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Die Wacht im Osten: Feldzeitung der Armee-Abteilung Scheffer — 1916 (Januar - Dezember)

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(Nr. 337-366, November 1916)
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Di» Wacht im Oftp«

Der „llboot-Affe- im Berliner Zoo.

Dem Zoologischen Earten in Berlin ist jetzt als
Eeschenk ein „Uboot-Affe" überwiesen worden, der
natürlich an Znteresse und Anziehungskraft die schon
vorhandenen „Schützengraben - WUdschweine" und
„Unterstand-Fllchse" noch weitübertrumpst, besonders
wenn man erfährt, wie er auf eines unserer Unter-
seeboote kam. Unser U 35, das sich unter der Füh-
rung v. Aruaulds in der letzten Zeit so großen
Kriegsruhm erworben hat, sand auf einem zu ver-
senkenden Dampjer eine oom Besitzer zurückaelassene
grüne Meerkatze, die unsere gutherzigen Blaujacken
nicht untergehen laffen wollten, sondern auf ihr ll-
boot nahmen. Der Affe lebte sich sehr gut ein, und
machte noch zwei grötzere Unternehmungen gegen
den Feind mit, ehe er im Hinblick auf die herr-
schende Winterkälte dem Zoo Lberwiesen wurde.
Dort wird er wohl für länaere Zeit die grötzte
Sehenswllrdigkeit sein, der Äffe, der schon einige
Engländer zu torpedieren mügeholfen hat!

„Krtegr«

Aus meinen Erinnerungen. Von Richard Votz-
lFortsetzung.)

Unsere braven Jungen mtt dem hellen Haar,
den lichten Augen und den tüchtigen, tapferen
Herzen! Noch vor wenigen Tagen -- man durste
von Stunden sprechen — mähten sie vie reisen
Ahren, betrieben sie ihr Handwerk, nach getaner
Arbett in Frieden Feierabend hastend, den Arm
um ein junges Weib geschlungen oder um ein
heimliches Lieb. Und jetzt, plötzlich — Fort oon
Haus und Herd,' fort von Weib und Kmd, von
Eltern und Vraut, dem Feinde, dem Tode entgegen.
Wie entgegen! Leuchtenden Blicks, jubelnden
Mundes, begeisterten Hxrzens. Ihrbraven deutschen
Jungen — wie kann da» Daterland Euch seine
Dankesschuld zahlen? Euren MLttern, die nm Euch
trauern mutzten; Euren Frauen, dir zu Witwen,
Euren Kindern, die zu Waisen geworden. Und
wenn Jhr aus dem Erauen der Schlachten zurück-
kehren solltet, voller Wunden, zerschoffen, ver-
krüppelt, vielleicht mit lebenslangem Siechtum
behastet, gebrochen an Seele und Leib! Schwere

Verantwortung liegt auf uns, die wir im Haus
und am Herd bleiben mutzten; oder die wir keine
lieben Söhne besatzen, deren Leben wir dem Vater-
land als Opfer därbringen dursten. Möchten wir
armen Anderen, nicht nur in Worten, sondern mtt
Taten Euch lohnen können, Ihr Braven und Euten,
die Jhr oon den Feinden als Hunnen und Bar-
baren, als Attilassöhne verleumdet werden solltet.
Der Schimpfname möge fortan für Euch ein Ehren-
name sein, Euch von Hunnenhorden oerliehen. . . .

Einige Male kam unser Zug nicht wetter. Auch
die Milttärzüge stockten. Es war mitten auf steiem
Felde. Paffagiere und Sowaten stiegen aus
tauschten Erüge und Wechselreden, fühlten sich
nicht nur als ein Volk, sondern als eine Famüie.
Plötzlich in den Lüsten ein Sausen und Brausen,
plötzlich in der Menge eine Bewegung, ein Hinauf-
hlicken, ein Erkennen, ein Zubeln:

Ein „Zeppelin!"

Schwenken mtt den deutschen Farben von hoch
oben herab — Schwenken mtt HLten und Wehen
mtt Taschentüchern von unten hinauf. Wtnkende
Hände und jauchzendes Grützen.

Einer lichten Erscheinung gleich, segelte das
Schiff der Lüste stolz und feierlich über uns hin,
eine deutsche Tat, eine deutsche Hoffnung; ein
deutsches -Heil. . . .

Das Feld, darauf wk der Weiterfahtt hartten,
durchquette eine Stratze. Des Weges daher kam
ein Vauernwagen, über und Lber mit Tannengrün,
Eichenlaub und Sommerblumen bestänzt. Bekränzt
auch die Pferde, zwei mächtige Roffe,' bekänzt
auch dre Jnsaffen. (Fottsetzung folgt.)

Mutbers StLtze.

Skizze oon I. Sieb«.

(Rachdruck verboten) (Fottsetzung.)

Oben konnte Maxel kaum effen vor Austegung,
und lief dann schnell hinunter zu seiner Arbett.
Zuerst rutschte ihm der Vesen etliche Male aus,
glttschte weit Lber den seuchtnaffen Hof hin, aber
der Bube hiest den widerwilligen Eesellen doch
sest, der nmtzte sich seinem WMen beugen, es hals
ihm nichts.

