8. TOPOGRAPHISCH-URBANISTISCHE ÜBERLEGUNGEN
8.1 Vom 2. bis zum 4. Jahrhundert
Die bereits unter Kap. 6.6 wiederholt zitierten Untersuchungen der letzten Jahre zur Topographie von Ephe-
sos erbrachten eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen zur Stadtplanung. In der jüngst erschienenen Publika-
tion wurde auch in extenso auf den Stellenwert und die Bedeutung des Ensembles Quadriportikus-Brunnen-
anlage (sog. Lukasgrab) im innerurbanen Stadtgefiüge des kaiserzeitlichen Ephesos eingegangen812 (Taf. 4).
Da in diesem Rahmen auch die neuen Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen des Verf. und die
Interpretation als Maceilum großteils bereits Berücksichtigung fanden, bleibt nur mehr folgende Zusammen-
fassung anzuführen:
Der öffentliche Marktplatz lag an einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt, die vom östlichen Haupt-
tor direkt zum Staatsmarkt führte. Die Lage in unmittelbarer Nähe zum politischen Zentrum der Stadt sowie
direkt an der sog. Südstraße ist hierbei als deutliches Zeugnis für den Stellenwert dieser Stadtfläche im in-
nerurbanen Kontext zu werten. Die hervorgehobene Bedeutung wird auch in den Dimensionen des Markt-
platzes klar ersichtlich, der mit seiner aus zweieinhalb Insulae bestehenden Grundfläche nur von den beiden
Agorai sowie zwei weiteren Platzanlagen an exponierten Stellen der Stadt, und zwar dem sog. Maceilum auf
der ionischen Akropolis sowie einer Platzanlage an der Südseite der Arkadiane, übertroffen wird. Die Funk-
tion dieser beiden Platzanlagen ist allerdings unbekannt und ein merkantiler Zusammenhang allenfalls zu
vermuten813, aber nicht zu beweisen. Ähnliches gilt für zwei im Zuge der geophysikalischen Prospektion
nachgewiesene kleinere Platzanlagen im Süden bzw. im Südosten des sog. Lukasgrabes, die jeweils nur eine
Insula einnahmen. Sie könnten unter Umständen für die Nahversorgung der Bevölkerung in der Oberstadt
von Ephesos, in der offenbar vornehmlich Wohnareale und Werkstattviertel angesiedelt waren, verantwortlich
gewesen sein. Die Handelsplätze waren im Stadtgebiet derart verteilt, dass »jeder Einwohner von Ephesos
innerhalb von höchstens 300 m eine Brunnenanlage und einen Marktplatz zur Verfügung hatte«814.
Über die Bebauung des Areals in hellenistischer Zeit ist zu wenig bekannt, weshalb von konkreten Aus-
sagen zur städtebaulichen Stellung des Bereiches um das sog. Lukasgrab Abstand genommen werden muss.
Hervorgehoben sei lediglich die Tatsache, dass nach Ausweis der archäologischen Befunde sowie der geo-
physikalischen Prospektion offensichtlich nicht mit einer Insulagröße gerechnet werden kann, die mit jener
der römischen Kaiserzeit deckungsgleich ist815.
8.2 Die Zeit nach den Erdbebenkatastrophen des 4. Jahrhunderts
Die Kenntnisse zur Topographie der Stadt ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts sind zwar immer noch
rudimentär, doch erlauben die bisherigen Untersuchungen an zahlreichen Einzelmonumenten mittlerweile eine
grobe Charakterisierung der spätantik-frühbyzantinischen Stadt. Zur Beurteilung der städtebaulichen Situati-
on, in der zunächst der Marktplatz und schließlich die neue Kirche am Sattel zwischen den beiden Stadthügeln
zu liegen kamen, ist eine genauere Betrachtung des gesamten Stadtgebietes in frühbyzantinischer Zeit von-
nöten.
Das Erscheinungsbild von Ephesos ab dem ausgehenden 4. Jahrhundert816 ist von einer Entwicklung ge-
prägt, die nicht allein im Christentum und seinem steten Aufstieg begründet liegt. Vielmehr trugen seit dem
812 Vgl. hierzu vor allem Groh 2006, 94-96 sowie 102 f.
813 So zuletzt Groh 2006, 103.
814 Groh 2006, 103.
813 Zu den archäologischen Befunden, die eindeutig älter als die kaiserzeitlichen Strukturen sind, vgl. o. Kap. 5.6.3 und 6.6.2.
816 Vgl. hierzu Ladstätter - Pölz 2007 und Pülz 2010, jeweils mit weiterführender Lit. Zu den literarischen Quellen vgl. zudem
Külzer 2010.
