7. DAS BYZANTINISCHE MONUMENT
7.1 Allgemeines
Während seit der Aufnahme der Forschungen am sog. Lukasgrab im 19. Jahrhundert zumindest vereinzelt
Rekonstruktionsversuche für das kaiserzeitliche Monument erstellt worden sind''30, gibt es nur einen einzigen
konkreten Vorschlag für das byzantinische Gebäude. Wie oben bereits erwähnt hat lediglich J. T. Wood'’31
eine Rekonstruktion angeboten, wobei es sich bei dieser gemäß seiner Interpretation des Gebäudes weder um
einen Brunnen noch um eine byzantinische Kirche handelte. Vielmehr stellte der Bau seiner Meinung nach
das eigens für den namensgebenden Heiligen errichtete Grabmonument dar, während Wood die diesem
Ensemble zugehörige dem Lukas geweihte Kirche in der östlich anschließenden Marktbasilika (Woodsche
Basilika) erkennen wollte530 531 532.
Angesichts der archäologischen Untersuchungen der letzten Jahre ist es nunmehr möglich, erstmals einen
konkreten Rekonstruktionsvorschlag sowohl für die Unterkirche als auch für die Kirche auf dem Sockel, von
der nahezu nichts erhalten geblieben ist, vorzustellen. Im Falle der Unterkirche ist zudem eine genaue Diffe-
renzierung von zumindest drei unterschiedlichen Bau- bzw. Ausstattungsperioden möglich.
7.2 Beschreibung und Rekonstruktion
7.2.1 Unterkirche, Apsis, Raum A und Raum B
Die mit Abstand tiefgreifendsten Veränderungen (vgl. den schematischen Plan des in situ Bestandes, Taf. 12)
erfuhr das Gebäude im Zuge seiner Adaptierung, i. e. beim Umbau des Monopterosbrunnens in eine Kirchen-
anlage.
7.27.7 Phase 1
Die erste Phase (Taf. 52, 1; 53, 1) ist charakterisiert durch massive bauliche Änderungen wie die Errichtung
einer Reihe von neuen Mauerzügen bzw. die Niederlegung ganzer Teile des Kammersystems. Ob in diesem
Zusammenhang auch der Säulenkranz auf dem Podium abgetragen worden oder dieser zumindest eingestürzt
gewesen ist, konnte nicht mehr festgestellt werden, da keinerlei Informationen über den Zustand des kaiser-
zeitlichen Monumentes zu dieser Zeit vorliegen.
Hervorgehoben sei zunächst die statische Voraussetzung für den Bau einer Kirche auf dem Podium. Bei
dieser handelt es sich um die Rundmauer, für deren Errichtung die Längswände der Kammern knapp vor den
Pfeilern durchbrochen werden mussten. Auffallend ist die sehr sorgsame und konsequente Einbindung der
Rundmauer und der stehengebliebenen Kammerwände. In einigen Fällen nahm man sogar Rücksicht auf die
noch intakten T-förmigen Verlängerungen und band auch diese in den neuen Mauerzug ein. Durch diese
Baumaßnahmen verloren die ehemals von außen zugänglichen Kammern aber ihre ursprüngliche Funktion
und wurden zu bloßen Hohlräumen. Auch die Schließung sämtlicher Türöffnungen (Taf. 20, 3) ist mit dem
Kirchenbau auf dem Podium in direktem Zusammenhang zu sehen, wobei diese Maßnahme nicht etwa aus
optischen, sondern aus statischen Gründen gesetzt werden musste. Für eine solche Interpretation spricht vor
allem die Tatsache, dass auch die ehemals hohlen Zwischenräume zwischen den Orthostatenplatten und den
Pfeilern mit kleinteiligem, mit sehr hartem Kalkmörtel gebundenem Bruchsteinmaterial aufgefüllt wurden
530 Vgl. hierzu Kap. 1 und Kap. 6.1.
531 Wood 1975, 58.
Auch die bisweilen vorgeschlagene Interpretation der Marktbasilika als Synagoge konnte sich mangels überzeugender Hinweise
nicht durchsetzen, vgl. Keil 1964, 139. Eine Aufzählung der spärlichen jüdischen Funde in Ephesos findet sich bei Pülz - Stes-
kal 2004, 199 Amu. 2.