Aber schwer war es, den oielen dunklen Schlamm

zu bezwingen. Wie grotz doch der Hof war!
Früher hatte Maxel manchmal gedacht, der Hof
sei klein wie eine Stube, nun merste er erst seine
Brette und Länge, spürte seinen Umfang in den
Armen, in seinem schlanken Körperchen.

Aber er bezwana doch diesen grotzen Hof. Frei-
lich, sein lleines Eesicht glllhte, auf der Sttrn
standen ihm glänzende Tropsen und der Atem ging
ihm schwer.

Der Hausherr war inzwischen neugierig zurück-
aekehtt. Maxel ssteckte stch eben und rief atem-
los: „Fettig!"

„Was, fettig mit dem ganzen Hof?"

Maxel nickte mit strahlenden Angen, er atmete
schwer und tief, und Herr Hcinze sah ihn erschrocken
an: „Zunge, das war doch zu oiel für dich?"

Der Kleine schüttelte nur den Kopf, er schleiste
den Besen langsam wieder an seinen Platz. Er
konnte nur noch das eine denken, jetzt würde der
Hausherr ihm sllnfzig Pfennige geben, die wiirde
er der Mutter bringen, da würde die sich doch ein-
mal steuen und chn vielleicht wieder „braoes Kerl-
chen" nennen, wie stüher.

„Zunge!" Herr Heinze lief chm nach und nahm
ihm erschrocken den Besen aus der Hand, er sah,
wie mühfam fich ber Kleine schleppte. „Da hab'
ich 'ne rechte Dummhett gemacht, so 'nem Kind so
was zu erlauben." Er warf nur einen Blick auf den
Hof. „Fein," lobte er, „fein, affo nun gehe rauf."

Maxel sah ihn an, flehend, bittend, und Herr
Heinze, der just kein seiner Seelenkenner war, ver-
stand doch auch einmal die unausgesprochene Bitte,
und er holte rasch eine Mark aus ver Tasche. „Du
hast's verdient, so gut wie du's gemacht hast. Nun
geh' zur Mutter, nein — watte mal, ich sühre dich."

Maxel lietz sich willig führen, sein kleiner Rücken
tat ihm so weh, und die Treppen waren so hoch,
und er stützte sich ganz zutraulich auf seinen dicken
Begleiter. Der läutete oben Sturm und dann lieh
er der Mutter aar nicht Zeit, «ine Frage zu tun.
„Frau Doktor Amborn," schtt« er, „man fix mtt
Jhrem Zungen ins Bette, aber nicht schelten, das
hat er nicht verdient."

„Maxel!" Die Frau schwantte vor Schreck. „Bist
du krank?"

„Muttt. das hab' ich verdient!" (Schluh folgt.)

Ernft und Scherz.

D««1sch« »r«.

Was oettürzt mst dst Zett?

TStigkeü!

Was macht sie «nettröglich kmg?

Mütziggang!

Was macht gewinnen?

Richt lang besinneni

Was bringt zu Ehren?

Sich wehren!

Zoh. Wosfg. v. Eoeth« (1749—1832).

Di« Einheits-Mnndhygi«»« d«r
»«rdSMdrt«».

Sett Kriegsausbruch spiett der Vegriff der Ein-
hettlichkett in allen Erörterungeii der Verbündeten
«ine ständig wiederkehrende, von den verschiedensten
Eeiten beleuchtete Rolle, und die Attrkel Lber dst
Forderungen nach Einhettlichkett könnten beretts
haushohe Archive füllen. Zmmer wieder wurde unh
wir-v Einhett der Polittk gefordett, Einhett des
Handelns gegenüber den Neustolen und vor allem
Einhett der Front- Wenn auch all« diese Einhetts-
hoffnungen sich bisher nicht verwirkicht haben, so
ist jetzt doch den Derbiindeten endllch die Bildung
einer „Einhettlichkeit" gelungen, die ibren Sitz in
Paris hat. Schöpfer dieser Einhett ifi die „Ver-
einigung für ZahnpfleAe", die nach den nunmehr
abgeschlossenen Verhandlungen eiuen „ständigen
Zahnpflegebupd der Verbündeten" in Paris er-
öffnen wird. Zn diesem Bund sollen Vettreter
verschiedener zahnärztlichen Schulen und Eesell-
schaften der oerbllndeten Länder tätig sein, i»m ge-
meinsam alle die Mundhygiene in den Armeen der
Verbündeten betreffenden Fragen zn studieren.
Diese Vereiniaung zum Heil des Soldatenmundes
wkd in der stanzösischen Preffe begeistett als ein
Denkmal der endlich erreichten Einheitlichkett ge-
priesen. Autzerdem hofft man dadurch die Zahl
derer vermindern zu können, die wegen Mundleiden
in Verbindung mtt dem manaelhaften zahnärztlichen
Dienst in der ftanzösischen Armee nicht felddienst-
fähig sind. Ob diese gemeinsame Mundhygiene der
Verbündeten sich auch aus jene Leute erstrecken
wird, die in den verschiedenen Blättern in Patts,
London, Rom und Petersburg den Mund so voll
nehmen, wird allerdings nicht gesagt... E. K.

