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Dte Wacht im Ostea

Mmmern, um ihn vor dem Königspalais zu be-
ariitzen und Enade für di« Bevölkeruna zu erbitten.
Zwei Drittel der Bevölkerung blieben m der Stadt.
Di« ganze Einrichtung des Arsenals fiel unversehrt
in die Hand der Sieaer, ebenso eine modern ein-
gerichtete Kanonenfabrik.

Berlin, 14. 12. L. A. „N. F. Presse" aus Sofia.
Amtl. verlautet: Der Eeneraldirektor der rumän.
Staatsbahnen, Cottescu, suchte vorgestem beim
F.-M. v. Mackensen eine Audienz nach, die ihm
gewiihrt wurde. Cottescu stellte seine Dienste und
die des gesamten rumän. Eijenbahnpersonals
Mackensen zur Verfiigung. Sein Anerbieten wurde
angenommen, jedoch unter der Bedingung, datz das
Personal unter deutsche Oberleitung gestellt werde.

Petersburg, 14. 12. wtb. Der Reichs-
kontrolleur Pokrowsky ist zum Autzenmimster
ernannt: Reichskontrolleur wird der Eehilfe
des Finanzministeriums Feodosieff.

Stockholm, 11. 12. Bezeichnend ist fiir die
russ. Begehrlichkeit nach stemdem Land der
befriedigte Hinweis der „Nowoje Wremja" auf
die auch während des Krieges nicht unter-
brochene, von dem Landwirtschaftsminister ge-
forderte Auswanderung nach den pers. und
chines. Grenzgebieten. Die russ. Einwanderung
in die pers. Provinz Astrabad stieg von 2529
auf 3650 Köpfe. Das Blatt bezeichnet die
russtsche Vesiedelung der am Südufer des
Kasp. Meeres gelegenen pers. Landschaften,
die die rufl. Baumwoll-Produktion vom Aus-
land völlig unabhängig machen würde» als
eine nur geringe Entschädigung für die von
Rutzland bei der Niederwerfung der dortigen
unaufhörlichen Unruhen gebrachten Opfer.
Das andere Hauptgebiet der planmätzigen
rufl. Einwanderung s« das in der nördl.
Mongolei gelegene Urianghai, wo die Zahl
der ausgewanderten Ruflen bereits die Zahl
der Eingeborenen erreichte. Das Blatt bezeich-
net es als notwendig, im Urianghai - Eebiet
eine zuverlässige rufl. Reichsgrenze gegen
China zu schaffen.

Sriechenland.

Bern, 14. 12. wtb. „Torriere" aus Athen: Di«
Abreise der Verbündeten von Patras wurde ver-
schoben. Auch die in Athen wohnhaften Jtaliener
werden nicht abfahren. Das Verbandsultimaium
wird heute abend oder morgen vormittag der griech
Regierung übergeben werden. Man glaubt, datz
es annehmbar sei. Trotz der Blockade stnd 2 Damp-
fer, 4 Segler mit besonderer Erlaubnis aus dem
Piräus ausgefahren. Auch der Verkehr der Post-
dampfer wurde gestattet. Die griech. Regierung
verfichert, die kürzlich zu den Waffen einberusenen
Reservisten entlassen zu haben.

Seekrieg.

MarseMe, 14.12. wtb. Havas: Dampfer,Ma-
gellan"l 6027 to) und „Sinai" (4624 to) wurden
vo« Uboot versenkt.

Kristianta, 14. 12. wtb. Der norw. Dampfer
^Bjoer" (3090 to) wurde am Montag 4 8m. von
Ryvingen von einem deutschen Uboot oersenkt. Be-
satzung gerettet. _

Die nninderliche Berlobung.

Nooelle von Paul Ernst.

Ein verwundeter Offizier kam in einen Winter-
kurort. Es war ihm ein Finger abgeschossen, die
Wunde war so unbedeutend, dah ernichtzuliegen
brauchte. Bei Tifche bekam er vom Wirt eine
Stelle neben «iner junaen Dame anaewiesen, die
mit ihrer Mutter den Tag oorher gekommen war.
Das gewöhnliche Eespräch begann, von dem Offi-
zier mit Lebhaftigkeit geführt; denn noch zitterte
die Erregung der Schlacht in ihm nach, noch lebte
er ganz m der Sttmmung der letzten Monate, wo
jede Stund« der Tod kommen konnte und jede
Minute deshalb so kostbar «ar, datz man si« mit
der höchsten Krast der Empfindung und des Eei-
stes auszufüllen suchte. Die Wirtstafel war, «ie
so Wirtstaseln sind: da satzen so oiele Menschen,
die genau so gleichgülttg waren, wie fi« immer
sind: aber der junge Leutnant war wie im Rausch:
es flimmerte vor semem Blick von Menschen, Leben,
Bewegung, Znteress«: er hätte jeden einzelnen um-
armen mogen und mtt ihm sprechen — ja, iiber

was sprechen? Er komrte nicht sagen, Lber was,
aber er meinte, Sber di« Wonne des Lebens.
Drautzen vor dem Fenster glrtzette Schneestaub in
dem starken Sonnenschein, blendend zoa fich die
weitze Schneefläche hin: Menschen kamen m weihem
Schneeanzuge, mtt geröteten Wangen und strahten-
den Augen, und eine Lust, «in Elück, «in Zubel
laa in der Luft, dah «r an sich haüen mutzte, um
nicht laut herauszuschreien.

