1. EINLEITUNG
Nachdem die letzten archäologischen Untersuchungen am sog. Lukasgrab im Jahre 1908 durch das ÖAI
durchgeftihrt worden waren, blieb das Monument bis in die 1990er Jahre weithin von der wissenschaftlichen
Erforschung der Metropolis Asiae unberücksichtigt. Man glaubte den Bau soweit wissenschaftlich erarbeitet
zu haben, dass eine weitere Beschäftigung nicht notwendig erschien. Daher veränderte sich der Kenntnisstand
von 1908 während des gesamten 20. Jahrhunderts nicht mehr, da nicht nur feldarchäologische, sondern selbst
auch theoretische Studien am bzw. zum sog. Lukasgrab unterblieben. Dieser Umstand hängt unter anderem
mit der Tatsache zusammen, dass weder von den archäologischen Aktivitäten des 19. Jahrhunderts durch den
Engländer J. T. Wood noch von jenen des ÖAI zu Beginn des 20. Jahrhunderts detaillierte Grabungsdoku-
mentationen, i. e. Beschreibungen, Pläne, Skizzen oder auch Photos, vorliegen. So hatte man sich 1908 durch-
wegs auf pauschale Bemerkungen zu den laufenden Arbeiten im Rahmen der allgemeinen Tagebucheintra-
gungen durch den Grabungsleiter R. Heberdey beschränkt. Von den damals sichergestellten Funden haben
sich abgesehen von zwei Malereifragmenten1, die in das Kunsthistorische Museum in Wien gebracht wurden,
nur jene erhalten, die neben oder im sog. Lukasgrab deponiert worden waren. Bei diesen handelt es sich
durchwegs um Architekturfragmente, wobei allerdings alle als Skizzen aus den Publikationen des 19. Jahr-
hunderts bekannten Werkstücke nicht mehr auffindbar und offensichtlich verloren sind2. Zu den Fundumstän-
den von den heute vor Ort befindlichen Architekturfragmenten sind wiederum angesichts fehlender Inventar-
nummern oder auch eines -buches keine Aussagen möglich, weshalb auch nicht zu klären ist, welche Archi-
tekturfragmente im Laufe der Jahrzehnte aus der näheren Umgebung beim sog. Lukasgrab gesammelt und
welche tatsächlich vor Ort gefunden wurden. So erschien es sinnvoll, nicht alle Werkstücke in den Katalog
aufzunehmen, sondern sich vielmehr auf die Erfassung jener Architekturfragmente zu beschränken, die ein-
deutig oder zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit dem Rundbau zugeordnet werden können bzw. auf jene,
die im Zuge der jüngsten Grabungen freigelegt worden sind.
Für das offensichtliche Desinteresse an dem Monument war sicherlich auch der Bau der Asphaltstraße
nach Meryemana zu Beginn der 1950er Jahre verantwortlich, die durch das antike Stadtgebiet verläuft und
das sog. Lukasgrab vom später umzäunten Grabungsgelände und somit von den Besucherströmen abschneidet.
Heute liegt die von einem Zaun eingefasste Ruine auf der Südseite des kleinen Parkplatzes beim oberen Ein-
gang nach Ephesos und wird von Reisenden nur in den seltensten Fällen besichtigt. Allein Besucher aus der
Republik Korea zeigen verstärktes Interesse an dem Monument, spielt doch Lukas eine wichtige Rolle in der
christlichen Landeskirche3. Daher findet sich vor dem Monument auch eine vor einigen Jahren aufgestellte
Besuchertafel in koreanischer Sprache.
1.1 Forschungen im 19. Jahrhundert
Als Entdecker und erster Ausgräber des Monumentes gilt J. T. Wood, der 1865 auf den Bau aufmerksam
wurde: »In walking home one evening to the Chalet from my work in the Odeum, a distance of three miles,
my weary foot, scarcely lifted from the ground, struck against a block of marble which, on examination,
proved to be carved with the head of a Greek cross in a sunk panel. I excavated next day in this place, which
was not far from the Odeum ,..«4. Aufgrund dieses Marmorpilasters mit der Darstellung eines Zebus mit
eingemeißeltem Kreuz über dem Buckel (Taf. 7, 1; 58, 2) schlug Wood in Anlehnung an die Johannes-
1 s. u. Kap. 7.3.1.
