen Sonnen und Sterne ziehen im
Weltenraum ihre Bahnen. Zn unverbrüch-
licher Ordnung kreisen ste umeinander: ein
Wunder und Geheimnis ist es und doch
Wirklichkeit.

Das aanze Natur- und Menschenleben auf
unserer Erde, von der bliihenden Blume an
bis zum Menschen hinauf mit seinem Herzen
voll Liebe und Hatz, voll Freud und Lnd,
voll Furcht und Hoffen, mit dem tausendfach
auf- und abwogenden Leben in der eigenen
Brust: lauter Eeheimniffe und Wunder und
doch wundersame Wirklichkeit.

Wohl haben kluge Menschen seit Jahr-
tausenden Arbeit und Kraft ihres Lebens
darangesetzt, diese Rätsel zu lösen. Aber —
wie der grotze Naturforscher bekennt — „wir
wiffen nichts und werden nichts wiffen", dabei
wird es bleiben! Die Tatsachen und Wirk-
lichkeiten stnd da und bleiben trotz des Ee-
heimnisvollen und Wunderbaren, und keiner
kann fie leugnen.

So ist das Eeheimnisvolle nirgends ein
Beweis wider die Wirklichkeit, das Wunder-
bare nicht wider die Wahrheit. Auch nicht
im Reiche der Religion.

Mehr als sonst irgendwo ist ja des Wunder-
baren und Eeheimnisoollen in der Welt des
Elaubens. Die zahllosen Stemenwelten am
Himmel, wie das Sandkörnlein am Strande
des Meeres, das ganze M, Eroßes und
Kleines regiert der lebendige, allmächtige Gott.
Völker kommen auf und werden groß und
treten wieder ab von der Bühne der Welt-
geschichte. Andere steigen über ihren Trüm-
mern empor: Eottes Eerechtigkeit läht sie
steigen und fallen. Und dieser unfaßbare Eott
hat ein Herz, ein Herz für mich, das für mich
sorgt und mein Eebet erhört. Trotz aller
Schuld und SLnde, die mich von ihm trennt,
soll und kann ich mit ihm Eemeinschast haben.
Auch der Tod kann dies Band nicht zerreißen.
llber aller Nacht tausendfachen Sterbens geht
die Sonne der Ewigkeit auf. Jn der Tat:
Geheimnis LLer Eeheimnis, Wunder Lber
Wunder! Und dennoch auch hier: lauter
Wirklichkeiten! Ja sogar viel gewiffer als
sonst irgendwo in Welt und Leben wissen
wir, dag hinter diesen Eeheimniffen Wirklich-
keiten stehen.

Woher wir das wiffen? Siehe: Jm
Mittelpunkt der Weltgeschichte steht eine Per-
sönlichkeit, in der alle religiösen Eeheimniffe
und Wirklichkeiten zu einer Einheit verbunden
find: Jesus Christus. Auch an ihm ist
alles unfaßbar und geheimnisvoll. Er war
anders als alle andern Menschen. Aus Krästen
dieser Welt und dieses irdischen Lebens kann
er nicht erklärt werden. Aber nichtsdesto-
weniger ist sein ganzes göttliches Wesen und
Wandeln, Leben und Wirken, i st seine ganze
wunderbare Persönlichkeit Wirklichkeit, ge-
schichtlicheWirklichkeit, tatsächlicheWahr-
heit. Jn ihm hat die geheimnisvolle göttliche
Wahrheit Fleisch und Blut angenommen.
Ereifbar tritt fie in ihm uns vor Augen.
Wie die Gedanken eines Bildhauers in dem
von ihm geschaffenen Denkmal verkörpert oor
uns stehen, so die Wahrheit, die Wirklichkeit
Gottes in Zesus Christus. Er ist der Beweis
für das Bekenntnis unseres Glaubens: Lauter
Eeheimniffe und Wunder und doch lauter
Wirklichkeiten. Er ist die Wahrheit. Amen.

2>er letzte Lnftangriff anf England.

Berlin, 17. 8. WTB. Über die im Lustangriff
oom 8./S. August auf die englische Ostküste erzieüen
Erfolge ist trotz möglichster Eeheimhaltuna durch
die englischen Behörden bisher folgendes bekannt
aeworden: In Hull am Humber in der Dock-
ftation der North-Eastern-Eisenbahngesellschaft, so-
wie tn den Holzlagern in der Nähe wurden große
Brände oerursacht. Die Kohlenübernahmeschütten
am Humber und die Kaianlagen sind schwer be-
schädigt. Eine Munitionssabnk wurde in Brand
gesetzt, ein ooller Getreidespeicher von 200 m Länge
brannte gänzlich ab. Die Monumentalbrücke wurd«
völlig zerstört, das große Zollhaus und verschiedene
Häuser in seiner Nahe stnd bis auf den Erund ab-
gebrannt. Eroßer Schaden wurde in den Alexandra-
docks angerichtet. Ein ganzes Dock soll unbrauch-
bar gemacht sein. Ferner wurde festgestellt, daß
zwei bei Hawthorn, Leßlie L Company (Hebburn)
auf Stapel liegende Torpedoboote vernichtet sind.

