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Die Wacht im Osten: Feldzeitung der Armee-Abteilung Scheffer — 1916 (Januar - Dezember)

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(Nr. 337-366, November 1916)
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Di« Wacht t«,

Berlin, 29.11. L.-A. Der geschützte Kreuzer
„New-Castle" (1909 vom Stapel, 4880 to) hatte
eine Friedensbesatzung von 376 Mann und lief
25—26 Knoten. Die Bestückung bildeten zwei
15,25 cm, zehn 10^5 cm, vier 4,7 cm-Ee-
schütze, 4 M.-E. und 2 Torp.-Rohre. Mit dem
Untergange der „New Tastle" verlor die brit.
Flotte im ganzen 121 Schiffe mit 567956 to,
Hilfskreuzer und sonstige Handelsschisfe nicht
einaerechnet.

London, 26. 11. wtb. Lloyds. Der engl.
Dampfer „Zerseyman" (388 to) soll versenkt sein.

London, 28.11. wtb. Der Dampfer „Rams-
gate" (1553 to) ist gesunken. Lloyds: 3Fisch-
dampser aus Swansea und Cardiff, sowie der
Dampfer „Alison" (286 to) und „Alert" sind
gesunlen.

London, 28.11. wtb. Lloyds: Kapitän und
Besatzung des versenkten norweg. Dampfers
„Visborg" (1311 to) aus Haugesund wurden
gelandet. Der engl. Dampfer „City of Bir-
mingham" (7498 to) wurde versenkt. Der
engl. Dampfer „Ennaston" ist, oon Mine oder
Torpedo schwer beschädigt, in Eravesand an-
g>ck»mmen.

London, 27.11. wtb. Lloyds: Man glaubt,
dech der engl. Dampfer „Emlynoerne" (547 toj
verserckt ist.

Stockholm, 28. 11. wtb. „Aftonbladet" er-
fährt aus zuverlässiger Quelle: 2 große rusi.
Transportschiffe, Helsingfors—Reval unter-
«egs, find Lnde Oktober mit dem 428. Regt.
in voller Kriegsstärke untergegangen. Das
Angliick ist «ahrscheinlich auf Minenexplosion
zurückzuführen.

Kopenhagen, 28.11. wtb. Der dän. Dampfer
„Villemös" mit landwirtschaftl. Erzeugnisien
und Fischen Esbjerg—Erimsby unterwegs,
wurde in der Nordsee von deutschem Kriegs-
schiff angehalten und zur Durchsuchung nach
Kuxhaven gebracht. Zn Bordeaux landete die
Besatzung des franz. Schoners „Marie Therese",
der im Mittelmeer versenkt wurde.

Berlin, 28. 11. wtb. Amjlich. Jn der Nacht
zum 28. 11. haben mehrere Marineluftschiffe
die Hochöfen und Zndustrieanlagen Mittel-
englands mit gutem Erfolg mit Bomben be-
legt. An verschiedenen Orten konnten Brände
beobachtet werden. Die Eegenwirkung war
außerordentlich stark. Ein Lustschiff ist der
feindl. Abwehr zum Opfer gefallen und in
der Nähe von Scarborough abgestürzt, ein
zweites ist nicht zurückgekehrt, so daß mit seinem
Berlust zu rechnen ist. Die Lbrigen Lustschiffe
find gelandet.

DerChef desAdmiralstabes der Marine.

London, 28.11. wtb. Reuter. Amtlich. Feind-
liche Luftschiffe kreuzten heute Nacht Lber der
Nordostküste. Es wird gemeldet, daß auf ver-
schiedene Ortschasten der nördl. Erasschasten
Bomben abgeworfen wurden. Ob sich lln-
glücksfälle ereigneten, oder Sachschaden ange-
richtet wurde, ist noch nicht bekannt.

London, 28.11. wtb. Reuter. Amtlich. 2
Zeppeline wurden während des Angriffes in
der letzten Nacht abgeschosien.

Berlin, 28. 11. L.-A. aus d. Haag: llnter-
haus. Der Sozialist Enowden stagte, ob nicht
die Zeit gekommen sei, Friedensverhandlungen
anzufangen. Da der Reichskanzler jüngst er-
klärt habe, daß Deutschland nur einen Ver-
teidigungskrieg führe und nur Sicherstellung
der Unabhängigkeit und Entwicklung Deutsch-
lands verlange, da Deutschland das besetzte
Eebiet im Westen steigeben werde und die
anderen Gebiete Eegenstand von Verhand-
lungen sein könnten, stehe nichts im Wege, Ver-
handlungen anzufangen. Der Minister Bonar
Law erklärte, der Kanzler habe die erwähnten
Erklärungen keineswegs abgegeben, sondern
immer unter der Voraussetzung von Deutsch-
lands Siege gesprochen, weshalb jede Erörte-
rung für einen brit. Minister ausgeschlosien sei.