7.1 Allgemeines
Während seit der Aufnahme der Forschungen am sog. Lukasgrab im 19. Jahrhundert zumindest vereinzelt
Rekonstruktionsversuche für das kaiserzeitliche Monument erstellt worden sind''30, gibt es nur einen einzigen
konkreten Vorschlag für das byzantinische Gebäude. Wie oben bereits erwähnt hat lediglich J. T. Wood'’31
eine Rekonstruktion angeboten, wobei es sich bei dieser gemäß seiner Interpretation des Gebäudes weder um
einen Brunnen noch um eine byzantinische Kirche handelte. Vielmehr stellte der Bau seiner Meinung nach
das eigens für den namensgebenden Heiligen errichtete Grabmonument dar, während Wood die diesem
Ensemble zugehörige dem Lukas geweihte Kirche in der östlich anschließenden Marktbasilika (Woodsche
Basilika) erkennen wollte530 531 532.
Angesichts der archäologischen Untersuchungen der letzten Jahre ist es nunmehr möglich, erstmals einen
konkreten Rekonstruktionsvorschlag sowohl für die Unterkirche als auch für die Kirche auf dem Sockel, von
der nahezu nichts erhalten geblieben ist, vorzustellen. Im Falle der Unterkirche ist zudem eine genaue Diffe-
renzierung von zumindest drei unterschiedlichen Bau- bzw. Ausstattungsperioden möglich.
7.2 Beschreibung und Rekonstruktion
7.2.1 Unterkirche, Apsis, Raum A und Raum B
Die mit Abstand tiefgreifendsten Veränderungen (vgl. den schematischen Plan des in situ Bestandes, Taf. 12)
erfuhr das Gebäude im Zuge seiner Adaptierung, i. e. beim Umbau des Monopterosbrunnens in eine Kirchen-
anlage.
7.27.7 Phase 1
Die erste Phase (Taf. 52, 1; 53, 1) ist charakterisiert durch massive bauliche Änderungen wie die Errichtung
einer Reihe von neuen Mauerzügen bzw. die Niederlegung ganzer Teile des Kammersystems. Ob in diesem
Zusammenhang auch der Säulenkranz auf dem Podium abgetragen worden oder dieser zumindest eingestürzt
gewesen ist, konnte nicht mehr festgestellt werden, da keinerlei Informationen über den Zustand des kaiser-
zeitlichen Monumentes zu dieser Zeit vorliegen.
Hervorgehoben sei zunächst die statische Voraussetzung für den Bau einer Kirche auf dem Podium. Bei
dieser handelt es sich um die Rundmauer, für deren Errichtung die Längswände der Kammern knapp vor den
Pfeilern durchbrochen werden mussten. Auffallend ist die sehr sorgsame und konsequente Einbindung der
Rundmauer und der stehengebliebenen Kammerwände. In einigen Fällen nahm man sogar Rücksicht auf die
noch intakten T-förmigen Verlängerungen und band auch diese in den neuen Mauerzug ein. Durch diese
Baumaßnahmen verloren die ehemals von außen zugänglichen Kammern aber ihre ursprüngliche Funktion
und wurden zu bloßen Hohlräumen. Auch die Schließung sämtlicher Türöffnungen (Taf. 20, 3) ist mit dem
Kirchenbau auf dem Podium in direktem Zusammenhang zu sehen, wobei diese Maßnahme nicht etwa aus
optischen, sondern aus statischen Gründen gesetzt werden musste. Für eine solche Interpretation spricht vor
allem die Tatsache, dass auch die ehemals hohlen Zwischenräume zwischen den Orthostatenplatten und den
Pfeilern mit kleinteiligem, mit sehr hartem Kalkmörtel gebundenem Bruchsteinmaterial aufgefüllt wurden
530 Vgl. hierzu Kap. 1 und Kap. 6.1.
531 Wood 1975, 58.
Auch die bisweilen vorgeschlagene Interpretation der Marktbasilika als Synagoge konnte sich mangels überzeugender Hinweise
nicht durchsetzen, vgl. Keil 1964, 139. Eine Aufzählung der spärlichen jüdischen Funde in Ephesos findet sich bei Pülz - Stes-
kal 2004, 199 Amu. 2.