Bei EatesHead ist ebenfalls eine Munitions-
sabrik in die Lust geflogen, außerdem werden noch
sonst sehr schwere Materialschäden gemeldet. Ein
Ladung nehmender russischer Dampfer wurde total
vernichtet.

Zn Middlesborough, Westhartlepool
und Whitby wurden große Brände, besonders
von Fabriken, Einstürze von Lagerhäusern am Pier
festaeftellt.

Ällgemein herrscht in England große Trauer und
Bestürzung Lber den neuen großen Erfolg unserer
Lustschlffe. Die Erregung unter der Bevölkerung
ist groß. Der Regierung werden schwere Borwürfe
gemacht. Mtt Schrecken sieht man neuen Angriffen
entaegen. Die Vorschristen Lber Abblenden sowie
sonstige Abwehrmaßregeln werden dauernd nach
Mögluhkett oerschärst.

Chinesen und Zapaner.

Das Mißtrauen, das unter den Chinesen wider
ihre aelben Brüder aus dem Reiche der aufgehen-
den Sonne lebt, hat in der Mandschurei zu einem
blutigen Krawall geführt. Wir sind vorerst wenig-
stens nur auf japanische Darstellunaen der Bor-
gänge in Tschengtschiatung lnördlich Mukden) ange-
wiesen, und nach chnen haben chinesische Soldaten
anscheinend gänzlich grundloe einen harmlosen Za-
paner angegriffen. Aber man wird immerhin diese
japanische Darstellung mtt einiger Vorsicht ausneh-
men nüiffen. Die Japaner fühlen sich in Lhina,
namentlich in der Mandschurei, schon heute als
Herren: und es wäre keineswegs ausgeschloffen,
daß die Japaner durch herausforderndes Wesen
die Chinesen bis zum Äußersten gereizt hätten.
Daß fteilich die Chinesen durch ihren Angriff auf
die Japaner chre Lage verbeffett hätten, das wird
man schwerlich annehmen dürfen. Die Japaner
würden darin nur einen neuen Anloß sehen, die
Chinesen zu drangsalieren und zu schikanieren, um
hinterdrein chre eigene Macht in der Mandschurei
zu verstätten. Aber gleichwohl enchüllt uns der
Zwischenfall von Tschengtschiatung auss neue den
tiefen Gegensatz zwischen Zapanern und Chinesen:
und möaen auch heute die Zapaner die Stärkeren
sein, je schärfer die Japaner dott austreten, um so
reger wird das chinesische Nationalgefühl erwachen,
und em national fühlendes 400-Millionen-Dolk
dürfte dafür sorgen, daß auch die japanischen
Bäume nicht in den Himmel wachsen.

Er.

«-tha ist befriedigt.

Herr Botha hat sich nach seiner Riickkehr aus
Deutsch-Ostaftika sehr befttedigt über den Fottgang
der Operationen ausgesprochen. Er hat dabei
auch der deutschen Schutztruppe alle Gerechtigkeit
widersahren laffen, hat die Tapfettett unserer
schwarzen Askatts, die Eewandthett ihrer Führung
gelobt. Besonders die Anlage unserer Feldbefesti-
gungen hat dem Burengeneral alle Hochachtung
eingeflößt. Wir stellen gerne fest, daß Herr Botha
heute einen wesenüich anderen Ton gegen die
Deutschen anschlägt als zur Zett des Fcldzuges in
SLdwestafrika, wo er die verlogensten Märchrn
der Hetzpreffe wiedergab und uns der Brunnen-
vergiftung im buchstäblichen Sinne des Wottes
beschuldigte. Aber schließlich: er würde fich und
seine Landsleute ja nur selbst herabsetzen, wollte
er unsere Schutztruppe mtt Schmutz bewerfen. Die
Feinde — Engländer, Buren, Belgier, Pottugie-
sen — kämpfen dott mit riner derattigen llber-
legenhett an Zahl, dah man fie in Anbetracht chrer
bishettgen Erfolge fur «lende Stümper hallen
müßte, hätten fie «s mtt einem minderwettigen
Feinde zu tun. Nur die heldenmüttae, überaus
geschickteBetteidigung hat bisher den Triumph der
zeindlichen Waffen verhindett. Herr Bocha sieht
diesen Triumph herannahen. Wir dürfen zmier-
fichüich hoffen, daß unsere Tapferen nn sernen
Aftika dem Feinde die Arbett noch recht sauer
machen werden, daß auch dott die schwarzweißrote

Fahne in Ehren vor der Lbermacht herunter ae-
holt wird. Das endgülttge Eeschick Deutschost-
afttkas aber wird une das all unserer Kolonien
aus den Schlachtfeldern Europas entschieden.

Kowno «nd Sr-wo-Seorgkewsr.

(Schluß.)