2 VgL etwa Weber 1891, 41 Abb. 7.
3 Freundlicher Hinweis einer koreanischen Pilgergruppe im Jahre 2001.
4 Wood 1975, 56 f.
Nachdem die letzten archäologischen Untersuchungen am sog. Lukasgrab im Jahre 1908 durch das ÖAI
durchgeftihrt worden waren, blieb das Monument bis in die 1990er Jahre weithin von der wissenschaftlichen
Erforschung der Metropolis Asiae unberücksichtigt. Man glaubte den Bau soweit wissenschaftlich erarbeitet
zu haben, dass eine weitere Beschäftigung nicht notwendig erschien. Daher veränderte sich der Kenntnisstand
von 1908 während des gesamten 20. Jahrhunderts nicht mehr, da nicht nur feldarchäologische, sondern selbst
auch theoretische Studien am bzw. zum sog. Lukasgrab unterblieben. Dieser Umstand hängt unter anderem
mit der Tatsache zusammen, dass weder von den archäologischen Aktivitäten des 19. Jahrhunderts durch den
Engländer J. T. Wood noch von jenen des ÖAI zu Beginn des 20. Jahrhunderts detaillierte Grabungsdoku-
mentationen, i. e. Beschreibungen, Pläne, Skizzen oder auch Photos, vorliegen. So hatte man sich 1908 durch-
wegs auf pauschale Bemerkungen zu den laufenden Arbeiten im Rahmen der allgemeinen Tagebucheintra-
gungen durch den Grabungsleiter R. Heberdey beschränkt. Von den damals sichergestellten Funden haben
sich abgesehen von zwei Malereifragmenten1, die in das Kunsthistorische Museum in Wien gebracht wurden,
nur jene erhalten, die neben oder im sog. Lukasgrab deponiert worden waren. Bei diesen handelt es sich
durchwegs um Architekturfragmente, wobei allerdings alle als Skizzen aus den Publikationen des 19. Jahr-
hunderts bekannten Werkstücke nicht mehr auffindbar und offensichtlich verloren sind2. Zu den Fundumstän-
den von den heute vor Ort befindlichen Architekturfragmenten sind wiederum angesichts fehlender Inventar-
nummern oder auch eines -buches keine Aussagen möglich, weshalb auch nicht zu klären ist, welche Archi-
tekturfragmente im Laufe der Jahrzehnte aus der näheren Umgebung beim sog. Lukasgrab gesammelt und
welche tatsächlich vor Ort gefunden wurden. So erschien es sinnvoll, nicht alle Werkstücke in den Katalog
aufzunehmen, sondern sich vielmehr auf die Erfassung jener Architekturfragmente zu beschränken, die ein-
deutig oder zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit dem Rundbau zugeordnet werden können bzw. auf jene,
die im Zuge der jüngsten Grabungen freigelegt worden sind.
Für das offensichtliche Desinteresse an dem Monument war sicherlich auch der Bau der Asphaltstraße
nach Meryemana zu Beginn der 1950er Jahre verantwortlich, die durch das antike Stadtgebiet verläuft und
das sog. Lukasgrab vom später umzäunten Grabungsgelände und somit von den Besucherströmen abschneidet.
Heute liegt die von einem Zaun eingefasste Ruine auf der Südseite des kleinen Parkplatzes beim oberen Ein-
gang nach Ephesos und wird von Reisenden nur in den seltensten Fällen besichtigt. Allein Besucher aus der
Republik Korea zeigen verstärktes Interesse an dem Monument, spielt doch Lukas eine wichtige Rolle in der
christlichen Landeskirche3. Daher findet sich vor dem Monument auch eine vor einigen Jahren aufgestellte
Besuchertafel in koreanischer Sprache.
1.1 Forschungen im 19. Jahrhundert
Als Entdecker und erster Ausgräber des Monumentes gilt J. T. Wood, der 1865 auf den Bau aufmerksam
wurde: »In walking home one evening to the Chalet from my work in the Odeum, a distance of three miles,
my weary foot, scarcely lifted from the ground, struck against a block of marble which, on examination,
proved to be carved with the head of a Greek cross in a sunk panel. I excavated next day in this place, which
was not far from the Odeum ,..«4. Aufgrund dieses Marmorpilasters mit der Darstellung eines Zebus mit
eingemeißeltem Kreuz über dem Buckel (Taf. 7, 1; 58, 2) schlug Wood in Anlehnung an die Johannes-
1 s. u. Kap. 7.3.1.
2 VgL etwa Weber 1891, 41 Abb. 7.
3 Freundlicher Hinweis einer koreanischen Pilgergruppe im Jahre 2001.
4 Wood 1975, 56 f.