Berlin, 28. 11. B. Z. „Bataille" erklärt
über die Ungleichheit der Opfer der einzelnen
Verbandsmächte: Frankreich hat am meisten
gelitten und hält nach 27 Kriegsmonaten den
Rekord der Rekrutierung. Zn Frankreich kommt
ein mobiler Mann auf 6 Einwohner, in Eng-
land auf 16, in Jtalien auf II, in Rußland

auf 20. Eanz zu schweigen von den Portu-
giesen, die auf keiner Front zu sehen sind.

Rotterdam, 28. 11. „Times". Die Verluft-
listen vom 25.11. verzeichnen 159 Off. (36 tot),
2320 Mann.

Berlin, 28.11. Es sollen im Wirkungskreise
der stanz. obersten Heeresleitung umfasiende
Neuerungen bevorstehen; besonders werden
Veränderungen in den Verwaltungszweigen
vorausgesagt, die fich mit Heeresversorgung
befasien.

Bern, 26. 11. wtb. „Echo de Paris": Der
Marineminister verordnete: Auf Panzerkreuzern
und Linienschiffen der Patrie-Klasie (ält. Schiffe
unter 15000 to) darf nur noch 1 Fregatten-
kapitän eingeschifft werden. Die Obliegen-
heiten des Lhefs des Sicherheitsdienstes müsien
auf diesen Schiffen von Kapitänleutnants z. D.
wahrgenommen werden. (Diese Verordnung
läßt auf Offiziersmangel schließen).

Amsterdam, 27. 11. wtb. „Handelsblad"
aus Paris: Der Polizeipräfekt ordnete die Ab-
lieferung aller Kartoffelvorräte Lber Tonne
an. Die ALlieferung soll jeden Dienstag statt-
finden. Wenn die Maßregel nicht hilst, so wird
der Präfekt sämtliche Vorräte beschlagnahmen
lasien.

Bern, 28. 11. Der Bundesrat verbot heute
einen Vortrag von Abbe Wetterle in Eenf.

Bern, 27. 11. wtb. Eroße Verheerungen
richtete-ein orkanartiger Sturm gestern in ganz
Sizilien an. Ueberschwemmungen verursachten
ungeheuren Schaden. Mehrere wurden ge-
tötet.

Berlin, 27.11. B. T. Der „Osiervatore Ro-
mano" bringt eine Notiz, daß in der Romagna
und anderen Gegenden Ztaliens eine gefähr-
liche Bauernbewegung ausgebrochen ist.

Notterdam, 29. 11. wtb. N. R. C. aus
Lugano: Cecil erklärte, die Lage in Eriechen-
land sei zu künstlich, um von Dauer zu sein.

, Es muß schließlich die Wahl zwischen dem
Hofe und Weniselos getroffen werden, die
beide eine Regierungsgewalt ausüben, beide
anerkannt und souverän sind. Die Vierver-
bändler können die Wahl korrekt vollziehen,
da sie die Verfasiung, die der König offenbar
verleugnet, garantiert haben."

Bern, 28. 11. wtb. „Secolo" aus Athen:
Militärische Kreise orgamsieren den Wider-
stand gegen den Verband. Man befürchtet bei
derWaffenübergabe sehr heftigeZusammenstöße.

Kawalla, 24. 11. wtb. Heute Mittag trafen
auf einem griech. Dampfer die gewaltsam aus
Athen entfernteir Eesandten der Mittelmächte
und die Konsuln nebst dem Personal ein.
Den Eesandtschaften war Sonntag nachmittag
ein hektographierter Brief des Admirals
Fournet überreicht, in dem sie wegen „Spio-
nage" aufgefordert wurden, das griech. Eebiet
zu verlasien. 70 Verbandskriegsschiffe lagen
vor Phaleron, um dem Verlangen Nachdruck
zu verleihen.

Berlin, 29. 11. Fr. Z. aus London: Ein
tief eingreifender Personenwechsel steht in der
polit. und militärischen Leitung Rumäniens
bevor. Bratianus Stellung gilt als erschüttert,
da seine Regierung durch ungenügende Vor-
bereitung des Krieges, falsche Auswahl der
Befehlshaber und Billigung eines verfehlten
Feldzugsplanes den Mißerfolg verursachte.

Berlin, 28. 11. „Eermania": Nach den
neueren Nachrichten aus Rußland erscheint es
nicht ausgeschlosien, daß der Rücktritt Stuermers
mit dem Wechsel im Oberbefehl zusammen-
hängt. Die Berufung des Eroßfürsten sei ein
Anzeichen, daß man die äußersten Anstrengungen
für die Rettung der Lage machen wolle. Jn
dieser Richtung liege auch die Ernennung
Trepoffs; man hoffe, er werde die Munitions-
crzeugung heben.

Berlin, 27. 11. L.-A.: Der russische fort-
schrittl. Block gab am 26. 11. dem neuen
Min.-Präs. ein Festmahl, bei dem der Block-
führer Echidlowski Trepoff begrüßte und seine
Ernennung als Elück für Rußlands Zukunft
pries. Schidlowski redete dann den engl.
Botschafter Buchanan an und nannte ihn
Rußlands unentbehrlichen Ratgeber in dieser
schwierigen Zeit. Buchanan möge Trepoff mit
wertvollem Rat beistehen wie seinerzeit Sasonoff.

