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Pülz, Andreas; Forstenpointner, Gerhard; Österreichisches Archäologisches Institut [Contr.]
Das sog. Lukasgrab in Ephesos: eine Fallstudie zur Adaption antiker Monumente in byzantinischer Zeit — Forschungen in Ephesos, Band 4,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.47141#0435
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15. Anthropologischer Befund: Die menschlichen Skelettreste aus dem sog. Lukasgrab 393
bruchs- und Mineralisationsverhältnisse der Zähne bei der Sterbealterschätzung berücksichtigt1075. Die Kör-
perhöhenschätzungen für die subadulten Individuen erfolgte nach F. Schmid und A. Künle1076.
Osteopathologische Veränderungen wurden nach allgemein verwendeten Lehr- und Handbüchern1077 erfasst
und differentialdiagnostisch beurteilt.
Für die Bestimmung der Minimum Number of Individuals (MNI) wurde nach T. White1078 1079 vorgegangen.
Um die Bestattungsfolge der Individuen aus dem Apsisgrab zu ermitteln, wurde neben einer taphonomi-
schen Auswertung der Grabungsfotos eine Liegezeitbestimmung über den noch vorhandenen organischen
Anteil im Knochenmaterial durchgeführt. Hierfür wurden Proben aus der Tibiamitte der einzelnen Individuen
entnommen und nach dem Glühen im Muffelofen bei 480 °C bzw. 1000 °C über den dadurch entstandenen
Gewichtsverlust das überdauerte organische Knochenkompartment geschätzt.

Tab. 1: Abkürzungen für einzelne Knochen im Text1079

Cranium
Collum und Truncus
Obere Extremitäten
Untere Extremitäten
FRO
Os frontale
ATL
Atlas
SCA
Scapula
COX
Becken
MAX
Maxilla
AXI
Axis
CLA
Clavicula
FEM
proximaler Femur
VOM
Vomer
CER
Vertebra cervicales
HUM
Humerus
PAT
Patella
NAS
Os nasale
THO
Vertebra thoracicae
RAD
Radius
TIB
Tibia
occ
Os occipitale
LUM
Vertebra lumbales
ULN
Ulna
FIB
proximale Fibula
PAL
Os palatinum
SAC
Os sacrum
CAR
Ossa carpi
TAL
Talus
PAR
Os parietale
COC
Os coccygis
MCA
Ossa metacarpalia
CAL
Calcaneus
SPH
Os sphenoidale
COS
Os costale
DIG
Ossa digitorum manus
TAR
Tarsus
TEM
Os temporale
STE
Sternum
MTA
Metatarsus
ZYG
Os zygomaticum
PHA
Digiti
MAN
Mandibula

15.3 Ergebnisse
Alle geborgenen Individuen waren reguläre Körperbestattungen, es fanden sich keine Überreste von etwaigen
Brandbestattungen.

15.3.1 Apsisgrab (So 5, SE 05/3 - SE 05/5)
Der Zustand des Grabinhaltes bei Auffindung des sogenannten Apsisgrab (Taf. 218) kann nur als im höchsten
Maß disloziert bezeichnet werden. Im Rahmen einer MNI-Analyse konnten insgesamt sieben Individuen
identifiziert werden. Im Folgenden die Einzelbefunde:

Individuum 1 (Sig.: EPH-LK-1, Taf. 219, 1)
Geschlecht: Morphologisch nicht bestimmbar
Sterbealter: Infans: 2.-3. LJ, Diaphysenlängen
Körperhöhe: 82 cm
Pathologien: Cribra cranii der Stufe 1, zumindest fünf Harris’sche Linien in der proximalen Tibiadiaphyse
(Taf. 223, 2)
Besonderheiten: Der Erhaltungszustand ist - verglichen zu den adulten Individuen in diesem Grab - relativ
gut, allerdings keine Bezahnung überdauert. Der rechte Humerus zeigt am distalen Ende einen Processus
supracondylaris, das ist ein phylogenetisch bedingter Knochenspom, der nur selten (-1%) vorkommt.

1075 Ubelaker 1989.
1076 Schmid - Künle 1958, 350-356.
11177 Brothwell - Sandison 1967; Janssens 1970; Steinbock 1976; Zivanovic 1982; Eder — Gedigk 1985; Holzner 1985; Ortner
2003.
1078 White 1992; White 2000.
1079 White 1992; Kanz 1999.
 
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