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II. URSPRUNG, BEGRIFF UND WESEN DER EPHESISCHEN KURETEN

Vorliegende Arbeit will keine religionsgeschichtliche Studie zum Thema „Kureten“ sein.
Sie ergab sich aus der Thematik der Prytaneioninschriften gleichsam von selbst und will vielmehr
unter Hinweis auf bereits geleistete Vorarbeiten versuchen, zunächst das lokalspezifische Wesen
der ephesischen Kureten8 darzustellen, ihr Wesen und ihren Ursprung zu untersuchen und
sodann den Weg nachzuzeichnen, den sie im Laufe einer langen, zweifellos mehrhundertjährigen
Geschichte gegangen sind. Daß dabei den ersten beiden Jahrhunderten der Kaiserzeit ein ganz
besonderer Raum eingeräumt wurde, ergibt sich aus der unvergleichlich guten Quellenlage für
diese Epoche, in der die ephesischen Kureten als angesehener Kultverein den Höhepunkt ihrer
Entwicklung erreicht haben. Doch zurück zum Beginn. Wie nicht anders zu erwarten, liegt der
Ursprung der ephesischen Kureten im Dämmerlicht einer Frühzeit, die sich dem Zugriff histori-
scher Faktensuche auf der Basis schriftlicher Quellen entzieht. Wir sind daher auf das angewiesen,
was eine wesentlich spätere Zeit hierzu zu berichten weiß. Wichtigste Quelle ist der Exkurs Stra-
bons über den im Tal des Flüßchens Kenchrios9 und am Fuße des Berges Solmissos gelegenen
heiligen Bezirk von Ortygia, auf den der Autor im Rahmen der Darstellung seiner Topographie
von Ephesos (Geogr. XIV 1, 20 p. 639f. C) zu sprechen kommt:
,,’Ev δε τη αύτή παραλία μικρόν ύπέρ της θαλάττης έστί καί ή Όρτυγία, διαπρεπές άλσος παντο-
δαπής ύλης, κυπαρίττου δέ της πλείστης. Διαρρεΐ δέ ό Κέγχριος ποταμός, ού φασι νίψασθαι την Αητώ
μετά τάς ωδίνας. Ενταύθα γάρ μυθεύουσι την λοχείαν καί την τρόφον την Όρτυγίαν καί τό άδυτον έν
ώ ή λοχεία, καί την πλησίον έλαίαν, ή πρώτον έπαναπαύσασθαί φασι την θεόν άπολυθεΐσαν των ώδίνων.
Ύπέρκειται δέ του άλσους ορος ό Σολμισσός, όπου στάντας φασι τούς κουρήτας10 τω ψόφω των όπλων
έκπλήξαι την Ήραν ζηλοτύπως έφεδρεύουσαν, καί λαθεΐν συμπράξαντας την λοχείαν τή Λητοί. ’Όντων
δ’ έν τω τόπω πλειόνων ναών, τών μέν άρχα.ίων τών δ’ ύστερον γενομένων, έν μέν τοΐς άρχαίοις αρχαία
έστι ξόανα, έν δέ τοΐς ύστερον Σκόπα έργα· ή μέν Λητώ σκήπτρον έχουσα, ή δ’ Όρτυγία παρέστηκεν
έκατέρα τή χειρί παιδίον έχουσα. Πανήγυρις δ’ ένταΰθα συντελεΐται κατ’ έτος, έθει δέ τινι οι νέοι φιλο-
καλοΰσι μάλιστα περί τάς ένταΰθα εύωχίας λαμπρυνόμενοι· τότε δέ καί τών κουρητών άρχεΐον συνάγει
συμπόσια καί τινας μυστικάς θυσίας έπιτελεΐ.“

8 Zum Thema „Kureten“ im allgemeinen vgl. O. Immisch in W. H. Roschers Lexicon der griech. und
röm. Mythologie II (1894—1897), Sp. 1587ff.; J. Poerner, De curetibus et corybantibus, Diss. Halle (1913);
F. Schwenn, RE XI/2 Sp. 2202ff.; P. Grimal, Dictionnaire de la Mythologie Greque et Romaine (1951), S. 106
(mit einer Zusammenfassung der literarischen Quellen und Hinweisen auf Sekundärliteratur); H. G. Rose,
Griech. Mythologie (1955), S. 167f.; H. Jeanmaire, Couroi et Couretes (1939); für die ephesischen Kureten vgl.
besonders Poerner a. a. O. S. 284ff.; Ch. Picard, Ephese et Claros, Bibi, des Ecoles Franpaises d’Athenes et
de Rome 123 (1922), S. 277ff.; J. Keil, Kulte im Prytaneion von Ephesos in: Anatolian Studies presented to
W. H. Buckler (1939), S. 119ff.; auf den Ergebnissen Poerners und Picards beruht im wesentlichen auch Μ. P.
Nilsson, Gesch. d. griech. Religion (= Handb. der Altertumswiss. 5, 2), S. 350f. Sehr wertvoll ist der Artikel
von W. Fauth, Der kleine Pauly 3 Sp. 378ff.
9 Vgl. die Karte (Beilage III), S. 190.
10 Über die richtige Prosodie von ΚΟΥΡΗΤΕΣ (κούρητες oder κουρήτες) ist infolge der widersprüchlichen
Aussagen der hierzu Stellung nehmenden antiken Autoren (vgl. bei Poerner a. a. O. S. 401ff.) keine eindeutige
Klarheit zu gewinnen. Mit H. G. Liddell - R. Scott, A Greek-English Lexicon s. v. haben wir hier ebenso
wie in den epigraphischen Quellen der Schreibung κουρήτες den Vorzug gegeben.
 
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