Das Eflen ging zu Ende, die Eäste standen auf,
der Leutnant, seine Nachbarin — Fräulein Elfe
wurd« fie genannt —, die Mutter: einige der Eäste
gingen auf ihr Zimmer, andere ellten hinaus in
die Schneebahn: plötzlich sah fich der Offizier allein,
und wie ein RLckschlag auf den inneren Jubel von
vorhin kam ihm nun eine ttefe, grundlose Traurig-
kett, die ihn fast zu Tränen trieb. Er sagte fich,
datz seine Nerven noch unruhig waren, und oer-
suchte nach Krästen Lber die Schwermut Herr zu
werden. So war er denn beim Abendessen ruhiger,
krach mehr in dem Ton der anderen: er machte
Bekanntschasten, erzählte und hötte: Fräulein Else
schien ihm das reizendste von vielen hübschen Mäd-
chen zu sein, die er sah, und er suchte nach dem
Effen «ieder in ihre NSHe zu kommen: er merve,
datz fie feine Bemühungen verspiitte und schelnttsch
lächette, indem ße ihn oerstohlen ansah.

Aber am anderen Mtttag, als er kam, sah Fräu-
lein Else mtt hochrotem Eesicht auf ihren Teller
und verbitz mtt Müh« ein Lachen. Er begrühte
die Damen, das Eegenüber, und rückte den Stuhl,
um fich zu setzen. Da sah er, wie fie ittcht iiiehr
an fich haüen konnte rmd losplatzte. Si« hiett das
Taschentuch vor dem Eeficht. Die Mutter sagte
ihr leise ein paar ftrenge Worte, die Röt« flammt«
auf Wangen und Stirn noch höher auf, ihre Echul-
tern zittetten vor Lachen, und zuletzt stand fi« auf,
das Taschentuch immer vor dem Eesicht, als habe
fie kgendein Übelsein, und ging aus dem Saal.
„Eie ist noch das reine Kiud," sagte die Mutter
entschuldigend zu dem Leutnant, „trotzdem fie schon
19 Zahre alt ist." Er sagte irgend etwas Fremid-
liches, di« Supp« wurd« gereicht, man löffelt«: als
die Suppenteller abgenommen waren, kam Fräu-
lein Else zuttick, noch rot im Geficht, aber mtt ern-
ster Miene. (Fortsetzung folgt.)

Ernst und Scherz.

LSuter««-.

Eott ersteht im Eisentanze,

Eott ersteht im schweren Wetter;
Eiche, lass' dem Sturm die Blätter,
Opste, Deutschland, wie E r will:
Deinem Rächer, deinem Retter,

Der dtch glüht zu neuem Glanze,

Haü ihm still!

Z. Sridel.

«o« Kriihe «ud Hering.

1.

Zn Ermangelung allettei anderen jagdbaren Ge-
tters stellen viele unserer Kameraden schon den
Krähen nach, um ihre Waidmanns- und Magen-
aelüste in gleicher Weise zu sttllen. Zwar sind die
Ärähen nicht so ohne Falsch wie die Tauben, aber
sie können schmecken so zatt als wie die Tauben.
Um sie recht schmackhast zu machen, lege man sie
etwa 3—4 Tage in Essig ein. Erst dann koche man
fie. Auch die Fleischbttihe davon schmeckt dobsche.
Wie aber erjagt man dies edle Wild, wenn man
1. kein Iagdgewehr hat und 2. überhaupt nicht
schietzen dars, autzer auf den Feind? Nach uralter
Vogelsängerweise! „Eine DLte von Papier" nimmst
du, keaelsörmia mutz sie zulaufen und nicht eben gar
grotz braucht fie zu sein. Nun hat wohl jeder auch
einen Überschutz oon seiner Fleischration; na — falls
nicht, so tut's etwas Küchenabfall auch, besonders
ein Stückchen Eingeweide. Etwas att sein und
ttechen mutz dieser Köder am besten. Man lege ihn
ttef in die DLte hinein und bestreiche im übrigen
die ganze Znnenseite mit Vogelleim. Solche in be-
liebiger Anzahl hergestellten Leimmasken lege man
an emem Krähenkonzentrationspunkt nieder. Die
verlockende Beute wird dem gierigen Feinde zum
Verhängnis und bereitet ihm ein rumänisches Schick-
sal. Alle Umgruppierungen helfen nichts mehr, und
die vollständige Kapitulatton kann leicht erzwungen
werden. Vittor Ehmig.