Bersin, 27.11. „B.Z. amRittag"ansPeters-
burg: Der Eehilfe des Jnnenministers, Wol-
konfki, verlangte von den Eouverneuren Aus-
künste darüber, welche Maßnahmen «rgriffen
seien, damit keine feindesländischen Etaats-
angehörigen und Personen von feindesländischer
Abstammung mehr bei rusi. Aktiengesellschasten
tättg sind.

Stockholm, 27.11. wtb. Das Vorgehen des
Verbands in Eriechenland macht in Schweden
großen Eindruck. „Aftonbladet" stellt das
griechische Schicksal als Spiegel für das schwed.
Volk hin und unterstreicht, daß man fich die
Ereigniffe in Athen, im Hinblick auf die engl.-
schwed. Verhandlungen in London, als warnen-
des Beispiel vor Augen halten müsie.

Kopenhagen, 27.11. wtb. „Nat. Tid." aus
Kristiania: Die norweg. Schiffahrtsgesellschasten
verteilten 1915 durchschn. eine Dividende von
43°/-. die Walfischfang-Eesellschaften 35,5°/-,
die Vanken 7,5°/», die Jndustrie-Unternehm-
ungen bis 13°/». Nach Angaben der Steuer-
behörden sttegen 1915 die Vermögen in Nor-
wegen um 854 Millionen, die Einnahmen um
328 Millionen Kronen.

Amerika. N. R. C. aus London: Sonnabend
fand unter Vorsitz Tasts eine große Versamm-
lung der Friedensliga in Neuyork statt. Zn
anderen größeren amerikan. Städten folgen
bald weitere Versammlungen. Die Liga will
nicht den gegenwärttgen Krieg beenden, ob-
gleich der vornehmste Redner Jacob Echiff
behauptete, daß es schon Zeit zum Handeln sei.

Berlin, 29. 11. T. R. Der Bund der Land-
wirte erläßt anläßlich der Hindenburgbriefe
einen Aufruf an seine Mitglieder, alles zu
tun, um aufs schnellste und dauernd die
Wünsche des Feldmarschalls auszuführen.

Verlin, 27. 11. B. T. aus München. Die
vereinigten bayrischen Landwirtschaftsverbände
wandten sich an die Landwirte mit dem Ver-
langen, alle entbehrlichen Erzeugniffe an die
Verbraucher abgeben. Der ostpreußische Kreis
Darkehmen erklärte sich bereit, fteiwillig im
Dezember und Januar je 50 Ztr. Speck mehr
an die zu bezeichnende Bedarfsstelle (2.30 M.
das Pf.) zu liefern.

MLnchen, 27. 11. wtb. Der Landrat von
Oberbayern bewilligte neuerdings 40000 M.
für die bayr. Ostpreußenhilfe. Ze 75000 M.
werden von den Distntten Oberbayerns und
den unmittelbaren Städten aufgebracht.

Perleberg, 27. 11. wtb. Der 80 m hohe
Turm der aus dem 13. Jahrh. stammenden
Stt Jacobi-Kirche ist heute morgen ein Raub
der Flammen geworden. Schiff und Orgel
find erhalten.

Berlin, 27. 11. B. Z. Itber die Zivildienst-
vorlage fand gestern im Reichstagsgebäude
eine Besprechung zwischenVertretern derReichs-
behörden, dem Gen. Eröner und den Frak-
tionen statt. Nur die sozialdem. Arbeits-
gemeinschast, die grundsätzlich ablehnt, fehlte.
Die Sache wurde soweit gefördert, daß mit
einer baldigen parlamentanschen Erledigung
gerechnet werden kann.

Berlin, 28. 11. wtb. Heute abend ver-
sammelte sich vor dem Reichskanzlerpalais
eine größere Volksmenge, um den Reichs-
kanzler am Vorabend seines 60. Eeburtstages
zu beglückwünschen. Als das Lied „Eine feste
Burg ist unser Eott" angestimmt wurde, er-
schien er am Fenster. Ein Herr aus der Menge
begrüßte den Reichskanzler in warmen Worten,
die Einigkeit und den Siegeswillen des deut-
schen Volkes betonend, und brachte ein Hoch
auf den Kanzler aus. Dieser erwiderte mit
Worten des Dankes.

„Sie haben den emsten Ruf gehött, der in diesen
Tagen an unser Volk ergeht, den Ruf zur Arbeit,
damit es unseren Käinpsern nicht an Waffen fehle,
dem Volke daheim nicht am Notwendigen Alle
müffen, alle werden dem Rufe folgen. Das Vater-
land, das niemand zettrümmern kann, das Reich
muß uns doch bleiben!"

Die Worte des Reichskanzlers klangen in
ein Hoch auf den Kaiser aus, in welches die
Menge begeistett einsttmmte, worauf sie das
Lied „Deutschland, Deutschland »ber alles"
ansttmmte. _
 
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