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Pülz, Andreas; Forstenpointner, Gerhard; Österreichisches Archäologisches Institut [Contr.]
Das sog. Lukasgrab in Ephesos: eine Fallstudie zur Adaption antiker Monumente in byzantinischer Zeit — Forschungen in Ephesos, Band 4,4: Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.47141#0086
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Das sog. Lukasgrab in Ephesos

handelt sich um das gleiche Material wie beim Rundbau, i. e. weißer Marmor mit graublauen Äderungen. Die
Verlegung der einzelnen Platten erfolgte in orthogonaler Weise, wobei im Bereich des Rundbaues großteils
eine Ostwestausrichtung festzustellen ist. Ausnahmen finden sich an der nördlichen Außenwand des Raumes
B und an der östlichen Außenwand der Apsis. Hier liegen die Platten nämlich in nordsüdlicher Richtung,
wofür ein kausaler Zusammenhang mit der nachträglichen Errichtung des Raumes B und der Apsis anzuneh-
men ist. Der Grund für die Nordsüdausrichtung der Platten auch in Sondage 13184 am westlichen Ende des
Hofes ist dagegen nicht ersichtlich.
Entlang der Stufenschicht des Rundbaues findet sich eine Aufschnürung auf jenen Platten (Taf. 31,4), die
unter die Stufenschicht geschoben sind und an die Euthynterieblöcke stoßen. Die unter der Stufenschicht
liegenden Plattenteile weisen zur besseren Haftung eine ca. 1-2 mm tiefe und ca. 4 cm breite Aufrauung der
Oberfläche (Taf. 31,3) auf. Die kreisförmige Aufschnürung unterscheidet sich sowohl in der Tiefe als auch
der Genauigkeit ihrer Ausführung von den bereits erwähnten Markierungen, denen die byzantinischen Mau-
erzüge im nordwestlichen Bereich des Rundbaues folgen. Bei den jüngeren Aufschnürungen wurde der
Meißel offensichtlich steiler angesetzt und wohl nur mäßig die Kontur vorgerissen, weshalb es zu deutlich
größeren seitlichen Absplitterungen kam.
Eine in situ liegende Platte vor Pfeiler 8 zeigt ein eingeritztes Spiel. Es weist drei Reihen zu je 13 Felder
auf, wobei das mittlere jeweils durch ein ,X’ gekennzeichnet ist. Spiele dieser Art erfreuten sich bekanntlich
großer Beliebtheit und finden sich nicht nur in Ephesos in zahlreichen Vergleichen185.
Der Erhaltungszustand der heute frei sichtbaren Pflasterung ist in großen Partien gestört und von Fehl-
stellen und späten Reparaturen gekennzeichnet.
Zu den Reparaturen durch Einsetzen von Spolienmaterial ist beispielsweise ein Pfeilerkapitell (KatNr. Lk
97 B 01 ’86) zu zählen, das südöstlich des Raumes B im Zuge von Reinigungsarbeiten im Jahr 1997 geborgen
wurde. Es war zur Gänze in den Boden eingelassen, so dass sein Oberlager als Fußbodenplatte fungieren
konnte. Das Kapitell ist abgesehen von kleineren Beschädigungen und Brüchen vollständig erhalten und
vielleicht der umgebenden Portikus zuzuordnen. Aufgrund seiner Ausführung als Pfeilerkapitell ist hierbei
wohl eine Positionierung in einer Ecksituation vorauszusetzen.
Spolien finden sich besonders zahlreich im Bereich nördlich der Westtreppe in der Pflasterung verlegt. Im
Konkreten handelt es sich um eine ganze Reihe von sekundär verwendeten Blöcken, die der Westwand des
kleinen Raumes als Unterbau dienten. Erwähnt sei etwa ein Marmorblock mit abgearbeitetem Fußprofil
(Lk 04 B 49 und Taf. 31, 1). Auf der mit einem feinen Zahneisen geglätteten Schauseite hat sich der untere
Teil einer Reliefdarstellung einer stehenden, vielleicht auch thronenden Person, die von zwei Raubkatzen
flankiert wird, erhalten. Da vom linken Raubtier nur ein kleiner Teil fehlt, kann das Relieffeld nur unwesent-
lich breiter gewesen sein. Von der frontal wiedergegebenen Figur haben sich nur das untere Ende des in
Falten zu Boden fallenden Gewandes sowie ihre Füße erhalten. Seitlich sind noch Reste eines bodenlangen
Mantels (?) zu erkennen. Allerdings könnte es sich hierbei aber auch um je ein nach außen gestelltes Bein
zweier hinter der Person stehender Figuren handeln. Wie zahlreiche Vergleiche gerade im ephesischen Raum
nahe legen, dürfte es sich um ein sog. Dreigötterrelief gehandelt haben, das im Zentrum Kybele, flankiert von
zwei Löwen, sowie im Hintergrund Hermes und eine weitere Gottheit zeigte187.
Nur zwei Meter südlich des Reliefblockes findet sich ein 153 x 75 x mindestens 15 cm großer Marmor-
block mit Resten einer Profilierung und lediglich einen Meter weiter ein etwa 150 x 90 x mindestens 13 cm
großer Block, auf dem sich neben Spuren einer Profilierung auch Reste eines abgearbeiteten, vegetabilen
Reliefs erhalten haben. An die Westtreppe stößt schließlich ein 83 x 50 x 12 cm großer Block mit geglättetem
Rand (ca. 15 cm breit) sowie einem leicht vertieften Feld mit eradiertem Girlandenrelief (?).

184 Zwar ist in der Sondage nur ein kleiner Ausschnitt der Pflasterung freigelegt worden, doch ist die Ausrichtung der wenigen
Platten eindeutig zu erkennen. Vgl. Kap. 5.6.2.
185 Vgl. etwa den Steinblock mit eingeritztem Spiel, der heute in der Osthalle der Tetragonos Agora liegt (unpubliziert) oder die
Vergleiche im Hanghaus 1, Lang-Auinger 1996, Abb. 132. Unter den zahllosen Vergleichen sei etwa der Spielstein auf der
Agora von Perge angeführt, Lavan 2006, 223 Abb. 4. Allgemeines zu Spielen dieser Art in der Antike bei Falkener 1892; Fi i rÄ
1998 und besonders Schädler 2007, 31-43.
186 Das Werkstück wurde 1997 in das Acik hava deposu des Efes Müzesi Selpuk gebracht.
187 Zu ephesischen Vergleiche s. Soykal 1998; Heinzel 1999, 35-42; M. Büyükkolanci 1999, 19-21. Allg. s. auch LIMC 8, 1 (s. v.
Kybele, 744-766) und 8, 2 (s. v. Kybele, 506-519) sowie Naumann 1983, 218-229.
 
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