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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Kolloquium zu Fragen der Theorie und Methodik der Industriellen Formgestaltung — 7 Teil 1.1983

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Nagy, Mária Éva: Die Rolle der Gesellschaftswissenschaften in der Ausbildung von Formgestaltern
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https://doi.org/10.11588/diglit.30599#0133

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Kunst und durch die Eunst existiere, untersucht die marxisti-
sche Ästhetik die außerkünstlerischen ästhetischen Erscheinun-
gen noch nicht intensiv genug. Wenn man irgendein ästhetisches
Handbuch hernimmt, so erfährt man, daß sich höchstens ein ein-

ziges Kapitel, meistens das vorletzte, mit den Eragen der räum-

%

lich-gegenständlichen Umwelt beschäftigt. Hoch stiefmütterli-
cher als dieser Sachverhalt werden nur noch Eragen der ästhe-
tischen Erziehung behandelt - diese pflegen Thema des letzten
Eapitels zu sein.-Wir kennen solche Begriffe wie Umwelt- und
Industrieästhetik, aber solche Wissenschaftszweige existieren
praktisch noch nicht, bzw. sie stecken noch in den Kinder-
schuhen.

Mir scheint, daß die Ausarbeitung der Umweltästhetik weder den
Ästhetikern noch den Eormgestaltern allzu sehr am Herzen liegt.
Vor einigen Jahren erschien ein sehr interessantes Büchlein in
Ungarn, die "Ästhetik des Alltagslebens" von Istvd!n Szerdahelyi.
Das Buch hatte praktisch kein Echo. Die Ästhetiker waren damals
eben mit den Kategorien des Realismus, der Volkstümlichkeit und
der Parteilichkeit beschäftigt, sie tangierten das G-ebiet der
Umweltkultur höchstens dann, wenn sie über die Kategorie der
Lukäcsschen doppelten Widerspiegelung polemisierten. Doch nahmen
auch die Pormgestalter nicht mit heller Begeisterung dieses
wegbereitende Büchlein auf. Ich habe den begründeten Verdacht,
daß die Pormgestalter ein solches Buch nicht gern lesen, worin
die Pormgestaltung und die Unterhaltungsmusik nebeneinander
analysiert werden. Sie kennen natürlich die These Uber die
prinzipielle Gleichwertigkeit der verschiedenen Sphären des
Ästhetischen, doch hören sie lieber etwas über die Verwandt-
schaft zwischen Pormgestaltung und bildenden Künsten, als über
die Verwandtschaft zwischen Pormgestaltung und den verschiede-
nen Erscheinungen des Alltagslebens.

Trotz allem bin ich davon überzeugt, daß die Pormgestalter an
einer Untersuchung der Umweltästhetik interessiert sind, weil
sie die Ergebnisse der umweltästhetischen. Untersuchungen für
ihre praktische Arbeit nicht entbehren können. Aufgrund dieser
Tatsache bin ich der Meinung, daß die Pächer Umwelt- und Indu-
strieästhetik in der Ausbildung von Pormgestaltern eine ent-

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