Dem Angriff auf die Njemen-Feste ging im Juli
die Säuberung des Waldgebietes von Kowno und
der Bau von Bahnen für die Heranbrinoung des
Artilleriematerials voraus. Am 8. August wurde
das Attillettefeuer eröffnet und sofott kam der
eigenüiche Angriff in Fluß. Zm Schutze des Lber-
wältigenden Feuers arbetteten sich Jnfanterie und
Piomere unaufhaltsam Tag und Nacht in an-
dauernd hefttgen Kämpfen vorwätts. Nicht weniger
als acht Borstellungen wurden bis zum 15. August
mtt stürmender Hand genommen, jede ein« Festung
für sich, in monatelanger Arbett mtt allen Mttteln
der Zngenieurkunst unter ungeheurem Austoand an

" " " LwW>ch«»

' und Sud-

c Angttffstruppen wurden unter schweren
Verlusten für die Ruffen abgewiesen. Am 16. August
war der Ängriff bis nahe an die permanente Fott-
linie vorgetragen. Durch äußerste Steigerung des
durch Ballon- und Fliegerbeobachtuna glänzend
geleiteten Arttlletteseuers wurden di« Besatzungen
der Fotts, Anschlußlinien und Zwischenbattetten
derattig erschüttett, die Werke selbst derattig be-
schädigt, daß auch auf diese der Sturm angesetzt
werden konnte. Zn unwiderstehlichem Borwätts-
drängen durchbrach die Znfantette zunächst Fott II,
ersttirmte dann durch Einschwenken in deffen Kehle
und Aufrollen der Kront beiderseits die gesamte
Fottlinie zwischen Iesia und Njemen. Die schleu-
nigst nachgezogene ArMette nahm sogleich die Be-
kämpfung der Kernumwallung und der Weststont
und nach deren Fall am 17. August die Bekämp-
fung der auf das Ostufer des Njemen zurückge-
wichenen feindlichen Kräste auf. llnter dem Schutze
der unmsttelbar an den Njemen herangezogenen
Attillette wurde im feindlichen Feuer der Strom
zunächst durch einzelne üeinere Abteilungen, dann
mit stärkeren Kräften überwunden. Schnell danach
aelang als Ersatz für die durch den Feind zer-
ftötten Brücken em zweifacher Brückenschlag. Zm
Laufe des 17. August fielen die auch berens von
Norden angegriffenen Kotts der Nordstont sowie
die Ost- und zuletzt die gesamte Südftont.

Rund 20000 Eefangene und 1301 Eeschütze,
durchwegs vorzügliches Matettal modernster Kon-
struktion, waren die Siegesbeute. Eewaltig war
auch die sonstige Beute an Munition, Maschinen-
oewehren, Scheimoerfern, Heeresgerät aller Att,
Automobllen, Eummibereistingen, Millionenwetten
an Proviant. Die siegreichen Truppen zogen in
eine von der Zivllbevölkerung fast völlig verlassene
Stadt ein, die glücklicherweise nicht allzu schwere
Spuren der Beschießung und der Plünderung durch
die eigene Besatzung trug. Hundette von Rekruten
wurden in der Stadt aufgegriffen: nach chren An-
gaben waren erst im letzten Augenblick 15000
unbewaffnete Ersatzmannschasten fluchtattig aus der
Stadt entfernt worden. Der Oberbefehlshaber,
Eeneral Gttgorjew, mußte bereits 2 Monate später
als Sündenbock durch Verutteilung zu 15 Zahren
Ketters büßen.

Nowo-Eeorgiewsk bot das in diesem Kriege seltene
Schauspiel emer vollen Emschließung durch das
Belagerungsheer. Kaum war frellich der Rmg
aeschloffen, so war auch schon das Schicksal dieser
ftättsten der rusfischen Festungen befiegett. Wieder
einmal warfen deutsche Sturmtruppen im Lerein
mtt furchtbarer Attlllerie die Berechnungen der
Keinde über den Houfen. Am 19. Zuli erreichte
die Armee Eallwitz die Narew-Linie, am 8. August
fiel Segshe, das mit Nowo-Georgiewsk in engem
Zusaminenhang stand, am folgenden Tage war die
Festung auch im Osten abgeschnttten und damtt
eingeschloffen. Zn rascher Folge fielen nun die
Kotts und Zwischenbefestigungen mtt beretts ftatt-
licher Beute, aber das Schlußergebnis Lbettraf
doch die kühnsten Erwartungen: Rund 90000 Ee-
fangene, darunter allein 15 Eenerale und mehr
als 1000 Offiziere, 1610 Eeschütze, 23819 Eewehre,
103 Maschinengewehre, 160000 Schuß ArMette-
munition, 7098000 Eewehrpatronen, reiches Kttegs-
matettal und Vorräte aller Att waren der Sieges-
preis. Am 20. August hielt Kaiser WLHelm semen
Einzug in die noch brennende Festung. Unaufhaü-
sam aber fetzten Deutschlands Heere ihren Vor-
marsch gegen den fliehenden Fttnd fott, um di«
Früchte ihres Sieges zu ernten.

Sin »nbeachteter Znduftrie-Nohstosf.

Jn der Polytechnischen Vereinigung in Chtt-
stiania hat vor kuizem Zngenieur Kresting darauf
hingewiesen, daß immer noch «in technisch wett-
ooller Rohftoff, der Srttang, zum größten Tell
 
Annotationen