2.

Man kann vieles drauhen im Schützengraben,
aber man kann auch braten ohne Fett. Da staunt
der Kamerad! „Ohne Fett ist ja sehr schön, aber
was sollen wir denn eigentlich braten?" — Nun,
da gibt's z. B. in gewissen Abständen einen Hering
pro Kopf (seltsam übrigens, datz die Soldatensprache
noch keinen besonderen Namen für dieses Fischlem
erfunden hat!j. Viele essen ihn so, wie er kommt;
andere geben chn vorher fiir einige Zett feinem

früheren feuchten Element zmück, und manche ver-
zichten zugunsten besonderer Liebhaber ganz auf
den chnen ftaglich erscheinenden Genutz. Eerad«
diesen niöchten wk zu Hllfe kommen.

Man wäflett den Hering einige Stunden, wickett
chn sodann in eine Zeitung und taucht chn also
eingehiillt noch «imnal ordentlich ins Wasser, brs
das Papier satt getränkt ist. Dann legt man den
umwickelten Hettng aufs Feuer — «ntweder auf
ein brennendes Stück Holz oder aus noch glühend«
Holzkohle —, bis das Papier vettohlt ist, nimmt
chn herab, entfernt die Papierreste und hat einen
dustenden Brathettng vor fich. K. Sköver

Splitter.

Wemi man im Finstern redet, ist man iminer
aufttchttger, als wenn man fich ins Eeficht fieht;
man sagt dann auch mehr.

Björnstjerne Björnson.

vrdenkliche Rischung.

East: „Sie haben mir da gemischten Salat vor-
gesetzt: was für Kartoffeln haben Sie zum Kopf-
salat genommen?" «

Witt: „Feinste Rosenkattoffeln!"

East: „Na, danke! Nachher vermischt fich der
Salat mtt den Kattoffeln zum Kattoffelsalat und
der Kopf mtt der Rose zur Kopftose — dann haben
wir den Salat!" — _ Arnold ELtzler.

Zm Eerichtssaal.

Richter (zur Angellagten): „Was find Sie?"

Angellagte: „Eengerin!"

Richter: „Opern- oder Operettensängerin?"

Angellagte: „Z Zott bewahre! Zck senge bei
Aschinger de Jänse abl" Geft. Schaffner.

Selbftben>utztsein.

Kadett (der eben den ersten Helm gefaht hat):
„Nun flott um die Majorsecke herum, Willem, und
der Mottke isi dk ficher!"

«lutige Eenugtuung.

Student: „Herr Wirt, Sie haben mich gestern
schwer beleidigt; dies erfordett bluttge Genug-
tuung!"

Witt: „Sehr wohl! Ich werde Jhnen sogleich
ein englisches Beeffteak bttngen lassen!"

Starke» Mitztraue«.

Herr (dem der Wind den Hut genommen): „Lauf,
Iunge, lauf! Hole mk schnell meinen Hut!"

Zunge: „Zowohl, datz Sk mk einstwellen mtt
memem Schubkarren davonfahren!"

Kkeiver «ache« Le»t«.

Richter: „Unter den Eeschädigten fittd viele
Schneider und Konftttionäre, — wozu h-ttjen Sie
es nötig, einen so grotzen Luxus in Kleidern zu
keiben?"

Hochstapler: „Zch mutz ja repräftntationsfähig
sein. Zn einem so schäbigen Anzug, wie Sie z. B.
anhaben, hätte mir niemand auch nur 5 Psemiig
geborgt." _ Fl. Bl.

«ettlerfrechheit.

Betüer: „Bttte um eine lleine Eabe!"

Herr: „Schämen Eie fich nicht, so ein junger
Mann, zu betteln?"

Bettler: „Herr, geben Sie mk was — oder ich
mützte das machen, was ich in meinem Leben noch
nie gemacht haoel"

Herr (ihm «in Zehnpsennigstück gebend): „Was
hätten Sft gttan, wenn ich Jhnen nichts gegeben

Bettler: „Da hätte ich arbeiten müffen!"

_ Eeft. Schaffner.

Rätsel.

(Auflösungen in der nächsten Nummer.)

Die Ersten, ohne Szepter, kagen Kronen,

Die Zweiten machen LSrm in allen Zonen.

Das Eanze mag bei Furcht, wir

grimm'ger Kält' geschehn.
Wer HLtt' im Leben mich nicht schon ost gesehn.

Wirfft tn ein Wasser du zwei „p" hineiu,
Wird's warm uud trocken deinen Fützen sein.

Scherzfrage.

Hinten Land, wie vorn. Was ist das?


Streichholzaufgabe.

I I I I I Eittserne 8 Etreichhölzche» so

II I I I datz 4 grotze und 4 Ueine Oua-

> > > —> drate geblldet werden.

«uslösuug der «Ltsek i« «r. 881:

Etammhatter. — Elle. — 4 Rabrn. — 2,232 lg
 
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