8.1 Vom 2. bis zum 4. Jahrhundert
Die bereits unter Kap. 6.6 wiederholt zitierten Untersuchungen der letzten Jahre zur Topographie von Ephe-
sos erbrachten eine Vielzahl von neuen Erkenntnissen zur Stadtplanung. In der jüngst erschienenen Publika-
tion wurde auch in extenso auf den Stellenwert und die Bedeutung des Ensembles Quadriportikus-Brunnen-
anlage (sog. Lukasgrab) im innerurbanen Stadtgefiüge des kaiserzeitlichen Ephesos eingegangen812 (Taf. 4).
Da in diesem Rahmen auch die neuen Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen des Verf. und die
Interpretation als Maceilum großteils bereits Berücksichtigung fanden, bleibt nur mehr folgende Zusammen-
fassung anzuführen:
Der öffentliche Marktplatz lag an einer der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt, die vom östlichen Haupt-
tor direkt zum Staatsmarkt führte. Die Lage in unmittelbarer Nähe zum politischen Zentrum der Stadt sowie
direkt an der sog. Südstraße ist hierbei als deutliches Zeugnis für den Stellenwert dieser Stadtfläche im in-
nerurbanen Kontext zu werten. Die hervorgehobene Bedeutung wird auch in den Dimensionen des Markt-
platzes klar ersichtlich, der mit seiner aus zweieinhalb Insulae bestehenden Grundfläche nur von den beiden
Agorai sowie zwei weiteren Platzanlagen an exponierten Stellen der Stadt, und zwar dem sog. Maceilum auf
der ionischen Akropolis sowie einer Platzanlage an der Südseite der Arkadiane, übertroffen wird. Die Funk-
tion dieser beiden Platzanlagen ist allerdings unbekannt und ein merkantiler Zusammenhang allenfalls zu
vermuten813, aber nicht zu beweisen. Ähnliches gilt für zwei im Zuge der geophysikalischen Prospektion
nachgewiesene kleinere Platzanlagen im Süden bzw. im Südosten des sog. Lukasgrabes, die jeweils nur eine
Insula einnahmen. Sie könnten unter Umständen für die Nahversorgung der Bevölkerung in der Oberstadt
von Ephesos, in der offenbar vornehmlich Wohnareale und Werkstattviertel angesiedelt waren, verantwortlich
gewesen sein. Die Handelsplätze waren im Stadtgebiet derart verteilt, dass »jeder Einwohner von Ephesos
innerhalb von höchstens 300 m eine Brunnenanlage und einen Marktplatz zur Verfügung hatte«814.
Über die Bebauung des Areals in hellenistischer Zeit ist zu wenig bekannt, weshalb von konkreten Aus-
sagen zur städtebaulichen Stellung des Bereiches um das sog. Lukasgrab Abstand genommen werden muss.
Hervorgehoben sei lediglich die Tatsache, dass nach Ausweis der archäologischen Befunde sowie der geo-
physikalischen Prospektion offensichtlich nicht mit einer Insulagröße gerechnet werden kann, die mit jener
der römischen Kaiserzeit deckungsgleich ist815.
8.2 Die Zeit nach den Erdbebenkatastrophen des 4. Jahrhunderts
Die Kenntnisse zur Topographie der Stadt ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts sind zwar immer noch
rudimentär, doch erlauben die bisherigen Untersuchungen an zahlreichen Einzelmonumenten mittlerweile eine
grobe Charakterisierung der spätantik-frühbyzantinischen Stadt. Zur Beurteilung der städtebaulichen Situati-
on, in der zunächst der Marktplatz und schließlich die neue Kirche am Sattel zwischen den beiden Stadthügeln
zu liegen kamen, ist eine genauere Betrachtung des gesamten Stadtgebietes in frühbyzantinischer Zeit von-
nöten.
Das Erscheinungsbild von Ephesos ab dem ausgehenden 4. Jahrhundert816 ist von einer Entwicklung ge-
prägt, die nicht allein im Christentum und seinem steten Aufstieg begründet liegt. Vielmehr trugen seit dem
812 Vgl. hierzu vor allem Groh 2006, 94-96 sowie 102 f.
813 So zuletzt Groh 2006, 103.
814 Groh 2006, 103.
813 Zu den archäologischen Befunden, die eindeutig älter als die kaiserzeitlichen Strukturen sind, vgl. o. Kap. 5.6.3 und 6.6.2.
816 Vgl. hierzu Ladstätter - Pölz 2007 und Pülz 2010, jeweils mit weiterführender Lit. Zu den literarischen Quellen vgl. zudem
Külzer 2010.