Q«trschläg«r.

Ls gibt keine Dummheit, die keinen sindet,

_ der sie macht.

Pie Präfid«nten-W—ettr!

Erst hietz es: Hughes fft heut« gewähü! —
Slsbald in Attikeln llug und beseelt
Hat sich die Preffe mtt ihm gequält.

Da hietz es plötzlich, man hat sich verzählt
Und die ganze Nachttcht ist oerseklt!

Hughes? — Wer hat euch denn vas erzähll?
Ünsinn! Wiffon ist wieder gewählt!

Das allgemeine Erstaunen war groh,
llpd der Harmlose stagte: Wie kommt das bloh? —
Wie das kommt? Eanz einsach, Sie Trafterüotz!
Ein Wahlmanöver, ein lleiner Tttck:

Hughes stat im letzten Moment zurück:

80 hai er seine MMionen gerettet:

Er hatte nämlich — auf Wilsou gewettrt!

Landsturmman» Frsttttch.

Di« Kriegsbiat.

Schneider (beim Matznehmen): „Nanu, Herr
Kuliae, wieder weniger Matz im Umfang wst
vottges Zahr, Sie waren wohl in Karlsbad?"

Kulicke: „Dies weniger, aber ick opfe« «st teil-
weffe auf dem Altar des Vatettandes!"

D«r Windb«»t«l-

Studiosus Schneidig: „Verzeihen Sst, mein Fräu
lein, wiffen Sie auch, datz ich Sie wegen beab
fichtigter Körperverletzung anzeigen kann?"

Fräulein RLschen: „Mich, warum denn?"

Etudiosus SHneidig: „Na, Sie versuchten doch
eben, mich zu .schneiden'!" Lust.E«s.

««miitlich.

Herr (im Vorübergehen): „Sehen Sie denn nicht.
Herr Eendarm, datz der Betrunkene beständig mit
Steinen nach der Stratzenlaterne wirft?"

Eendarm: „Natürlich seh' ich'sl Sobald er fie
stifst, nehm' ich ihn fest!"

Einzigrr A«sw«g.

„Was wollen Sie denn mtt dem Hörrohr?"

„Einen schwerbörigen Schuldner mahnen! Das
seinige hat er nämlich immer verlegt, wenn ich z«
ihm komme, und da hab' ich mir selber eins ange-
schafst!" _ Fl. Bl.

Lin schlkmme» Mittrl.

Frou Knietsch: „Na wiffen Sie, Frau Klenner,
was Sie da sagten, datz Kognak ein gutes Mittel
gegen Zahnschmerzen sei, stimmt aber nicht!"

Frau Klenner: „Wieso denn nicht?"

Frau Knieffch: „Ehe ich dst Kognakflasche im
Hause hatte, hat mein Mann nur alle 6 Monate
mal Zahnschmerzen gehabt, jetz) hat er sie fast
jedenTag!" -

Zw«ierl«i.

Fremder: „Sie find mtt Jhrem BSrgermeister
gar nicht zustieden gewesen und haben »hm doch
urm Abschied, genau wst bej seinem Anttttt, einea
Fackelzug gebracht."

Bürger: „Erst gav es, ihm eine Ehre zu er-
weffen, aber jetzt haben wst ihm heim^eleuchtet."

Der P«ch»og«l.

Lude: „Als ick neulich im jrotzen Warenhause
war, jing plötzlich det Licht aus und es wurd«
janz finster!"

Ede: „Ra, wat hast« denn da bei der Jelejen-
hett erwffcht?"

Lude: „Zar nffcht, denke dk mein Pech, ick be-
fa«d mk jrade in der Klavierabteilung!"

Rätsel.

fAuflöfungen in der nächsten Nummer.)

Der Kranke, der nimmer genesen mag,
Der wünscht es sehnlich von Tag zu Tag.
Doch der, der dies liest, so gesund er auch sei,
Jch wette, auch er, er wünscht es herbei.

Ein Schisflein fähtt mit Windesschnelle
Hin durch die Lust von Ott zu Ort.

Es will.nicht ruhn an einer Stelle,

Doch wirst es Anker immerfort.

Es darf nicht leer sein, doch entleeren
Mutz sich's, wenn «s nützen soll:

Es muh viel Tausende ernähren
llnd schaffet Schränk' und Kasten ooll.

Scherzfrage.

Welches Eeschöpf ist am gestähigsten?
Aufgabe.

Wieviel betragen die Zinsen von 1997 M. zu
5'/, o. H. in 17 Monaten?

A«slSs«ng d«r RSts«l i« Nr. 35«:

Trommelfell. — Holdselig. — Das Hllhnerauge;
es ist stets auf den FLHen. — 12,60 M
 
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